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Der Heilige Krieg

Der Heilige Krieg

Titel: Der Heilige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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abhing: Osama bin Laden, dem Paten des islamistischen Terrors und Verkünder des »Heiligen Krieges« gegen die USA und ihre Verbündeten. Welche Kräfte konnte er mobilisieren? Bange erinnerten sich die Pessimisten an das, was wenige Jahre zuvor ägyptische Terroristen vollmundig verkündet hatten: »Eine Milliarde Muslime stehen bereit, um ihre Körper in Bomben zu verwandeln.« Unter dem Eindruck der Ereignisse des 11. September, im Zustand des Schocks, erschien die Bedrohung unermesslich groß – und sie hatte einen Namen: Osama bin Laden.
    Vom Glauben und der Geschichte geprägt
    Dieser Pate des islamistischen Terrors, jenes »Genie des Bösen«, war von den US-Sicherheitsbehörden bereits 1998 zum »Staatsfeind Nr. 1« deklariert worden. Diese Karriere war Ausdruck einer unerbittlichen Konsequenz, mit der dieser Mann sein Leben gestaltete. 1957 in Saudi-Arabien geboren, war Osama eines von 54 Kindern, die sein Vater mit verschiedenen
Frauen zeugte. Der Vater, Mohammed bin Laden, war jemenitischer Herkunft. In Saudi-Arabien hatte er sich zum bedeutendsten und bekanntesten Bauunternehmer hochgearbeitet, zu einem Tycoon von immensem Reichtum. Für den jungen Osama indes blieb diese Vaterfigur eine ferne Gestalt, da sich Mohammed von Osamas Mutter 1959 scheiden ließ. Der junge Osama wuchs daraufhin im Haushalt seiner Mutter auf, die erneut heiratete. Dennoch blieb der Sohn ein Mitglied des einflussreichen Bin-Laden-Clans.
    Bild 184
    In der Hafenstadt Dschidda am Roten Meer wuchs Osama bin Laden im Hause seines Stiefvaters auf.
    Im Gegensatz zu den meisten seiner Geschwister gab sich Osama schon als Junge betont strenggläubig. Er weigerte sich, außerhalb der Schule – auf der nach britischem Vorbild eine Schuluniform Pflicht war – westliche
Kleidung zu tragen. Ein Sportlehrer brachte ihn mit der saudischen Muslimbruderschaft in Verbindung. Diese Gruppe agitierte zwar nicht gegen die Regierung, hatte aber dennoch etwas Geheimbündlerisches: Die Vereinigung unternahm gemeinsame Pilgerfahrten nach Mekka und trat missionierend auf. »Nur Verrückte machten dort mit«, erinnert sich Dschamal Kashoggi, der damals ebenfalls zu den Muslimbrüdern stieß und mit Bin Laden befreundet war. In diesem Licht wird auch plausibel, dass Berichte über Reisen Osama bin Ladens nach Europa sowie über seine Vorliebe für Diskobesuche jeder Grundlage entbehren; er gilt als der »provinziellste« aller Bin-Laden-Söhne. Bereits mit 17 Jahren – noch als Schüler – heiratete er seine 15-jährige Cousine Najwa. Die beiden wohnten im Haus seiner Familie in Dschidda. Hier, im Hafen der Millionenstadt am Roten Meer, trafen die Pilger ein, die nach Mekka strömten – dieser heilige Ort des Islam lag nur 75 Kilometer von Dschidda entfernt. Ab 1976 war Osama bin Laden an der King Abdul Asis-University in Dschidda, die nur ein paar hundert Studenten hatte, für das Fach Wirtschaftswissenschaften eingeschrieben. Einer seiner besten Freunde war damals sein Kommilitone Dschamal Chalifa. Er berichtet: »Wir waren damals sehr religiös und konservativ, schon fast auf der extremen Seite. Wir wären nie ins Kino gegangen; und da einige der Gelehrten in Saudi-Arabien sagten, Musik sei ›haram‹ – also verboten – , glaubten wir auch das.« Trotz seiner Immatrikulation im Fach Wirtschaftswissenschaften interessierte sich Bin Laden mehr für religiöse Fragen – gemeinsam mit seinem Freund Chalifa besuchte er Vorlesungen des Religionsdozenten Mohammed Qutb. Der war ein Bruder des berühmten ägyptischen Intellektuellen Sayyid Qutb – jenes Gelehrten, welcher unter dem Titel Meilensteine einen Schlüsseltext des militanten Islamismus verfasst hatte.
    Bild 175
    Kinder des Bin-Laden-Clans bei einem Besuch in Schweden in den 1970er-Jahren. Der Junge im Kreis soll Osama sein – eine falsche Behauptung des Fotografen.
    »Sein Vater starb, als Osama neun Jahre alt war – das hinterließ eine riesige Lücke im Leben Bin Ladens. Und den Wunsch – so denke ich –, es dem Vater an Größe nachzutun, um die Anerkennung zu finden, die ihm nie zuteil wurde. Er wollte eine ähnlich große und mächtige Figur werden wie sein Vater.«
    Lawrence Wright,
Bin-Laden-Biograf

    Bild 185
    Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser (rechts) im Gespräch mit dem sowjetischen Parteichef Nikita Chruschtschow.

    Dieser Sayyid Qutb hatte 1948 das Ende der Kolonialherrschaft in Ägypten erlebt. Die Briten hatten ihren Einfluss als einstige Mandatsmacht verloren, das

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