Der Heiratsantrag - Almost a Bride
Als Antwort hob sie seine Hand und legte ihm die Fingerspitzen auf die Lippen.
Jack warf seine Stiefel von sich und drängte sich auf die schmale Liegestatt neben sie, schob einen Arm unter sie und zog sie eng an sich. Er liebkoste ihre Wange, als sie ihren Kopf an seine Schulter drückte, und er spürte wie sie unter seiner Berührung einschlief. So hielt er sie die ganze Nacht, während er mit offenen Augen zu den Deckenbalken starrte und wartete, dass es dämmerte.
21
Als Arabella erwachte, vernahm sie die Rufe der Seeleute und das Gerassel der Ankerkette und spürte das Vibrieren des Schiffes, das nun zum Stillstand kam. Noch immer lag sie an Jack geschmiegt da, noch immer umfasste seine Hand ihre Wange. Er drehte langsam den Kopf, als sie sich rührte, und lächelte ihr zu. »Du hast gut geschlafen, meine Liebe. Ich konnte es spüren.«
»Und du hast gar nicht geschlafen«, stellte sie fest und fuhr mit dem Finger über sein unrasiertes Kinn. Er sah so selten ungepflegt aus, dass sie den Anblick neu und sinnlich zugleich fand.
»Nein«, gab er zu und zog seinen Arm unter ihr hervor. Hand und Unterarm waren taub, und er schüttelte sie heftig, als er mit einem erstickten Stöhnen aufstand. »Diese Kojen sind nicht für zwei gedacht.«
»Nein, es tut mir Leid, du musst völlig verkrampft sein«, sagte sie reuig und kämpfte sich hoch.
Er umfasste ihren Kopf und küsste sie auf den Mund. »Eine verdiente Buße.«
»Nein, das nicht«, leugnete sie und legte ihre Arme in einer innigen Umarmung um ihn. »Ich hätte dir keine Unbequemlichkeit zugemutet.«
Dafür ist es etwas zu spät, dachte Jack spöttisch, und er dachte nicht an körperliches Unbehagen.
»Was machen wir zuerst?«, fragte Arabella und schüttelte ihr strapaziertes Reitkostüm aus. Jetzt war es ganz natürlich, von ›wir‹ zu sprechen. Sie waren vereint, ein Paar mit einem gemeinsamen Ziel. Sie fühlte sich leicht wie ein Lufthauch.
»Wir kehren in einem Wirtshaus ein, frühstücken dort und mieten uns Pferde. Zieh dich rasch an, während ich meine Sachen aus der Kabine hole.« Er ließ sie allein, und sie kämpfte sich mühsam in ihr Reitkleid, bürstete eilig ihr Haar und benetzte ihr Gesicht mit dem Rest des Wassers aus der Kanne. Als sie den Mund mit dem brackigen, stark nach Salz schmeckenden Wasser ausspülte, verzog sie das Gesicht. Wieder machte sich ein flaues Gefühl bei ihr bemerkbar.
Mit ihrer Reisetasche ging sie an Deck und blinzelte im hellen Sonnenschein. Die Szene, die sich ihrem Blick darbot, verriet geordnetes Chaos. Seeleute warfen Ballen auf das Dock, wo sie von Trägern auf Karren verladen wurden, Männer liefen zwischen den Holzhütten am Kai hin und her, andere Schiffe, die das von roten Mauern umgebene Hafenbecken erreicht hatten, holten ihre Segel ein, und die Rufe der Seeleute wetteiferten mit dem Gekreisch herabstoßender Möwen.
An der heruntergelassenen Laufplanke, die die Sea Horse mit dem Kai verband, sprach Jack mit Tom Perry. Er winkteArabella, die vorsichtig über Taue stieg und Kartons und Eimern auswich, um zu ihnen zu gelangen.
»Captain Perry wird voraussichtlich in zehn Tagen wieder in Calais sein«, sagte Jack, als sie die beiden erreicht hatte. »Wenn wir zur Stelle sind, wird er uns drei an Bord nehmen.« Er versuchte, entschieden und mit Zuversicht zu sprechen. Es war unendlich wichtig geworden, dass Charlotte noch am Leben war. Der Gedanke, dass sie sich vielleicht auf einem Irrweg befanden, dass Claude Flamand sich geirrt hatte ... oder schlimmer noch, dass er wieder zu spät kommen und Charlotte diesmal wirklich tot sein würde, war ihm unerträglich.
Diese pessimistische Sicht der Dinge aber brachte sie nicht weiter. Er fieberte fast vor Erschöpfung, doch er wusste, dass er keinen Schlaf finden konnte, selbst wenn er Zeit dazu gehabt hätte.
Arabella hörte seine Müdigkeit, hörte den zweifelnden Unterton der mit Entschiedenheit vorgebrachten Worte, äußerte sich aber nicht dazu. Sie konnte ihm nur ihre Stärke zur Unterstützung bieten. »Auf dem Kai ist eine Schenke. Dort können wir frühstücken und uns nach Mietpferden erkundigen«, sagte sie.
»Ja, Mylady. Das Lion d’Or hat gute Pferde«, ergänzte Tom Perry. »Wollen Sie nach Paris?«
Jack nickte. »Ja.«
»Dazu benötigen Sie drei Tage«, stellte Tom fest.
»Ich habe die Absicht, morgen Abend dort zu sein«, erwiderte Jack.
Der Kapitän sah Arabella zweifelnd an. Wenn ein Mann ritt wie der Teufel, konnte er es in zwei
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