Der Hausflug
Soße.“
Sie betraten das Innere des Raumschiffes. Ein endlos wirkender wabenförmiger Gang öffnete sich vor ihnen, metallisch schwarz schimmernd, an dessen Decke sich Bündel von Rohren entlangzogen und dessen Wände immer wieder von ovalen Luken unterbrochen wurden, Türen, wie sich schnell herausstellte. Xindy führte Jonas vielleicht zwanzig Schritte den Gang entlang, dann öffnete er eine der Luken.
„Mein Zimmer“, erklärte er.
Auf den ersten Blick ein Raum, wie es Jonas vielleicht auch auf einem irdischen Raumschiff hätte vorfinden können, Boden, Wände und Decken aus Metall, in der Mitte ein Tisch und drei Sessel, deren Rückenlehnen nur an der linken Seite mit dem Unterteil verbunden waren und dazwischen einen breiten Spalt frei ließen – für den Schwanz!
„Setz dich“, forderte Xindy ihn auf.
Jonas setzte sich und sprang sofort wieder auf. Der Sessel hatte sich bewegt.
„Der ist ja lebendig“, rief er.
„Nur eine Automatik, die sich deiner Figur anpaßt“, erklärte Xindy. „Versuch es noch einmal!“
Der Sessel veränderte augenblicklich die Höhe des Sitzes, verformte die Rückenlehne, formte sogar eine Ausbuchtung für das Atemgerät. Jonas lehnte sich zurück, der Sessel kroch sofort in eine Position, in der Jonas bequem saß.
„Klasse!“ rief er. „Solche Stühle sollten die Menschen auch bald erfinden!“ Wie oft mußte er sich mit harten, zu hohen oder zu niedrigen Stühlen herumquälen – und Vater mit seinen langen Beinen erst!
„Mein Bett.“ Xindy zeigte zu der Koje, die Jonas längst als Bett identifiziert hatte.
„Ebenso bequem wie der Stuhl?“ fragte Jonas.
„Natürlich. Die Zeit, da wir uns mit unbequemen Möbeln herumplagen mußten, ist lange vorbei.“ Xindy trat an die rechte Wand. Sobald er die Hand an das Metall legte, öffneten sich Türen, gaben den Blick auf Schränke frei. Einige waren Kleiderschränke, in den meisten aber befanden sich Kästen und Geräte, aus denen Jonas sich keinen Reim machen konnte. Xindy zeigte auf die linke Wand.
„Und das hier ist…“ Xindy, vielmehr der Übersetzungscomputer, suchte offensichtlich nach einem passenden Wort, „Bildschirm“, sagte er schließlich.
Xindy schnippte mit den Fingern, die Wand leuchtete auf, zeigte das Bild einer blauen Ebene unter rostrotem Himmel, über den gelbe und orange Wolken träge dahinzogen. Der Boden war mit Gräsern und Blumen bedeckt, blaues Gras und Blumen in allen Farben. In der Ferne ein dichter Wald, auch er blaugrün. Ein Bild tiefsten Friedens.
„So also sieht es bei dir zu Hause aus“, sagte Jonas.
„Nicht überall auf dem Chlm“, erwiderte Xindy. „Das hier ist die Landschaft, in der ich groß geworden bin, deshalb liebe ich diesen Anblick.“
„Zeig mir eine Stadt“, bat Jonas. „Ihr habt doch Städte wie wir?“
„Nein, ganz andere. Sie liegen unter der Erde. Unter der Oberfläche des Chlm“, verbesserte er sich.
„Warum denn das?“
„Wir haben nicht allzuviel Landfläche, der größte Teil des Chlm ist von Wasser bedeckt, weit mehr noch als auf der Erde. Und nur ein Teil des Landes ist bewohnbar; es gibt weite Wüstenstriche.“
„Könnt ihr die denn nicht bewohnbar machen?“
„Wir könnten schon, aber wir haben uns anders entschieden. Bereits unsere Vorfahren haben den Planeten fast völlig wieder in seinen ursprünglichen, natürlichen Zustand zurückversetzt. Städte, Fabriken, die Verkehrsmittel, das Energienetz – alles Technische ist unter die Oberfläche verbannt worden, so ist unser Planet heute ein riesiger Naturpark, verstehst du?“
„Keine schlechte Idee“, meinte Jonas. „Vielleicht machen wir das auch mal.“
„Bestimmt, ihr seid ja noch jung“, sagte Xindy lächelnd. Er ließ das Bild verschwinden, Kolonnen von vielfarbigen Hieroglyphen und Zeichen tauchten auf.
„Das sind unsere Zahlen und Buchstaben“, erklärte Xindy. Dann kamen in schneller Folge verwirrende Diagramme. „Ich kann mich von hier aus mit dem Zentralcomputer und allen Geräten des Raumschiffes verbinden“, sagte Xindy. Schließlich blieb ein Bild stehen, das Jonas sofort erkannte: die Erde, freischwebend im Raum. Der Ausschnitt wurde kleiner, zeigte nur noch den Atlantik und Nordeuropa, dann nur noch die Ostsee und in ihr einen leuchtenden Punkt: das Raumschiff.
„Fahren wir erst einmal in die Zentrale“, sagte Xindy.
Auf dem Gang hingen plötzlich zwei „Teller“ buchstäblich in der Luft. Xindy setzte sich auf den ersten und forderte Jonas
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