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Der heilige Erwin und die Liebe

Der heilige Erwin und die Liebe

Titel: Der heilige Erwin und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasna Mittler
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Speise erinnert, die er als Erwin einmal hatte kosten dürfen.
    Entsetzt blickt Olli-Lolli ihn an und presst seinen Zeigefinger an die Lippen.
    Â» ’ tschuldigung«, murmelt Gott kleinlaut.
    Aber Erwin scheint wieder nichts bemerkt zu haben. »Zweimal Curry und zwei große Apfelschorlen!«, bestellt er.
    Â»Bratwurst wäre mir eigentlich lieber gewesen«, murmelt Olli-Lolli leise in Richtung Tischplatte.
    Als Erwin kurz darauf ein Pappschälchen vor dem Jungen platziert, kann Gott nicht an sich halten. Der appetitliche Duft der Wurst ist überwältigend. Er springt auf die Hinterbeine, stützt sich mit einer Vorderpfote an Olli-Lollis Bauch ab, so dass der Junge rückwärts taumelt, und schleckt mit der Zunge einmal über das Essen. Ein Stückchen Wurst bekommt Er dabei zu fassen und verschlingt es mit einem Bissen.
    Â»He!«, ruft Olli-Lolli empört aus. »Das ist meine Wurst!«
    Erwin steht daneben und hält sich den Bauch vor Lachen. »Na«, bringt er schließlich hervor und wischt sich mit dem Handrücken ein Tränchen aus dem Augenwinkel, »der hat aber Hunger, dein Frido!« Dann schiebt er dem Jungen sein eigenes Schälchen zu, das er noch nicht angerührt hat. »Hier, nimm«, sagt er. »Ich habe eh keinen Hunger.«
    Â»Danke«, sagt Olli. »Und was mache ich jetzt damit?« Er zeigt auf die angeschleckte Wurst.
    Â»Na komm schon, lass ihn doch auch was abhaben!«, sagt Erwin. »Der weiß eben, was gut ist!«
    Der Junge stellt Gott das Schälchen vor die Vorderpfoten, und der stürzt sich schwanzwedelnd auf die Mahlzeit. Lecker! Mit Fridos langer Zunge schleckt Gott noch die letzten Reste aus den Rillen, die die Seitenwände des Pappschälchens zieren. Danach leckt Er sich das Maul sauber.
    Â»Weißt du«, sagt Erwin, der den Hund wohlwollend beobachtet hat, »ich würde das auch so machen, wenn ich ein Hund wäre. Mir einfach nehmen, was ich will.« Er prostet Olli-Lolli mit der Apfelschorle zu. »Eigentlich gar nicht schlecht, so ein Hundeleben. Fressen, Gassi gehen, schlafen.« Er streichelt Gott über den Kopf. »Aber andererseits«, fügt er nachdenklich hinzu, »würde es mir überhaupt nicht gefallen, an der Leine geführt zu werden. Ich brauche meine Freiheit! Deshalb ziehe ich so gerne durch die Gegend. Weißt du, wenn ich so laufe, stundenlang!, da gehen mir allerhand Gedanken durch den Kopf. Wenn ich aber zu Hause sitzen muss, dann fühle ich mich wie zugeschnürt.«
    Olli nippt nachdenklich an seiner Schorle. »Ich kenne das«, sagt er nach einer kurzen Phase des einvernehmlichen Schweigens. »Ich gehe auch oft los. Einfach so, ohne Ziel. Aber der Grund, weshalb ich losgehe«, fügt der Junge zögerlich hinzu, »ist, dass es bei mir zu Hause oft ganz übel ist.«
    Erwin blickt ihn mitfühlend an. »Warum denn?«, fragt er. »Sind deine Eltern nicht gut zu dir?«
    Olli seufzt. »Meine Mama ist die netteste der Welt, aber die ist meistens arbeiten. Und meine Brüder machen mir die Hölle heiß!«
    Â»Und dein Vater, was ist mit dem?«
    Â»Der lebt nicht mehr bei uns«, sagt Olli-Lolli mit leiser Stimme, so dass Gott Fridos Ohren spitzen muss, um die Worte im Lärm der Umgebung zu verstehen. »Der ist abgehauen, als Mama mit mir schwanger war.« Er verstummt. Erwin und Olli blicken beide in ihre fast leeren Gläser. Schließlich hebt der Junge den Kopf. »Glaubst du«, fragt er den Mann, »dass ich schuld bin, dass er weggegangen ist?«
    Erstaunt zieht Erwin die Augenbrauen in die Höhe. »Wie kommst du denn auf so was?«
    Olli-Lolli räuspert sich. »Christof sagt das, und Florian auch«, presst er hervor. »Weil drei Söhne einfach zu viel sind. Deshalb ist er weg, sagen sie.« Eine Träne kullert über Ollis runde Wange, bevor sie auf die Tischplatte platscht.
    Erwin sieht bestürzt aus. Vorsichtig legt er dem Jungen eine Hand auf die Schulter. »So ein Blödsinn!«, sagt er. »Du warst doch noch nicht mal auf der Welt, wie sollst du da an irgendwas schuld sein!« Umständlich nestelt er an seiner Jackentasche herum. »Lass dir bloß nicht so einen Quatsch einreden«, sagt er, während er dem Jungen ein Stofftaschentuch reicht. »Und was ist das überhaupt für ein Vater? Der sollte doch stolz sein, dass er einen so tollen Jungen hat!«
    Olli-Lolli

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