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Der Hausflug

Titel: Der Hausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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noch immer eine junge Zivilisation. Ihr aber, ihr führt noch Kriege…“
    „Kein Mensch will Krieg“, warf Jonas ein.
    „Aber ihr führt sie. Warum? Darüber solltet ihr nachdenken, zumal ihr jetzt Waffen habt, mit denen ihr euren Planeten zerstören und eure Art für immer vernichten könnt. Ein Planet, auf dem Leben möglich ist, ist eine seltene Kostbarkeit, man muß ihn mit allen Mitteln beschützen. Aber ihr Menschen tut so, als wäre es ganz selbstverständlich, daß es Leben auf der Erde gibt, und als ob das immer so sein muß. Ihr könnt das Leben auf der Erde auch schon ohne Atomkrieg zerstören: Wenn ihr nicht sorgsam mit eurem Planeten umgeht. Sterben nicht schon überall Wälder auf der Erde, sind nicht schon viele Flüsse tot, wird die Luft nicht von Tag zu Tag giftiger? Das habe ich aus eurem Fernsehen erfahren. – Was tut ihr dagegen?“
    „Ja, das stimmt“, sagte Jonas. Und wir alle, hatte Vater einmal gesagt, sind verantwortlich. Es ist unsere Erde, die da zerstört wird; wir haben nur die eine.
    „Dein Vater hat recht“, sagte Xindy. „Aber da ihr selbst dahinterkommt, ist noch Hoffnung. Ich hoffe für euch, daß ihr zur Vernunft kommt, bevor es zu spät ist. Ihr Menschen wäret nicht die ersten, die die Chance des Lebens verspielen würden. Im Sonnensystem des Kilm, wie wir es nennen, gab es eine junge Zivilisation, die sich selbst vernichtete – dreißig Milliarden Kilmer! Sie lebten auf zwei miteinander verfeindeten Planeten. Zu ihrem Unglück entdeckten die Kilmer das Geheimnis der Schwerkraft, bevor sie reif dafür waren. Sie ließen gegenseitig ihre Monde auf die Planeten stürzen; die Planeten zerbrachen in tausend Stücke, und niemand hat es überlebt. Es gibt keine Kilmer mehr.“
    „Das ist ja entsetzlich“, sagte Jonas.
    „Verstehst du jetzt, warum ich um jeden Preis das Geheimnis der Schwerkraft vor euch bewahren muß? Solange ihr Menschen Kriege führt, wäre es nur verhängnisvoll. Schlimm genug, daß ihr schon die Atomspaltung entdeckt habt, bevor ihr reif genug wart, ohne Krieg und Waffen zu leben; wenn ihr die Atomwaffen einsetzt, die ihr jetzt schon habt, bleibt von der Erde nur noch Staub übrig.“
    Jonas saß stumm vor dem Küchentisch. Er hatte das Brot weggelegt, die Dose mit Braten von sich geschoben; der Appetit war ihm vergangen. Xindy nahm die Dose in die Hand, besah sich den Inhalt.
    „Was ich dich schon lange fragen wollte“, sagte er, „stimmt es wirklich, daß ihr noch Tiere tötet und eßt?“
    „Ja“, stieß Jonas hervor. „Wir sind eben Barbaren. Es soll sogar noch Menschenfresser geben.“
    „Entschuldige bitte, daß ich eben so heftig wurde“, sagte Xindy, „du bist ein feiner Kerl. Wenn alle Menschen so wären wie du!“
    „Leider gibt es noch immer viele wie El Jefe“, gab Jonas zu. Er blickte Xindy an, legte seine Hand auf Xindys Arm. „ich laß dich nicht alleine nach Spanien fliegen, ich komme mit.“
    „Das würdest du wirklich tun?“
    „Ungern, das gestehe ich, aber allein bist du doch verloren. Komm, wenn wir gleich losfliegen…“
    „Ich schaffe es schon“, sagte Xindy. „Ich brauche ja nur ein Faß.“
    „Für den Flug zu dir nach Hause?“ Jonas blickte ihn ungläubig an. „Quer durch die Milchstraße mit einem Faß Quecksilber? Das sagst du doch nur, um mich zu beruhigen.“
    „Wirklich“, sagte Xindy. „Quecksilber ist nicht der eigentliche Treibstoff, es ist…“, der Computer brauchte einen Augenblick, um ein passendes Wort zu finden, „so etwas wie ein Katalysator, ein…“
    „Ich weiß“, unterbrach Jonas, „ein Stoff, der bei manchen chemischen Vorgängen vorhanden sein muß, der die Reaktion erst in Gang setzt oder die Geschwindigkeit beschleunigt, ohne sich dabei zu verändern oder zu verbrauchen. Stimmt’s?“
    „Ja, so ähnlich“, sagte Xindy. „Nur handelt es sich hier nicht um einen chemischen Vorgang, und das Phlochl verbraucht sich mit der Zeit. Aber ein Faß reicht. Du mußt wirklich nicht noch einmal nach Spanien.“
    „Du auch nicht“, sagte Jonas. „Ich hatte geglaubt, daß du für dein riesiges Raumschiff auch riesigen Mengen Quecksilber brauchst; wenn es nicht mehr ist – so viel finden wir bestimmt in Mutters Werk. Wie spät ist es?“
    „Gleich vierzehn Uhr“, sagte Xindy.
    „Was trödeln wir dann noch hier rum?“ rief Jonas.
     
     
     
    W ir Menschen seien „noch sehr jung“, hat Xindy gesagt. Ich kann das Alter der Menschheit nicht mit dem der Chlmianer vergleichen,

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