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Der Heiratsantrag - Almost a Bride

Titel: Der Heiratsantrag - Almost a Bride Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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das Kojenbett. Sie brach ein Stück Brot ab und tunkte es in die Soße. Eine Weile aß sie mit Genuss, dann schob sie das Tablett von sich, als sich wieder ein flaues Gefühl bemerkbar machte. Daran mussten die ungewohnten Schiffsbewegungen schuld sein. Sie stellte das Tablett vor die Tür, zog sich bis aufs Hemd aus und kroch unter die dünne Decke ihres Lagers, wo sie lag und auf das Ächzen der Spanten und das Lecken der Wellen am Schiffskörper horchte und beobachtete, wie silbernes Sternenlicht durch das Bullauge auf die Dielenbretter fiel.
    Jack und der Captain aßen gemeinsam an Deck. Keiner der beiden erwähnte die Abwesenheit des zweiten Passagiers, und Jack drängte Tom Perry, dessen befangenes Schweigener wie eine fortgesetzte stumme Anklage empfand, von den Gefahren der Postschifffahrt zwischen England und Frankreich zu berichten.
    »Und die Menschen, die wir aufnehmen, Sir ... « Tom, der sich entspannt hatte, wurde mit dem Sinken des Pegels in seinem Humpen immer gesprächiger, nicht zuletzt, weil vertraute Themen zur Sprache kamen. »Arme Teufel ... retteten kaum das nackte Leben. Jetzt fliehen schon alle möglichen Leute. Nicht nur Aristokraten, auch Handwerker und andere Arbeiter ... alle eben. In ihrer Heimat ist kein Platz mehr für sie. Man möchte meinen, dass Menschen, die sich ihr Leben auf anständige Weise verdienen können, bei uns willkommen wären.«
    Er sah seinen vornehmen Passagier mit einer Mischung aus Neugierde und Furcht an. Abgesehen davon, dass es sonderbar war, wenn ein Herzog und seine Herzogin die Überfahrt machten, als gehörten sie nicht zusammen, konnte man nie sicher sein, was jemand, der ein Postschiff nach Frankreich nahm, von den dortigen Vorgängen halten mochte. Bei denen, die in die andere Richtung fuhren, war es einfacher.
    Jack tunkte Brot in sein Stew. »Allerdings«, sagte er.
    Tom Perry gab es auf. Er leerte seinen Humpen. »Sie entschuldigen mich, Sir, ich muss ein Schiff segeln. Ich wünsche eine gute Nacht. Eine ruhige dürfte es werden. Der Wind dreht auf Südwest. Wir dürften um vier einlaufen. Um sechs sollten Sie bereit sein.«
    »Gute Nacht, Captain.« Jack füllte seinen Humpen nach und starrte in die Ferne, ohne die Sterne zu sehen, die sanfte salzige Brise zu spüren, das leichte Wiegen des Schiffes. Sein Kopf wollte sich nicht klären. Bis jetzt war seine Wut kalt und klar gewesen und hatte sich auf ein Ziel gerichtet. Er hatte sie als die Spitze seines Degens in einem Duell gesehen, als seine Klinge in einem Zweikampf mit Maître Albert. Siestach dort zu, wohin er sie mit tödlicher Absicht richtete, und traf ihr Ziel. Nun aber sah er sich einem wilden Durcheinander gegenüber.
    Charlotte hatte über ein Jahr in einem Pariser Kerker verbracht ... falls die Frau im Le Chatelet tatsächlich Charlotte war. Aber wie konnte sie es sein? Die alte Vettel hatte sie beschrieben ... hatte geschildert, wie man sie vor die Bajonette im Hof gezerrt hatte. Sie hatte die silberne Strähne gesehen, die sich von ihrer Stirn nach hinten zog. Kichernd hatte das grässliche Weib mit einem schmutzigen Finger Jacks Strähne berührt und seine rote Mütze augenzwinkernd zurückgeschoben.
    Vielleicht hatte Charlotte vor dem September-Massaker fliehen können. Vielleicht war sie der Guillotine entgangen.
    Er presste die Hände an die Schläfen gegen das Getöse von Verwirrung und Leugnen.
    Er stand von dem provisorischen Tisch auf und ging zur Treppe, an der ein Seemann stand, dem anzusehen war, wie ungeduldig er darauf wartete, dass der Gast des Kapitäns sich endlich zur Ruhe begab.
    »Zeigen Sie mir Lady Arabellas Kabine.« Die Anweisung wurde barsch geäußert, und der Angesprochene reagierte entsprechend, indem er mit einer ruckartigen Kopfbewegung zur Treppe wies. Jack folgte ihm die Stufen hinunter und richtete sich dann nach dem ausgestreckten Zeigefinger des Mannes.
    Leise öffnete Jack die Kabinentür und blickte in den kleinen Raum, der nur vom Licht des nächtlichen Himmels erhellt wurde. Die Gestalt auf dem Bett rührte sich.
    »Nun, Jack?«, fragte sie.
    Er setzte sich neben sie und legte seine Hand auf ihre unter der Decke aufgestellte Hüfte. Sie legte ihre Hand auf seine und verschränkte ihre Finger mit seinen. Er beugte sichüber sie, küsste sie und streifte mit den Lippen ihre Kinnlinie entlang. Langsam drehte sie sich auf den Rücken und blickte im fahlen Sternenlicht zu ihm auf. Aus ihrem Lächeln sprach Traurigkeit.
    »Verzeih mir«, flüsterte er.

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