Der Heiratsantrag - Almost a Bride
einen Schluck Wein.« Er griff nach ihrem halb vollen Glas, um nachzuschenken. Arabella holte tief Atem. »Euer Gnaden ... «
»Jack, wenn ich bitten darf«, unterbrach er sie mit gequältem Stirnrunzeln.
Ein entschlossener Zug erschien um ihren Mund. »Sir«, sagte sie, »wenn der Preis dafür, dass ich hier bleiben kann, bis ich eine andere Lösung gefunden habe, darin besteht , dass ich Ihnen Gesellschaft leisten muss, verzichte ich lieber darauf. Ich verlasse das Haus binnen einer Stunde.« Sie wollte ihren Stuhl zurückschieben, er aber legte eine Hand über ihre, mit der sie sich beim Aufstehen abstützte. Die Hand schien auf der ihren nur zu liegen, tatsächlich aber wurde ihre Hand wie ein Schmetterling in einem Behälter aufgespießt, und sie war gezwungen, auf ihrem Stuhl zu bleiben.
»Mit Verlaub«, sagte er, ohne den Druck zu vermindern. »Sie überlegen nicht klar, Arabella. Ich verlange nicht mehr als Ihre Gesellschaft bei Tisch und hin und wieder einen Ritt über das Gut, in dessen Verlauf Sie mich hoffentlich über alles unterrichten und mich den Pächtern vorstellen. Bailey sagte, dass Sie bei allen sehr gern gesehen wären und es mir sehr zustatten käme, wenn Sie für mich sozusagen bürgen. Sie sehen gewiss ein, dass dies im Interesse aller wäre.«
Versuchsweise stemmte Arabella ihre Finger gegen denTisch und schob seine Hand von der ihren, die sie auf den Schoß legte.
»Was haben Sie gegen mich?«, fragte er im Plauderton, während er sich daranmachte, eine Forelle zu filetieren.
Sie starrte ihn an. »Sie haben meinen Bruder in den Tod getrieben. Sie haben alles genommen, was er besaß. Sie haben mich enteignet ... «
Er hob Einhalt gebietend die Hand. »Nein, das nicht. Sie können mich nicht beschuldigen, dass ich Sie enteignete, Arabella. Ich bot Ihnen meine Hand zur Ehe an. Sie würden nicht nur ihr Heim behalten, sie hätten auch noch Zugriff auf meinen Besitz. Ich biete Ihnen ein Leben ganz nach Ihrer Wahl. Sie können hier auf dem Land bleiben und ruhig mit Ihren Orchideen leben, oder aber Sie können London im Sturm erobern. Wie immer Sie sich entscheiden, ich werde Ihnen nicht im Weg stehen. Wenn Sie einen politischen Salon etablieren und die Torys unterstützen wollen, werde ich sie nicht daran hindern. Obwohl«, setzte er hinzu, »es mir als eingefleischtem Whig ziemlich widerstrebt. Aber ich bin reich genug, meine Liebe, um Ihnen jedes gewünschte Leben bieten zu können. Und jetzt sagen Sie mir, ob man das als Enteignung bezeichnen kann.« Er machte sich seelenruhig über seine frisch filetierte Forelle her. Arabella blickte über den schimmernden Mahagonitisch, ohne etwas wahrzunehmen. Sie war nicht auf den Kopf gefallen. Er bot ihr die Welt auf einem Silbertablett, aber warum? Er kannte sie nicht. Obschon dies keine notwendige Vorbedingung für einen Heiratsantrag war. Viele Ehen wurden von Menschen geführt, die einander nicht wirklich kannten, doch sie oder ihre Familien hatten bei solchen Arrangements etwas zu gewinnen. Was aber hatte Jack Fortescu von seinem Angebot zu gewinnen? Ihm gehörte bereits alles, was sie besaß, von dem winzigen Einkommen aus dem Erbe ihrer Mutter abgesehen.
»Warum?«, sagte sie schließlich. »Warum dieses Angebot? Was habe ich, das Sie möchten?«
»Ich brauche eine Frau«, sagte er schlicht und löffelte Pilze auf seinen Teller. »Und Erben.«
»Sie könnten jede junge Frau bekommen, die sie möchten. Sie sind von Adel, haben Vermögen und keine sichtbaren Mängel...« Sie sah ihn so eindringlich an, als könne sie durch seine elegante Kleidung hindurch einen vernarbten und verkrüppelten Körper sehen.
Jack lachte. »Auf Debütantinnen wirke ich Furcht einflößend«, erklärte er, und seine Augen tanzten. »Und ihre Mamas halten mich für die Verkörperung des Leibhaftigen.«
»Nun, das würde keine Mutter daran hindern, Sie als Gatten für ihre Tochter zu ködern«, gab sie zurück. »Wenn Sie ihre Tochter zur Herzogin machen, könnten sie auch Blaubart persönlich sein.«
»Nun, das ist es, was mir an Ihnen gefällt«, stellte er fest. »Sie kommen direkt zur Sache. Ein Mann würde nur seinen Atem verschwenden, wenn er Ihnen mit Schmeicheleien käme, Mylady Arabella.«
»Wie können Sie mich mögen, da Sie mich nicht kennen«, wandte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung ein.
»Jetzt sind wir wieder am Ausgangspunkt.« Er legte Messer und Gabel beiseite. »Ich schlage vor, dass wir mehr Zeit zusammen verbringen, damit wir
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