Der Heilige Krieg
Sykes-Picot-Abkommen getroffenen Vereinbarungen rücksichtslos durch und schufen damit Bedingungen, die noch heute Konfliktstoff in sich bergen.
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Der britische Außenminister Balfour (hier im Mai 1915 links neben Churchill) gehörte zu den maßgeblichen Unterstützern der zionistischen Bewegung.
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Kurze jüdisch-arabische Eintracht: Chaim Weizmann und Faisal I. verhandeln 1918 über die Immigration von Juden nach Palästina.
Direkt nach Kriegsende hatte Lawrence einen führenden Zionisten, Chaim Weizmann, mit Faisal zusammengebracht. Der Jude und der Araber verstanden sich prächtig. In der Euphorie des Sieges schienen sich die Ziele beider Männer nicht zu widersprechen. Faisal sah in den jüdischen Siedlern sogar einen Gewinn für den Aufbau des Nahen Ostens. Doch die Vision einer friedvollen und gedeihlichen Koexistenz von Juden und Arabern in Palästina erfüllte sich nicht. Der Zorn der palästinensischen Bevölkerung über nicht eingehaltene Zusagen seitens der Briten richtete sich in den 20er-Jahren zunehmend gegen die jüdischen Siedler, die jetzt als Profiteure einer antiarabischen Politik der Mandatsmacht angesehen wurden. Der konstante Zustrom von Einwanderern aus Europa spitzte die Situation weiter zu. Anschläge waren an der Tagesordnung. Mitte der 30er-Jahre eskalierten die Unruhen in einem Bürgerkrieg. Arabische und jüdische Milizen bekämpften sich. Die Briten gerieten dabei zunehmend zwischen die Fronten. Am Ende der blutigen Auseinandersetzungen hatten 5000 Araber, 400 Juden und 200 Briten das Leben verloren.
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Zwischen 1936 und 1939 machten arabische Aufständische gegen die britische Mandatsregierung in Palästina und die jüdischen Immigranten mobil.
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Britisches Militär beim Bergen eines Zuges, der von aufständischen Arabern zum Entgleisen gebracht wurde, 1938.
Kopf des arabischen Aufstands war Mohammed Amin al-Husseini, der Großmufti von Jerusalem. Die Briten verurteilten ihn zum Tode, doch es gelang ihm, sich ins Ausland abzusetzen. Er fand Unterschlupf bei dem neuen mächtigen Mann in Deutschland, Adolf Hitler. Nicht nur der Hass auf die Juden verband die beiden Männer. Hitler hatte einen neuen Krieg vom Zaun gebrochen. Feinde der Engländer waren in Berlin willkommen.
Auch Max von Oppenheim lebte in Berlin. Der Nachkomme einer jüdischen Bankiersfamilie blieb aufgrund guter Beziehungen in Nazideutschland unbehelligt. Zwischen den Kriegen hatte er sich wieder der Archäologie gewidmet und in Berlin sogar ein eigenes Museum für seine spektakulären Funde eingerichtet.
Man mag es kaum glauben, doch der unbeirrbare Patriot Oppenheim überarbeitete zu Beginn des Zweiten Weltkriegs seine Denkschrift von 1915 und legte allen Ernstes den Nazimachthabern in Berlin die islamische Welt ans Herz – als strategischen Partner im Kampf gegen die Briten. Außenminister Joachim von Ribbentrop bedankte sich und ließ Oppenheim wissen, dass man bereits ähnliche Überlegungen angestellt habe. Doch Hitlers Plan, von Nordafrika aus Ägypten und Palästina zu erobern, scheiterte an der britischen Gegenwehr im Wüstensand Nordafrikas. Danach spielte auch die islamische Welt für die strategischen Überlegungen des Diktators keine Rolle mehr. Der Krieg verschlug Oppenheim nach Bayern. Dort verstarb er 1946 im Alter von 86 Jahren an einer Lungenentzündung.
Sein ehemaliger Gegner Lawrence war damals schon seit über zehn Jahren tot. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte der Brite seine Erinnerungen
an den arabischen Aufstand zu Papier gebracht und unter dem Titel Die sieben Säulen der Weisheit publiziert. In dem Buch, das zur Weltliteratur zählt und nicht zuletzt den Mythos »Lawrence von Arabien« begründete, haben Historiker allerdings auch manche Übertreibung entdeckt, nicht zuletzt einen ausgeprägten Hang des Autors zur Selbststilisierung. Denn für den Kriegsverlauf im Nahen Osten waren die Aktionen von Lawrence und seinen Mitstreitern letztlich nicht von entscheidender Bedeutung. In den 1920er-Jahren schrieb sich der inzwischen weltberühmte Kriegsheld unter falschem Namen bei der Royal Air Force ein und führte ein zurückgezogenes Leben in einer südenglischen Garnison. 1935 wurde dem rätselhaften Exzentriker seine Leidenschaft für starke Motorräder zum Verhängnis. Er kam mit seiner Maschine von der Straße ab und starb noch an der Unfallstelle.
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Vereint im Hass auf die Juden: Großmufti Mohammed Amin al-Husseini (1893 – 1974) und Adolf
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