Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
Vom Netzwerk:
Selbstvorwürfe erwähnt, die er sich wegen Amelias Tod machte, und doch ließ ihn die Scham keinen Tag los. Er war derjenige gewesen, der Amelia gezwungen hatte, mit ihm zu reisen. Er war verantwortlich für ihren Tod.
    Anfangs hatten ihn seine Schuldgefühle förmlich aufgefressen, wie eine wilde Bestie hatten sie ihn beinahe vollständig verschlungen und vernichtet. Im Lauf der Zeit hatte er einen Weg gefunden, mit diesem Untier zu leben, es zu bändigen, ja beinahe, es in den Schlaf zu lullen. Und dann hatte Joanna Ware in ihrer Naivität den Entschluss gefasst, in die Arktis zu reisen, und die Bestie war wieder aufgewacht, mit genauso verheerenden Klauen wie früher. Alle seine Erinnerungen waren zurückgekehrt, um ihn heimzusuchen. Amelia war gereist – und deswegen gestorben. Und irgendwie, er wusste nicht warum und wollte es auch gar nicht wissen, schürte das seine Wut auf Joanna.
    „Du liest zu viele Gedichte, Purchase“, sagte er kurz angebunden und verdrängte die geheimen Gedanken und sich daraus womöglich ergebende Schlussfolgerungen. „Du hast zu viel Fantasie.“
    Purchase lachte. „Wenn du es sagst.“ Er beugte sich nach vorn. „Lady Joanna hat die gesamte Summe bar im Voraus bezahlt.“ Er machte eine vielsagende Handbewegung. „Was soll ich sagen? Ich bin Abenteurer, Grant, und solche Angebote schlage ich nicht aus. Dev und ich sind von ihr angeheuert worden. In einer Woche setzen wir die Segel.“
    „In einer Woche?“, rief Alex. „Das schaffst du niemals. Allein die Beschaffung der Vorräte nimmt viel mehr Zeit in Anspruch.“
    „Geld spricht eine klare Sprache“, erwiderte Purchase, „und das von Lady Joanna sprach sehr überzeugend.“
    „Das ist Wahnsinn.“ Alex sank gegen die Rückenlehne der Bank und verspürte eine Mischung aus Verzweiflung, Enttäuschung und widerwilliger Bewunderung, weil Lady Joanna bewiesen hatte, dass Beharrlichkeit zu ihren hervorstechendsten Eigenschaften zählte. „Ich vermute, dein Schiff ist noch nicht einmal so ausgerüstet, dass es mit dem Eis fertigwerden kann.“
    „Die Sea Witch ist kein Eisbrecher“, gab Purchase zu. „Ihre Außenwände sind nicht zusätzlich verstärkt, aber sie ist trotzdem ein widerstandsfähiges kleines Schiff.“
    „ Sea Witch “, wiederholte Alex. „Ein ausgefallener Name.“
    „Ich hielt ihn für passend“, erwiderte Purchase schmunzelnd. „Manchmal benimmt sie sich wie eine launische Frau.“ Er lachte. „Sie ist eine echte Herausforderung.“
    Alex drehte seinen Krug langsam auf dem Tisch herum. „Du willst dir das mit dem Auftrag nicht noch einmal überlegen?“
    Purchase schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, Grant.“
    „Dann nimm mich mit auf die Reise“, verlangte Alex.
    „Als Mitglied der Mannschaft?“ Purchase lächelte.
    „Als Gast. Ich bezahle auch dafür.“
    „Warum?“
    „Weil ich ebenfalls Nina Wares Vormund bin und mich verpflichtet fühle, für ihre Sicherheit zu sorgen.“
    Purchase betrachtete ihn nachdenklich. „Es sieht so aus, als wäre es eine kluge Entscheidung von Ware gewesen, dich mit zum Vormund zu bestimmen, Grant. Du magst ihn hassen, weil er dir diese Last aufgebürdet hat, aber du wirst trotzdem immer deine Pflicht erfüllen.“
    „Durchaus“, stimmte Alex zu. Verbittert dachte er, dass er am vergangenen Tag mehr als je zuvor zwischen seinem Ehrenkodex und seinen Neigungen geschwankt hatte. „Also?“
    „Du musst Lady Joanna fragen, ob du mitkommen darfst“, erklärte Purchase grinsend; er genoss diese Situation sichtlich. „Sie hat das letzte Wort.“
    Alex fluchte. „Purchase!“
    „Keine Sorge, du kannst dir die Passage immer noch als Schiffsjunge verdienen, falls sie Nein sagt.“ Er grinste noch breiter, bis Alex schließlich widerwillig ebenfalls lächeln musste. „So ist es schon viel besser. Was zum Teufel ist eigentlich passiert, das du eine Laune hast wie ein Bär mit Kopfschmerzen?“
    „Lady Joanna stellt meine Geduld auf eine harte Probe“, erwiderte Alex knapp. Er dachte daran, wie sie trotzig erklärt hatte, Obst nach Spitzbergen mitnehmen zu wollen, um Skorbut vorzubeugen, und wie sie darauf beharrt hatte, ihre Kleidung würde warm genug für die arktische Kälte sein. Wieder befiel ihn äußerste Gereiztheit. Er hatte nicht gewusst, ob er sie schütteln oder küssen sollte, und die Tatsache, dass er sie überhaupt küssen wollte, war genau sein Problem.
    „Aha.“ Purchase richtete sich wieder auf. „Lady Joanna ist eine schöne Frau

Weitere Kostenlose Bücher