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Der Hauch von Skandal (German Edition)

Der Hauch von Skandal (German Edition)

Titel: Der Hauch von Skandal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Cornick
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lügen und sagen können, dass ich einigermaßen passabel aussehe“, murmelte sie erstickt.
    „Ich lüge nie.“ Die Matratze gab nach, als Alex sich zu ihr setzte.
    Joanna erstarrte. Warum blieb er? Sie wollte nicht, dass er blieb. Er sollte fortgehen und sich mit Devlin über Frachtraumkapazitäten unterhalten oder mit Owen Purchase über Navigation oder worüber Seeleute während einer Reise eben so sprachen. All diese Themen interessierten sie absolut nicht.
    „Ich habe dir Haferbrei mitgebracht.“
    Haferbrei. Wie abscheulich. Ihr drehte sich der Magen um. „Bitte, nimm ihn wieder mit.“
    „Nein.“ Er verlagerte sein Gewicht. „Du wirst ihn essen. Es reicht. Frazer hat dir immer wieder Brühe gekocht, und du hast seine Gefühle verletzt, indem du nichts davon gegessen hast. Wenn du nicht bald etwas isst, wirst du tatsächlich krank.“
    „Tatsächlich krank?“ Ohne nachzudenken, setzte Joanna sich ruckartig auf, und die muffige Decke rutschte von ihren Schultern. „Glaubst du, ich tue nur so, als wäre ich krank?“
    Sie sah, wie er schmunzelte, und hasste ihn beinahe dafür. „Nein, natürlich nicht. Viele Menschen leiden unter Seekrankheit, und das ist sehr kräftezehrend. Aber sobald du wieder festen Boden unter den Füßen hast, verfliegt sie wie durch Zauberei.“
    Joanna lehnte sich zurück. „Dann weck mich bitte erst wieder auf, wenn Land in Sicht ist.“
    „Nein.“ Fassungslos merkte sie, dass Alex ihr die Decke wegzog, und versuchte verzweifelt, ihn daran zu hindern. „Ich bin es leid“, fuhr er fort. „Du wirst jetzt etwas essen und dann aufstehen. Wir segeln an der Westküste Spitzbergens entlang. Langsam musst du anfangen, dich auf unsere Ankunft vorzubereiten. Außerdem“, ein neuer Unterton stahl sich in seine Stimme, der sich anhörte wie Stolz oder Begeisterung oder beides, „solltest du die Aussicht genießen. Sie ist herrlich.“
    „Die einzige Aussicht, die ich genießen will, ist die auf festen Boden, kurz bevor ich ihn betrete“, gab sie mürrisch zurück.
    „Hör auf, dich selber zu bemitleiden“, sagte Alex streng. „Du benimmst dich wie ein verwöhntes Kind.“
    Joanna warf das Kopfkissen nach ihm. Er lachte und fing es auf, ohne den Teller mit dem Haferbrei fallen zu lassen.
    „Steh auf, Joanna.“ Um seine Mundwinkel zuckte noch immer ein Lächeln. „Soll ich dir vielleicht einen Spiegel bringen, damit du siehst, wie dringend nötig es ist, dass du dich frisch machst?“
    „Nein!“ Joanna wusste, dass sie eitel war, aber sie hatte immer geglaubt, es gäbe schlimmere Sünden als den Wunsch, möglichst gut auszusehen. Jetzt jedoch fühlte sie sich nicht nur verwahrlost, sondern beinahe schmerzhaft verlegen. Unter seinem Blick, mit dem er sie in diesem desolaten Zustand sah, wurde ihr plötzlich heiß. Sie musste an die Nacht denken, die sie zusammen im Grillon’s Hotel verbracht hatten. Seltsam, dachte Joanna. Jetzt, da sie rechtmäßig mit ihm verheiratet war, fühlte sie sich auf einmal befangen in seiner Gegenwart. In jener Nacht waren sie einander so nah und so vertraut gewesen, doch die anschließend getrennt verbrachten Tage hatten sie wieder daran erinnert, dass sie sich im Grunde fast fremd waren. Sie fühlte sich unbeholfen und hatte das Gefühl, ihn kaum zu kennen.
    „Ach, dann gib mir eben den Teller“, brauste sie resignierend auf. Unter Alex’ zufriedenem Blick begann sie hastig, ein paar Löffel Brei zu essen. Er schmeckte überraschend gut. Ihr Magen beruhigte sich, und plötzlich merkte sie, wie hungrig sie war.
    Sie leerte den Teller mit großem Appetit, und als sie den Kopf hob, merkte sie, dass Alex die Augen fest auf sie gerichtet hatte. „Das war gut“, gab sie widerstrebend zu. „Vielen Dank.“ Sie seufzte. „Es tut mir leid, dass ich Frazer beleidigt habe.“
    Alex nickte. „Ich bin sicher, er verzeiht dir, wenn du seinen Eintopf aus gekochten Basstölpeln probierst.“ Er sah, dass sie blass wurde, und fügte hastig hinzu: „Obwohl ich derjenige war, der heute den Haferbrei gekocht hat.“
    Joanna starrte ihn an. „Du?“
    „Natürlich. Seeleute müssen lernen, kreativ zu sein.“ Er neigte den Kopf zur Seite. „Ich nehme an, du kannst nicht kochen?“
    Joanna ärgerte sich über den Tonfall, mit dem er die Frage gestellt hatte – so als rechnete er mit einem Nein. „Natürlich nicht“, erwiderte sie. „Warum sollte ich auch kochen wollen? Ich bin die Tochter eines Earl.“ Ihre Tante hatte versucht, ihr die

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