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Der Hausflug

Titel: Der Hausflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Maschinenpistole auf ihn richtete, schickte er mit einem Tritt auf das Dach des gegenüberliegenden Hauses, dann rannte er los. Nur fort, erst einmal weg von hier.
    Er hetzte den Weg entlang, an einem Schuppen vorbei, einem zweiten, dann stutzte er, lehnte sich schweratmend gegen die Wand. Hier war er bestimmt falsch. Wo mochte das Haus sein? Da hörte Jonas etwas in der Ferne.
    „Jonas – Jonas – Jonas –.“ Er lief auf die Stimme zu, an der Ecke wurde sie lauter, dann erblickte er Xindy am Ende dieses Weges.
    Xindy hielt in jeder Hand einen kleinen Kasten, immer wieder drehte er sich blitzschnell um, blickte hinter sich.
    „Hier!“ schrie Jonas. „Hier bin ich, Xindy!“ Er gestikulierte wild mit den Armen, Xindy sah ihn, kam angerannt, blieb plötzlich stehen, stellte sich mit dem Rücken gegen die Wand des Hauses, Sekunden später bogen zwei Soldaten um die Ecke. Sie blieben stehen, erstarrten buchstäblich, fielen um, blieben wie leblos liegen. Xindy beugte sich zu ihnen hinunter.
    In diesem Augenblick tauchte ein dritter Soldat zwischen Jonas und Xindy auf, kam zwischen zwei Schuppen hervor. Als er Xindy sah, riß er die Waffe hoch. Bevor er abdrücken konnte, hatte Jonas ihn schon über den Schuppen geschleudert. Er stürzte zu Xindy, wollte ihm um den Hals fallen, doch die Beine versagten ihm den Dienst, die Knie knickten einfach ein, Xindy fing ihn auf.
    Dann trug er ihn zum Haus. Auf der Handfläche. In der anderen Hand hielt er seinen Kasten schußbereit, doch sie erreichten das Haus, ohne noch einmal auf Soldaten zu treffen. Jonas konnte kaum noch die Augen offenhalten. Dann riß er sie auf, so weit er noch konnte, starrte in den Spiegel im Hausflur.
    War er das, dieses verquollene Gesicht voller blutiger Striemen, dieses Monstrum mit der rotblauen dick geschwollenen Nase? Ihm wurde schwarz vor Augen.

Das siebzehnte

    Überraschendes Erwachen
Weißbrot aus Spanien
Sind die Menschen „Barbaren“?
     
    Jonas blinzelte gegen die Sonne, die hoch am Himmel stand und mit den Wolken Versteck spielte. Verwundert stellte er fest, daß er am Strand lag. Am Hang einer Düne. Und nackt. Nur wenige Meter von ihm klatschte die Brandung mit leisem Schmatzen auf den Strand. Der Sand ließ ihn sofort an Ostsee denken; er nahm eine Handvoll, ließ die feinen Körner zwischen den Fingern hindurchrieseln, behielt eine kleine weiße Muschel zurück. Bestimmt war das die Ostsee. Wie kam er hierher?
    Xindy – mit einem Schlag fiel ihm alles wieder ein: Almadena, El Jefe, Ramirez, der Keller…
    Wo war Xindy? Vielleicht da draußen im Meer, in seinem Raumschiff? War Xindy am Ende schon gestartet? Wer weiß, wie lange er schon hier lag. Der Sonne nach mußte es etwa Mittag sein. Aber welcher Tag war es? Er fühlte sich derart munter und erholt, daß er unmöglich nur ein paar Stunden geschlafen haben konnte. Aber dann war jetzt – Freitag? Vielleicht gar Sonnabend. Und Vater würde verzweifelt nach ihm suchen.
    Jonas richtete sich auf die Ellenbogen, zog die Knie schon an, um aufzustehen, da fiel ihm auf, daß nichts mehr weh tat. Er faßte sich an die Wangen, sie waren nicht mehr geschwollen. Auch die Handgelenke nicht, und die Wunden auf den Händen waren verheilt – das mußte doch Tage gedauert haben. Hatte er am Ende alles nur geträumt? Vielleicht waren auch Xindy und das Raumschiff vom Chlm nur ein Traum. Wie aber kam er dann hierher? Oder träumte er noch? Er kniff sich in den Arm. Nein, er war wach.
    Jonas ging zum Wasser hinunter, stellte sich in die See, sprang schleunigst zurück. Das Wasser war eiskalt. Und der Strand war leer, so weit er blicken konnte. Solch ein Strand würde selbst in der Vorsaison überlaufen sein – aber wenn es wirklich erst Frühjahr war, was machte er dann an der Ostsee? Es gab nur eine Erklärung: Xindy hatte ihn hierhergebracht. Jonas ging zur Düne zurück.
    „Xindy?“ rief er.
    „Ja, hast du ausgeschlafen?“
    „Scheint so. Wo bist du?“
    „Ganz dicht bei dir. Zwei, drei Schritte nach links, und du stößt an die Hauswand. Ich sitze auf dem Flur, und die Tür ist offen, damit ich dich sehen und hören kann…“
    „Und meine Gedanken lesen.“
    „Nein, das geht nur im Haus. Soll ich es kurz sichtbar machen, damit du es findest?“
    „Ich möchte noch ein bißchen draußen bleiben.“ Jonas setzte sich, atmete tief ein. „Ich liebe diesen Geruch von Tang und Meer.“
    „Wie fühlst du dich?“
    „Etwas durcheinander. Welchen Tag haben

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