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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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Sehnsucht nach einem Kind ist jedoch so groß, dass sie nicht anders können und größte Unbequemlichkeiten und Gefahren auf sich nehmen wird, um meine Tochter zu retten …
    Solch grausame, herzlose Worte, die den wahren Grund für ihre Verzweiflung und ihren größten Wunsch, Mutter zu sein, enthüllten! Ihre Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. David hatte die Fassade eingerissen, die sie geschützt hatte, und ihre Schwäche und Verletzlichkeit ans Tageslicht gezerrt. Sie fragte sich, ob Alex Grant Davids Andeutung verstanden hatte, ob ihm bewusst geworden war, dass ihr Mann sie wegen ihrer Kinderlosigkeit gehasst hatte. Beim Gedanken an seine Verachtung wurde ihr übel.
    Nein, sie konnte sich nicht länger selbst belügen. Sie konnte nicht mehr so tun, als böte ihr das Leben alles, was sie sich wünschte. Die Wahrheit war äußerst schmerzhaft, schmerzhafter als jedes Gefühl, das sie sich bisher zugestanden hatte. Aber ihr war auch eine neue Chance gegeben worden. Sie musste dieses Kind retten, die kleine Nina Tatiana Ware, die allein, ungeliebt und verwaist in ein Kloster irgendwo in den arktischen Weiten abgeschoben worden war. Ihr Verstand und ihr Herz fixierten sich so hartnäckig auf die Notwendigkeit, dieses Kind zu sich zu holen, dass sie mit Sicherheit wusste, sie würde sich nicht mehr davon abbringen lassen. Mochte kommen, was wollte, sie würde Nina retten, nach Hause bringen und sie wie ein eigenes Kind aufziehen. Ihr angeborenes Bedürfnis zu geben, ein Bedürfnis, das nie richtig gestillt worden war, weil sie nie genug Menschen, Tiere und Anlässe zum Lieben gefunden hatte, brach sich nun mit aller Macht Bahn, und sie begann zu zittern vor Sehnsucht, Angst und Aufregung.
    „Lady Joanna!“
    In diesem Moment wollte sie nun wirklich nicht gestört werden. Sie unterdrückte einen undamenhaften Fluch, wischte die Tränen fort und drehte sich um. Alex Grant kam den Kiesweg entlang auf sie zu. Sie hätte wissen müssen, dass er sich nicht so leicht abweisen lassen würde. Er war nicht der Typ Mann, der sich friedlich zurückzog, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Sie merkte, dass sie keinen Ton hervorbringen konnte, ihre Kehle war wie ausgetrocknet. Wenn er mir jetzt sagt, es sei alles nur meine Schuld, weil ich David in die Arme anderer Frauen getrieben hätte, oder wenn er mich noch einmal auf seine herablassende Art fragt, was ich getan habe, um mir Davids Hass zuzuziehen, dann werde ich ihn wahrscheinlich in aller Öffentlichkeit ohrfeigen und auf den Skandal pfeifen.
    Alex Grant sagte gar nichts. Er setzte sich zu ihr auf die Bank und ließ den Blick über den grünen Park bis zu den angrenzenden Gebäuden schweifen. Das Schweigen dehnte sich aus und fühlte sich eigenartig tröstlich an. Der Wind fuhr leise raschelnd durch die grünen Blätter über ihren Köpfen und kühlte Joannas erhitzte Wangen. Die Geräusche der Stadt klangen gedämpft, als wären die großen Sorgen der Welt plötzlich weit weg.
    Joanna warf Alex einen Seitenblick zu. Er wirkte völlig entspannt; groß, schlank und elegant in seiner zwanglosen Jacke, Breeches und Stiefeln. Er sah aus, als fühlte er sich rundum wohl in seiner Haut. Das war ihr vorhin in Mr Churchwards Kanzlei gar nicht aufgefallen. Sie hatte ihn mit Gereiztheit und Misstrauen wahrgenommen, wie immer, wenn sie sich begegneten, aber sie hatte ihn sich nicht genau angesehen. Als er in seiner Ausgehuniform bei ihr zu Hause erschienen war, hatte er Respekt einflößend und kraftvoll gewirkt. Diese Kraft war immer noch da, wenn auch in milderer Form. Ein Schauer überlief sie. Genau wie David war auch Alex Grant ein Mann von großer körperlicher Präsenz und Stärke. Dennoch gab es einen Unterschied, den sie nicht genau zu bestimmen vermochte. Vielleicht war es ja ihr Gespür, das ihr sagte, dass Alex, anders als sein verstorbener Kamerad, diese Kraft und Stärke niemals missbrauchen würde. Doch dies Gespür war, wie sie sich in Erinnerung rief, schon immer ein unzuverlässiger Ratgeber gewesen.
    Trotzdem fühlte es sich seltsam beruhigend und friedlich an, wie er da neben ihr saß, die Ellbogen lässig auf den Knien abgestützt, der nachdenkliche Blick seiner dunklen Augen ausnahmsweise einmal nicht auf sie, sondern den Horizont gerichtet.
    „Ich finde heraus, welche Marineschiffe in die Arktis segeln, und nachdem ich es mit der Admiralität abgeklärt habe, reise ich zum Kloster Bellsund und hole Miss Ware für Sie von dort ab“, sagte

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