Der Hauch von Skandal (German Edition)
Joanna zurück.
„Ihre Ausdrucksweise ist höchst unziemlich für eine Dame. Das ist mir schon einmal aufgefallen.“
„Ach ja?“ Joanna war immer noch verstimmt. Alex’ Nähe war dabei nicht gerade hilfreich. Sie spürte seine muskulöse Brust an ihrem Rücken, und seine kräftigen Oberschenkel hielten sie sicher im Sattel. Sein Atem streifte ihre Haare im Nacken, sie bekam eine Gänsehaut. „Diese Ausdrucksweise habe ich von meinem Onkel gelernt“, sagte sie und klang ein wenig heiser. „Er war Geistlicher und verfügte über ein enormes Vokabular rund um die Hölle und das Fegefeuer.“ Sie seufzte. „Was wollen Sie von mir, dass Sie sich veranlasst sahen, mich in aller Öffentlichkeit zu entführen?“
„Ich will mit Ihnen reden“, erwiderte Alex. „Und zwar ohne Zuhörer. Ich möchte Ihnen etwas erklären.“
„Da gibt es nichts zu erklären.“ Joanna drehte sich halb zu ihm um. Das erwies sich als Fehler, denn der Abstand zwischen ihnen war wirklich nur sehr gering. Seine Arme hielten sie fest umfangen, seine Miene wirkte hart und verschlossen. Eine Unmutsfalte hatte sich auf seiner Stirn gebildet, und um seinen Mund lag ein grimmiger Zug. „Sie haben Ihre Berühmtheit ausgenutzt, um mich dazu zu zwingen, Ihre Begleitung zu akzeptieren.“ Sie war zornig, aber noch mehr fühlte sie sich verraten. Sie und Alex mochten ständig streiten, aber sie hatte ihn für aufrichtig und über diese Form von Doppelzüngigkeit erhaben gehalten. Jetzt kam sie sich wie ein naives Dummchen vor, weil ihr körperliches Verlangen nach ihm sie dazu gebracht hatte, ihn fälschlich für einen guten Menschen zu halten.
„Ich sagte bereits, so war es nicht!“, entgegnete er heftig, und plötzlich klang sein schottischer Akzent durch. So viel Leidenschaft schwang in seiner Stimme mit, dass Joannas Herz einen Schlag aussetzte. „Lady Joanna …“ Er verstummte. „Sie wollten mir eine Büroarbeit in der Admiralität zuweisen“, fuhr er schroff fort. „Mich in der Londoner Gesellschaft herumreichen als ihr gehätschelter Held und Forscher. Aber ich will nicht ihr braves Schoßhündchen sein. Lieber gebe ich mein Offizierspatent zurück.“
Das war die Wahrheit, rein und ungeschminkt. Joanna wusste es, kaum dass er die Worte ausgesprochen hatte. So vieles lag in seiner Stimme, so vieles, das er nicht in Worte fassen konnte. Er sah sie an, und ihr war, als geriete ihre ganze Welt ins Wanken. Ihre Sinne schienen plötzlich übermäßig geschärft. Sie spürte seinen Blick wie eine körperliche Berührung, ja wie eine Liebkosung auf ihrem Gesicht. Sie konnte seinen Atem hören.
„Joanna“, sagte er leise.
Sie erschauerte prompt. „Nicht“, erwiderte sie. „Nutzen Sie meine verdammungswürdige Empfänglichkeit für Sie nicht aus, um das zu bekommen, was Sie wollen.“
Er lächelte, und seine Zähne blitzten weiß in seinem gebräunten Gesicht. „Donnerwetter, Sie durchschauen mich sehr gut.“
„Ich will Sie zurückweisen“, murmelte Joanna. „Das will ich wirklich.“
„Ich weiß.“
Sie merkte, dass er seine Sitzhaltung leicht veränderte, spürte seine Arme ein wenig fester um sich. Ihr war klar, dass er spürte, wie heftig sie im Innern mit sich rang. Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihr aus – glühendes Verlangen, gepaart mit großer Sehnsucht nach seiner Stärke und seinem Schutz. „Hölle, Tod und Teufel aber auch“, sagte sie voller Inbrunst. Warum konnte sie ihn nicht einfach zurückweisen und ihn seiner Zukunft überlassen, die er ihr so treffend beschrieben hatte? Das hatte er mit Sicherheit verdient. Joanna hasste ihre eigene Schwäche, aber sie konnte nicht leugnen, dass sie sich ihm auf seltsame Weise verbunden fühlte.
„Sehr bildhaft. Auch eine der Redensarten Ihres Onkels?“
„Ja.“ Sie sah ihn an. „Sie wissen, dass ich Sie nicht mag?“
„Das ist wohl kaum zu übersehen.“
„Es würde gewisse Regeln zwischen uns geben müssen.“ Ihr entging nicht, wie still er plötzlich wurde, als er begriff, dass sie kurz davor war zu kapitulieren.
„Gut“, erwiderte er vorsichtig.
„Keiner von uns wird je mit dem anderen über David sprechen“, fuhr Joanna fort. „Niemals. Unser Abkommen dient allein Ninas Wohlergehen.“ Seine Überraschung war ihm deutlich anzusehen; er hatte offensichtlich eine andere Bedingung von ihr erwartet.
„Ich dachte, Sie würden mir eines Tages Ihre Version der Beziehung zu Ware erzählen wollen“, sagte er langsam.
„Nein, das werde
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