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Der Heilige Krieg

Der Heilige Krieg

Titel: Der Heilige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Wassmuss – der deutsche Lawrence
    Nicht nur auf Afghanistan, sondern auch auf dem von Briten kontrollierten Süden Persiens lag das Augenmerk der Dschihad-Strategen. Denn hier floss schon damals der Lebenssaft der Industrienationen: Öl.
    In Abadan am Persischen Golf unterhielt die Anglo-Persian Oil Company schon vor dem Ersten Weltkrieg eine große Raffinerie. Nun war sie zwar durch starke Truppenverbände gesichert, doch die hunderte Kilometer durch die Wüste verlaufende Pipeline bot sich als Ziel für Sabotageakte an. Einem bunt zusammengewürfelten Haufen aus deutschen Offizieren, türkischen Soldaten und Einheimischen gelang es, die Rohre auf einer Länge von fast 20 Kilometern zu zerstören. Die Briten schätzten, dass damals nahezu 300 Millionen Liter im Sand versickerten.
    Unter den Deutschen in Persien machte vor allem der junge Leutnant Wilhelm Wassmuss von sich reden. Nach Streitigkeiten mit seinen deutschen Kollegen hatte er sich von der Afghanistanexpedition abgesetzt und sich auf eigene Faust in den Süden Persiens durchgeschlagen, wo er zuvor als Konsul tätig gewesen war. In dem von Briten kontrollierten Süden des Landes lebten Nomaden vom Stamm der Kaschgai, die die englische Herrschaft abschütteln wollten. Wassmuss organisierte ihren Widerstand und schaffte es, viele Monate lang große Teile Südpersiens mit seinen Stammeskriegern zu kontrollieren und sogar den britischen Konsul gefangen zu nehmen.
    Nur mit erheblichem militärischem Aufwand gelang es den Briten, die Kaschgai zu besiegen. Wassmuss geriet in Gefangenschaft. Vor allem in England genoss er nach dem Krieg als »deutscher Lawrence« großes Ansehen. Durch den Aufstand in Persien wurde tatsächlich eine Region
destabilisiert, und die Briten mussten Truppen verlegen – so wie es Oppenheim gehofft hatte. Aber der Erfolg der Aktion war nicht in der Dschihad-Idee begründet, sondern in den Qualitäten von Wilhelm Wassmuss, einem intelligenten Strategen und Organisator – wie Lawrence.
    Im Dezember 1917 hallte auch die Umgebung von Jerusalem vom Kanonendonner wider. Die Briten waren von Ägypten her nach Norden vorgestoßen. In drei schweren Schlachten zwischen März und Oktober bei Gaza hatten sie es schließlich geschafft, die türkischen Stellungen zu durchbrechen.
    Die Verteidigung organisierte ein deutscher General: Erich von Falkenhayn. Nach dem Debakel der deutschen Armee bei der Schlacht um Verdun, für das er verantwortlich gemacht worden war, hatte man ihn in den Nahen Osten strafversetzt. Doch die schlecht ausgerüsteten türkischen Soldaten, deren Füße häufig nicht einmal in ordentlichen Schuhen steckten, waren auch unter dem Kommando des hartgesottenen Deutschen den an Material und Männern weit überlegenen Briten nicht gewachsen. Um die heiligen Stätten nicht dem gegnerischen Artilleriefeuer auszusetzen, verzichtete Falkenhayn auf eine Verteidigung Jerusalems und zog seine Truppen weiter nach Norden zurück. Am 9. Dezember marschierte General Edmund Allenby an der Spitze seiner Truppen in die Altstadt ein. Die strategische Bedeutung der Eroberung war gering, aber der Symbolwert umso höher. Die britische Propaganda feierte den Sieg als den letzten Kreuzzug. Doch anders als 900 Jahre zuvor empfing Jubel die Soldaten aus Europa. Araber, Christen und Juden begrüßten die Fremden als Befreier vom türkischen Joch. Auch T. E. Lawrence ließ es sich nicht nehmen, dem historischen Augenblick beizuwohnen.

    Bild 147
    Autos für den Wüstenkrieg: Die Briten unterstützten den arabischen Aufstand mit Geld, Personal und Ausrüstung. Lawrence am Steuer eines »Talbot«-Wagens.
    Bild 154
    Gezielte Nadelstiche: T. E. Lawrence inspiziert das Ergebnis eines erfolgreichen Anschlags auf die Hedschasbahn.
    Bild 170
    Der deutsche General Erich von Falkenhayn (grüßend, Mitte) sollte die osmanischen Truppen zum Sieg führen.
    Bild 167
    Ankunft des siegreichen Generals Edmund Allenby in Jerusalem am 11. Dezember 1917.
    Bild 155
    Triumph für die Araber: Im Oktober 1918 besetzen die Truppen Faisals die Metropole Damaskus.
    Einige Wochen später fiel auch Damaskus, die »Perle des Orients«, den Arabern in die Hände. Mit Lawrence’ Hilfe war es gelungen, den Aufstand bis nach Syrien zu tragen, und Faisal erhielt die Erlaubnis, triumphal in die symbolträchtige Metropole des Vorderen Orients einzuziehen.

    Am 30. Oktober 1918 kapitulierten die Türken, kurze Zeit später die Deutschen. Der bis dahin mörderischste Krieg der Geschichte,

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