Der Heiratsantrag - Almost a Bride
ein und spitzte die Ohren, um zu hören, was ihr Mann mit Frontenac sprach. Jacks Anwesenheit machte es ihr im Moment unmöglich, ihre heimlichen Nachforschungen den Comte und die Comtesse de Villefranche betreffend fortzusetzen. Bislang hatte sie herausgefunden, dass der Comte vor zwei Jahren hingerichtet worden war, und seine Frau, Jacks Schwester, danach verschwunden war. Niemand schien zu wissen, ob ihr Name auf einer der täglich herausgegebenen Listen der Hingerichteten vermerkt war, die von den Revolutionstribunalen veröffentlicht wurden –angesichts des blutigen Gemetzels nicht weiter verwunderlich. Sie konnte ebenso gut im Kerker als unter der Guillotine ihr Leben gelassen haben.
Aber Arabella war überzeugt, dass außer Jack noch jemand die Wahrheit über das Schicksal seiner Schwester wissen musste. Eine Wahrheit, die ihr vielleicht den Schlüssel zu Jacks Geheimnissen liefern konnte.
Unruhe in der Halle ließ im überfüllten Salon plötzlich Stille eintreten. Tidmouth erschien in der Tür. »Ihre Hoheiten, der Prince und die Princess of Wales«, meldete er mit einer Verbeugung bis zu den Knien.
Alles erhob sich, knickste, verbeugte sich, murmelte respektvolle Begrüßungsphrasen, als der Prinz hereinschlenderte, seinen Wanst vorneweg, seine junge Braut unbeachtet hinterdrein. Princess Caroline trat erhobenen Hauptes ein, doch zwei rote Flecken brannten auf ihren Wangen. Arabella spürte, wie sich Zorn in ihr regte. George, Prince of Wales, war wirklich der Flegel, als den sie ihn anfangs eingeschätzt hatte. Gewiss, er konnte witzig und intelligent sein, doch er war vor allem eigensinnig und arrogant und verfügte nicht über einen Funken Selbstkritik. Er hatte kein Recht, seine Frau so respektlos zu behandeln.
Sie trat vor. »Willkommen, Sir, willkommen, Madam.« Sie lächelte der Prinzessin zu. »Möchten Sie Tee?«
»Verdammt, nein, Madam«, gab der Prinz von sich. »Rotwein ... Jack, mein Lieber, eine Flasche vom Besten.«
»Selbstverständlich, Sir«, erwiderte Jack gleichmütig und in schleppendem Ton. »Tidmouth, den 83er.«
Arabella behielt ihr Lächeln bei, als sie an die Prinzessin erneut die Frage richtete: »Möchten Sie Tee, Madam?«
»Danke, Lady Arabella.« Carolines Lächeln war königlich und dankbar zugleich. Sie setzte sich auf den angebotenen Platz und nahm die flache Tasse in Empfang. Ihr Englischwar fließend, ihr Französisch ein wenig stockend, doch allmählich kam ein Gespräch unter den Damen in Gang, das die neueste Mode, die Oper und die Geburt eines Sohnes des preußischen Königs berührte.
Arabella zwang sich, dazusitzen und eine Konversation zu verfolgen, die sie nur langweilte. Sie goss Tee nach, tat gelegentlich eine Äußerung, beschränkte sich aber hauptsächlich darauf, dafür zu sorgen, dass die Prinzessin sich wohl fühlte. Carolines Blick schoss immer wieder zu ihrem Mann, der lachend und trinkend mit dem Duke of St. Jules inmitten eines Kreises politisch aktiver Franzosen stand.
»Lady Jersey, Euer Gnaden«, meldete Tidmouth, und Arabella schnappte nach Luft. Die Prinzessin erbleichte beim Eintreten der Geliebten ihres Gemahls. Der Prinz drehte sich sofort mit strahlendem Lächeln zur Tür um.
»Meine liebe Lady Jersey«, sagte er und ging mit ausgestreckten Händen auf die Dame zu. »Was für ein entzückender Zufall.« Er nahm ihre Hände, richtete sie aus ihrem Knicks auf und küsste sie laut auf beide Wangen.
»Wohl kaum ein Zufall, Sir.« Ihre Worte waren von einem leisen Auflachen und einem schmachtenden Augenaufschlag begleitet. »Ich wusste, dass Sie heute den Herzog besuchen.«
»Freches Ding«, erklärte er und schlug ihr leicht auf die Wange. »Treten Sie ein, treten Sie ein. Trinken Sie ein Glas von Jacks exzellentem Rotwein.« Er bezog sie in die Herrenrunde mit ein.
Arabella erhob sich sofort und gesellte sich zu ihnen. »Guten Tag, Lady Jersey. Möchten Sie sich zu uns ans Feuer setzen?« Sie deutete auf die Gruppe, die sie eben verlassen hatte.
Jack sah mit leicht sinkendem Mut, dass in den goldbraunen Tiefen der Augen seiner Frau kleine, Ärger verheißende Blitze zuckten.
Lady Jersey, die ihr Lorgnon hob und die Damen am Kaminmusterte, ließ das Glas wieder sinken. »Nein, ich glaube nicht, dass ich das möchte, Lady Arabella. Mir sagt diese Gesellschaft hier sehr zu.«
»Ach so«, sagte Arabella mit starrem Lächeln. »Mein Mann wollte eben eine Partie Piquet mit Seiner Hoheit vorschlagen. Vielleicht möchten Sie dabei
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