Der Hauch von Skandal (German Edition)
runzelte die Stirn. „Hat er dir das nie erzählt?“
„Nein“, gab Alex zu. „Frazers Vergangenheit war immer ziemlich geheimnisumwoben.“ Er fragte sich, was sein mürrischer Steward seiner Frau noch alles anvertraut haben mochte. „Ich hoffe nur“, entfuhr es ihm, „er hat nicht auch etwas über mich erzählt?“
„Warum sollte er so etwas tun?“, gab sie leichthin zurück. „Er ist der Inbegriff der Diskretion.“
„Ja, natürlich“, bestätigte Alex hastig. „Das ist er wirklich. Ich freue mich, dass es dir inzwischen gesundheitlich wieder so gut geht, dass du eine Erfrischung zu dir nehmen möchtest, Joanna“, fuhr er fort, „aber ich muss dir leider sagen, dass das Teeservice bei dem Sturm zerbrochen ist. Ihr werdet Metallbecher benutzen müssen. Aber überprüft vorher, ob der Koch die Becher nicht mit Essig desinfiziert hat, um die Kornkäfer zu bekämpfen.“
Joanna schüttelte sich. „Wie unangenehm kann diese Reise denn noch werden, liebster Alex?“
„Noch sehr viel unangenehmer“, erwiderte Alex grimmig. Wie es schien, entglitt ihm seine Frau wieder und verwandelte sich vor seinen Augen zurück in die Londoner Joanna. Er war fest entschlossen, sie sich zurückzuholen. „Joanna …“, sagte er und hielt sie fest, als sie an ihm vorbeigehen wollte, „auf ein Wort, bitte.“ Er nickte Lottie knapp zu und fixierte sie mit einem strengen Blick, als sie keine Anstalten machte, sich zu entfernen. Schließlich stolzierte sie gekränkt davon.
„Alex?“ Joanna sah ihn fragend an.
„Ja.“ Seine Finger schlossen sich fester um ihr Handgelenk. „Nenn mich nicht Liebster“, sagte er. „Außer, du meinst es wirklich so.“
Ihre Augen wurden schmal. „Das ist doch nur so ein Ausdruck“, verteidigte sie sich. „Es hat gar nichts zu bedeuten.“
„Eben.“ Er sah hinab auf Max in seinem leuchtend roten Mäntelchen, den sie immer noch auf dem Arm trug. „Und benutze diesen Hund nicht als Schutzschild“, fügte er hinzu. „Er ist zu klein, um aktiver Mitstreiter sein zu können.“
Er beugte sich nach vorn und küsste sie. Er spürte ihre Überraschung, aber zu seiner großen Freude versuchte sie nicht, vor ihm zurückzuweichen. Bereitwillig öffnete sie ihre Lippen, und sie schmeckte himmlisch, süß wie Honig und frisch und kühl wie Schnee. Nach einer Weile nahm er ihr Max ab, setzte ihn energisch auf die Decksplanken und zog Joanna fester an sich, um sie richtig küssen zu können. Der große rote Hut war ihm im Weg, daher löste er die Schleife und warf ihn zur Seite. Dann grub er die Finger in ihr Haar und machte Frazers sorgfältige Arbeit damit zunichte. Er hörte, wie Joanna unter seinen Lippen leise protestierte, und küsste sie noch leidenschaftlicher, bis er spürte, dass sie nachgab und sich hingebungsvoll an ihn schmiegte. Die Welt um sie herum versank, es gab nur noch Joanna und nichts anderes mehr für ihn – ihre Berührung, ihr Duft, ihr Geschmack und sein eigenes glühendes Verlangen. Ihm war, als könnte er niemals genug von ihr bekommen.
Eine Windböe erfasste das Schiff, es krängte stark nach Steuerbord, und die beiden wurden voneinander getrennt. Alex packte Joanna an den Armen, um sie festzuhalten. Sie war außer Atem, ihre Wangen waren gerötet von der kalten Luft, ihre Augen leuchteten und ihre braunen Locken tanzten wild im Wind. Ihr Gesicht spiegelte grenzenlose Überraschung wider, aber auch noch etwas anderes – eine aufwühlende Leidenschaft, die seinen Puls in die Höhe trieb. Plötzlich durchströmte ihn ein so machtvolles Verlangen, dass es ihn selbst erschreckte. Er hob die Hand und berührte zart ihre Wange, doch dann sah er, dass sie nicht allein waren, und ließ den Arm langsam wieder sinken.
„Auf einem Schiff gibt es einfach keine Privatsphäre“, stellte er bedauernd fest und lächelte sie an.
Dev war den Niedergang hinaufgekommen und hatte den roten Hut aufgefangen, der über das Deck getrudelt war und beinahe über die Reling davongeflogen wäre. Er reichte ihn Joanna mit einer eleganten Verbeugung. „Lady Grant …“
Joanna nahm ihm den Hut dankend ab und lächelte anmutig. Sie schien sich rasch gefasst zu haben, doch als sie Alex zum Abschied einen verstohlenen Seitenblick zuwarf, wirkte sie immer noch ein wenig scheu und verblüfft. Sie hob Max hoch und eilte die Stufen hinunter, um nach Lottie zu sehen.
„Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass ich bis Bellsund mit euch reise“, verkündete Dev. „Von dort aus
Weitere Kostenlose Bücher