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Der Hauptmann von Koepenick

Der Hauptmann von Koepenick

Titel: Der Hauptmann von Koepenick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Zuckmayer
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Irene.
    OBERMÜLLER
in dumpfer Verzweiflung Ich muß sofort beim Regimentsadjutanten anrufen – plötzliche Herzattacke – nein, Fieber – Bronchialkatarrh – oder doch Herz – Herz is besser –
    FRAU OBERMÜLLER
Fanny, gehnse raus! Fanny murrend ab Du rufst nicht an! Du nimmst dich zusammen, das fehlt noch, daß du jetzt einfach schlappmachst – wenn’s um die Wurst geht! – Versucht, ihm mit Gewalt die Uniform zu schließen.
    OBERMÜLLER
Au, au!!
    FRAU OBERMÜLLER
Was denn au, ich tu dir doch nicht weh, halt doch mal still – da – Sie behält einen Fetzen Stoff mit dem Knopf in der Hand.
    OBERMÜLLER
aufs Bett sinkend Jetzt is alles aus –
    FRAU OBERMÜLLER
wie rasend ans Telephon Potsdam!! Potsdam 324!!!!
    OBERMÜLLER
tragisch Das hat keinen Zweck mehr. Wenn sie jetzt noch nicht – Wozu hab ich mich überhaupt gemeldet.
    FRAU OBERMÜLLER
Potsdam 324!!
    OBERMÜLLER
Ich müßte ja gar nicht mehr. Nur du hast es gewollt.
    FRAU OBERMÜLLER
Ich muß aber Verbindung kriegen!! 324!!
    OBERMÜLLER
Aus Renommiersucht. Aus purer weiblicher Eitelkeit. Der Freundinnen wegen.
    FRAU OBERMÜLLER
So, jetzt bin ich wieder dran schuld.
    OBERMÜLLER
Im Amt bleibt so viel Wichtiges liegen – Die Hausglocke schrillt, Frau Obermüller fährt hoch.
    FRAU OBERMÜLLER
Es hat geschellt!!
    OBERMÜLLER
völlig verstört Geschellt – wieso geschellt – geschellt – es hat doch geschellt!!
    FRAU OBERMÜLLER
springt auf, arrangiert sich Wormser!
    OBERMÜLLER
Es hat doch geschellt –
    DIE KINDER
stürmen herein, hinter ihnen Wabschke, einen neuen Uniformrock überm Arm.
    IRENE
Vater! Da isse, wir habense!!
    HELLMUT
Nun aber rasch, Vater, mitn Auto schaffste’s noch!!
    WABSCHKE
Ich hab die Taxe gleich halten lassen, der Zähler, steht schon uff siebzehn fuffzich. Von Potsdam hierher is ’n orntliches Ende. Guten Morjn die Herrschaften, wünsche wohl jeruht zu haben.
    OBERMÜLLER
ist aufgesprungen, völlig verwandelt Na, Kinder, wozu die Aufregung, ich hab ja gewußt, daß es noch klappt, Wormser wird mich doch nich im Stich lassen, nich wahr? Gebense mal her.
    FRAU OBERMÜLLER
auf Wabschke losfahrend Na hör mal! Nicht im Stich? Is ja unerhört, die Uniform war für spätestens Mitternacht versprochen, jetzt kommtse in letzter Minute!
    WABSCHKE
Gnädige Frau, de letzte Minute is immer de beste Minute. Wat hätte Ihr Herr Jemahl uff Mitternacht in Uniform sollen machen, da hat er doch jescheiter ins Bett jelegen.
    FRAU OBERMÜLLER
Glauben Sie vielleicht, wir hätten heute nacht ein Auge zugetan?
    WABSCHKE
Det is schade. Int Manöver wird der Herr Bürgermeister womöglich auch nich zu die nötije Bettruhe kommen. Da heißt et Singt
»Steh ick in finstrer Mitternacht
Janz einsam auf der stillen Wacht –«
    DIE KINDER
fallen ein.
    OBERMÜLLER
Ruhe!! Meinen Säbel her! Er hat die Uniform angezogen, Wabschke zieht sie noch ein wenig zurecht.
    WABSCHKE
Na, wat sagense jetzt, Herr Bürgermeister. Sitzt se oder sitzt se nich?
    OBERMÜLLER
schnallt unter, setzt die Mütze auf Fanny, den Handkoffer und die Mäntel! Nein, gleich ins Auto!
    FANNY
erscheint in der Tür Nu sieht der Herr Bürjermeister aber janz echt aus. Wie ’n Offizier.
    OBERMÜLLER
in bester Laune Na, soll ich vielleicht wie ’n Briefträger aussehn? Na, Thildchen, wie is?
    FRAU OBERMÜLLER
In Ordnung! So kannste dich sehen lassen.
    IRENE
Einfach süß, Papa.
    HELLMUT
Is der Säbel auch scharf? Haste kein’ Offiziersrevolver?
    OBERMÜLLER
Kommt, Kinder, ihr könnt mich zum Auto begleiten. Adieu, Thildchen, auf Wiedersehn.
    FRAU OBERMÜLLER
küßt ihn Und du rufst an, sobald du ’n freien Abend hast, dann gehn wir aus, ich bringe Junghansens mit, nich wahr?
    OBERMÜLLER
Selbstverständlich, Thildchen. Macht’s gut, Kinder. Hab ich meine Uhr? Ja – Herrgott, Geld muß ich einstecken.
    WABSCHKE
Det wär keen Fehler.
    OBERMÜLLER
Also adieu, fahren Sie mit, Wabschke?
    WABSCHKE
Nee, ick nehme de Stadtbahn. Viel Vagniegn, Herr Bürjermeister, Heil und Sieg! Hipp hipp, hurra!
    OBERMÜLLER
mit den Kindern ab.
    WABSCHKE
Ick kann Ihnen sagen, gnädige Frau, det war ’n Stick Arbeet. Um sechse ham wa anjefangen, un denn de janze Nacht in eine Schicht, ohne Abendbrot. Aber was tut man nich alles fürs Vaterland, nich?
    FRAU OBERMÜLLER
Hier, nehmen Sie die alte Uniform gleich mit, sagen Sie Herrn Wormser ’n schönen Gruß, er soll sie als Anzahlung übernehmen und auf der Rechnung abziehen.
    WABSCHKE
betrachtet die Uniform Die macht ooch keen Belach

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