Der Hauch von Skandal (German Edition)
atemberaubender als zuvor, und alles um sie herum versank in gleißendem weißem Licht. Sie hörte, wie Alex ihren Namen raunte, als er sich in ihr verströmte, und glaubte, nie etwas Süßeres gehört zu haben. Eng aneinandergeschmiegt und schwer atmend lagen sie da, sein harter Körper ganz dicht an ihrem weichen, beide schweißüberströmt. Schließlich strich Alex ihr das Haar aus dem Gesicht und küsste sie zart auf den Mund. Es war die zärtlichste Liebkosung, die sie je erlebt hatte. Sie fühlte sich restlos befriedigt und merkte, wie sie schläfrig wurde. Eigentlich hätte sie aufstehen und nach Hause gehen sollen, aber im Moment war sie zu glücklich, um sich bewegen zu können. Ehe sie sich versah, war sie eingeschlafen.
Ein paar Stunden später erwachte sie. Die Kerzen waren heruntergebrannt, und die Luft roch nach Talg. Joanna verspürte eine köstliche Trägheit, sie fühlte sich restlos zufrieden und vollkommen. Einen Moment lang drifteten ihre Gedanken ins Leere. Sie wusste nicht genau, wo sie war, aber es war ihr gleichgültig. Dann kehrte die Erinnerung zurück, und sie setzte sich ruckartig auf.
Ihr Blick fiel auf Alex. Er sah so jung und verwundbar aus, nicht streng und ernst wie sonst. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, und ein Gefühl der Zärtlichkeit beschlich sie. Die Bettdecke war ihm bis zur Taille heruntergerutscht und enthüllte seine straffe, muskulöse Brust. Dunkle Bartstoppeln bedeckten seine Wangen und das Kinn; die Augen mit den langen schwarzen Wimpern waren geschlossen. Still saß Joanna da. Ein ungewohntes, erdrückendes Gefühl in ihrer Brust machte ihr das Atmen schwer. Es war nicht Erschrecken, Scham oder sonst ein Gefühl, das sie erwartet hätte, nachdem sie nackt im Bett eines Mannes aufgewacht war, den sie erst eine knappe Woche kannte. Es hatte auch nichts mit Angst vor der Zukunft oder Bedauern über die Vergangenheit zu tun. Sie wusste nicht, was es war, aber sie empfand es ausgerechnet für Alex Grant, und das machte ihr Angst. Tödliche Angst.
Es war nicht die Verliebtheit, die sie vor ihrer Hochzeit für David Ware empfunden hatte. Nicht einen Augenblick lang hatte sie für Alex dieses blinde, bedingungslose Bedürfnis nach Hingabe verspürt, mit dem sie David so offen und am Ende doch so vergeblich entgegengetreten war.
Ihr war klar, was Lottie sagen würde, wenn sie davon wüsste. Sie konnte beinahe Lotties Stimme hören: „Was du empfindest ist Dankbarkeit, Liebes, denn im Gegensatz zu David hat Alex sich ganz deinem Vergnügen im Bett gewidmet! Du hast einen neuen Zeitvertreib entdeckt und die Lust kennengelernt …“
Lottie, da war sie sich sicher, würde locker, respektlos und wahrscheinlich sehr, sehr eifersüchtig reagieren. Aber bloße Dankbarkeit oder Überraschung über etwas neu Entdecktes erklärte noch nicht Joannas Gefühle, und es war sicherlich das Beste, sich nicht allzu intensiv damit zu befassen. Manchmal hatte es Vorteile, oberflächlich zu sein.
Vorsichtig versuchte Joanna aufzustehen, ohne ihn zu wecken. Sie konnte ihre Kleidungsstücke überall auf dem Fußboden verstreut sehen. Das silberne Kleid würde nie wieder so werden wie zuvor, aber wenn sie die kleinen Perlmuttknöpfe aufsammelte, konnte Madame Ermine vielleicht noch etwas davon retten. Joanna würde sich natürlich eine Ausrede einfallen lassen müssen, wie es dazu gekommen war, dass alle Knöpfe abgerissen …
Alex hatte ihre Bewegung gespürt. Er streckte träge einen Arm aus und zog sie wieder neben sich ins Bett. Plötzlich geriet Joanna beinahe in Panik, ihre Gefühle drohten sie zu ersticken, und sie wollte nur noch fort. Alex hielt sie jedoch ganz fest.
„Also …“, sagte er. Seine Stimme klang belustigt, freundlich und warm. Joanna verspürte eine jähe Sehnsucht; sie wünschte sich diese Nähe, wusste aber, dass die nur eine Illusion war. „Haben wir ein Abkommen?“
„Ich weiß es nicht“, erwiderte Joanna. „Haben wir eins?“
Sie sah, wie er lächelte. „Ich glaube schon. Ich werde dich heiraten und dich – und Nina – unter den Schutz meines Namens stellen. Im Gegenzug wirst du ihr, Merryn und auch Chessie, wenn du möchtest, ein Zuhause bieten. Und …“, er strich über ihren Bauch, und sie erschauerte, „…du wirst mir einen Erben für Balvenie schenken.“
Einen Moment lang glaubte Joanna, ihn nicht richtig verstanden zu haben, doch dann erstarrte sie. Plötzlich fiel ihr Devlins Bemerkung auf Lotties Ball wieder ein, dass es keinen Erben für
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