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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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Familiennamen gebracht.“
    Joanna nahm ihm gelassen die Zeitung ab und breitete sie auf dem Frisiertisch aus. Es war in der Tat eins der schlimmeren Skandalblätter, und die Karikatur in der Mitte der Seite war nicht dazu angetan, den Zorn eines von Haus aus so griesgrämigen Mannes wie John Hagan zu beschwichtigen. Im Zentrum des Bildes saß Alex wie ein Riese rittlings auf der Erdkugel; in der einen Hand eine Flagge schwenkend, in der anderen ein Schwert – ganz ähnlich wie die Eisskulptur auf Lotties Ball. Joanna fragte sich flüchtig, ob der Karikaturist auch auf dem Ball gewesen war. Alex sah streng und distanziert aus, ein Abenteurer, der den Blick zum Horizont gerichtet hielt. Zu seinen Füßen wuselten kleine Gestalten in Marineuniform herum. Joanna erkannte Charles Yorke an seinem hellen Haar und dessen Bruder an dem kantigen Kinn und dem neidvollen Gesichtsausdruck. Auf einer Tribüne drängten sich jubelnde Förderer einschließlich des Prinzregenten und seiner Brüder, diverser Boxer und leichter Mädchen. Und da war sie selbst, mit derangierter Kleidung und offenem Haar, wie sie sich an Alex’ Bein klammerte und darum bettelte, mit ihm auf Reisen gehen zu dürfen. Die Karikatur war witzig, intelligent und sehr grausam.
    „Ach du liebe Güte!“ Joanna presste die Hand an ihren Mund.
    „Genau.“ Hagan wippte auf den Fersen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und hatte seinen Lieblingsgesichtsausdruck aufgesetzt – spießige Selbstgefälligkeit. „In der Tat, ach du liebe Güte.“
    „Die Karikatur ist sehr lustig“, wagte Joanna einzuwerfen.
    Hagan warf ihr einen finsteren Blick zu. „Das sagen ausgerechnet Sie, obwohl Sie darauf aussehen wie ein leichtes Mädchen?“
    „Der Prinzregent ist mit einem Eierkopf dargestellt worden, und Lord Yorke sieht aus wie ein Gartenzwerg“, betonte Joanna. „Ich finde, ich bin noch relativ glimpflich davongekommen.“
    Hagan zog ein verächtliches Gesicht. „Es überrascht mich nicht, dass Sie so denken. Das passt genau zu Ihrem Benehmen. Sie blamieren mich und Ihren verstorbenen Ehemann und finden das auch noch lustig.“ Er riss ihr die Zeitung aus der Hand. „Aber jetzt ist Schluss mit Ihrem flatterhaften Leben. Sie gehen nach Maypole.“
    „Wie bitte?“ Joanna erschrak zutiefst.
    „Ein ruhiges Dasein auf dem Land ist genau das Richtige für Sie. Sie werden sich aus der Stadt zurückziehen.“
    Joannas Herz klopfte plötzlich zum Zerspringen. „Ich reise in die Arktis und hole das Kind meines verstorbenen Mannes“, verbesserte sie ihn vorsichtig. „Mein Benehmen fällt nicht in Ihren Zuständigkeitsbereich, Cousin John. Ich bedauere, dass ich Ihrem Wunsch nicht nachkommen kann, aber Ninas Wohlbefinden hat für mich jetzt oberste Priorität.“
    Auf Hagans Gesicht erschienen rote Flecken. „Sie benehmen sich nicht wie eine anständige Dame“, empörte er sich. „Es ist eine Schande. Sie werden diesen absurden Plan aufgeben, zum Nordpol zu reisen und Wares kleinen Bastard zu retten. Sie werden das Kind nicht adoptieren.“ Er packte sie so fest am Handgelenk, dass sie zusammenzuckte. „Wenn Sie auf dieser aberwitzigen Reise bestehen, will ich leider nichts mehr mit Ihnen zu tun haben. Dann finden Sie bei Ihrer Rückkehr kein Zuhause mehr in London vor, und ich werde dafür sorgen, dass Sie niemand mehr empfängt, geschweige denn Aufträge für Sie hat.“
    Verächtlich schnaubend ließ er sie los und wandte sich von ihr ab. In seinem überkorrekten Abendanzug sah er bucklig und bösartig aus.
    Joanna bohrte die Fingernägel in ihre Handflächen. Sie versuchte, sich zu beruhigen und einen Ausweg aus diesem Durcheinander zu finden. Hagan war, wie sie wusste, schon glücklich, wenn wenigstens der Anstand gewahrt wurde. Bevor Alex Grant nach London gekommen war, bevor Davids Brief Wellen geschlagen hatte wie ein Kieselstein, den man in einen stillen See geworfen hatte, war Hagan mit ihrem Lebenswandel recht zufrieden gewesen. Er hatte sie sogar als eine Zierde für den Namen Ware betrachtet, mit ihrem Stilgefühl, ihrer Eleganz und ihrer Beliebtheit in der Gesellschaft. Joanna war davon überzeugt, dass John Hagan ihr allein aus diesen Gründen überhaupt einen Heiratsantrag gemacht hatte. Er war kein Mann von großer Leidenschaft; für ihn musste alles konventionell und ordentlich zugehen. Er hatte David Wares elegante Witwe gesehen und sich gedacht, sie könnte ein schmückendes Beiwerk für ihn abgeben. Er hatte bereits zwei Ehefrauen

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