Der Heiratsantrag - Almost a Bride
aber alles an dieser Ehe sein Begriffsvermögen überstieg, begrüßte er sie nur, sprach Arabella seine Glückwünsche aus und geleitete sie ins Haus.
»Seine Gnaden läuft zu Fuß«, erklärte Arabella.
»Ganz recht, Euer Gnaden«, sagte Franklin mit einer tiefenVerbeugung, als wäre es eine völlig einleuchtende Erklärung.
Arabella zwinkerte ihm zu. »Das ist nicht nötig, Franklin. Lady Arabella reicht, wie bisher.«
»Ich vermute, dass du dich daran gewöhnen musst«, murmelte Meg.
»Aber ich bin dieselbe«, protestierte Arabella. Dann fragte sie sich, ob es stimmte. Sie hatte das Gefühl, als hätten sich tiefe Veränderungen ereignet, seitdem Jack Fortescu in ihr Leben getreten war. Aber vielleicht verwechselte sie Veränderungen ihrer Person mit den großen Veränderungen, die sich in ihrem Leben ereignet hatten.
Die dramatischste persönliche Veränderung hat noch nicht stattgefunden, dachte sie, als Jack und die übrige Hochzeitsgesellschaft das Haus betraten. Sie war seine Frau nur dem Namen nach. Aber nicht mehr lange. Sie nahm ein Glas Champagner von dem Tablett, das Franklin anbot, und beobachtete, wie Jack sich zu ihr durchdrängte und sich im Vorübergehen auch ein Glas nahm.
»Wo sind die Hunde?«, fragte er. »Ich war überzeugt, sie würden dich zum Traualtar geleiten.«
»Das hätten sie sicher gemacht, wenn man ihnen nur eine kleine Chance gegeben hätte, doch sie wälzten sich mitten am Vormittag im Schmutz und stanken zum Himmel, so dass einer der Stallknechte sie baden musste. Mrs Elliot lässt sie nicht ins Haus, ehe sie nicht trocken sind.« Halte das Gepräch auf dieser banalen Ebene, und alles ist gut und unaufgeregt, sagte sie sich.
Aber Jack hatte andere Vorstellungen. Er stieß mit ihr an. »Nun, wie fühlst du dich?«
»So wie immer. Sollte ich mich anders fühlen?«
»Vielleicht noch nicht«, sagte er, ihren Gedanken von vorhin aufgreifend.
Ihre Haut prickelte, ihr Magen schien abzusacken. Sie spürte Hitze in den Wangen und konnte ihre Augen nicht von dem stetigen Blick losreißen, mit dem er sie ansah. Sie benetzte plötzlich trockene Lippen mit der Zungenspitze. Er zog eine Braue hoch und beugte sich dann gezielt über sie, um ihr einen Kuss auf den Mundwinkel zu drücken. »Ich finde immer, dass Vorfreude das Vergnügen erhöht.« Dann schlendete er davon, um seine Gäste zu begrüßen.
Meg, die das Zwischenspiel neugierig verfolgt hatte, kam zu Arabella. »Ich weiß ja nicht, ob er unter teuflischem Schutz steht, doch er sieht teuflisch gut aus«, bemerkte sie halblaut. »Was für ein Liebhaber er wohl sein mag?«
»Das ist die geringste meiner Sorgen«, sagte Arabella und berührte geistesabwesend ihren Mundwinkel, wo das Gefühl des Kusses noch haftete. Sie dachte an jenen Augenblick im Garten, als sie gemerkt hatte, dass Jack Fortescu sie mit seiner schieren Stärke und Anziehungskraft völlig zu verschlingen drohte. Sie war um ihre Seele mehr besorgt als um ihren Körper.
»Kann ich dir irgendwie behilflich sein?«, fragte Meg. »Ich kann dir zwar keine praktischen Tipps geben, da eine Nacht voller Leidenschaft mit einem Gondoliere, der kein Englisch sprach, mich nicht zur Expertin macht, aber ich kann zuhören.« Sie lächelte Arabella über ihr Champagner- glas hinweg aufmunternd zu.
»Nun, was habt ihr zwei zu flüstern?« Sir Mark trat mit ernstem Blick zu ihnen, wenngleich er sich zu einem Lächeln zwang. Wie alle von Arabellas Freunden hatte er seine Zweifel bezüglich dieser Ehe.
»Wenn du wüsstest«, flüsterte Meg, und Arabella spürte, wie ihre Anspannung bei der lächerlichen Vorstellung schwand, der Baronet würde sich an ihrem Gespräch beteiligen.
»Du darfst die Braut nicht so in Anspruch nehmen, Meg«, erklärte ihr Vater und drückte Arabella einen Kuss auf die Wange. »Herzlichen Glückwunsch, meine Liebe. Du siehst strahlend aus.«
Arabella dankte mit einem Lächeln für die konventionelle Artigkeit. Bräute hatten an ihrem Hochzeitstag strahlend auszusehen, doch sie war ziemlich sicher, dass diese Plattitüde nicht auf sie zutraf. Sie fühlte sich jedenfalls keineswegs strahlend und hatte das Gefühl, etwas läge ihr schwer im Magen. Sie blickte durch den Raum, wo sich Jack inmitten der kleinen Gästeschar bewegte. Er benimmt sich, als wäre er sein Leben lang Herr auf Lacey Court gewesen, dachte sie mit einem mittlerweile vertrauten Anflug verwirrter Ablehnung. Lord of Lacey Court und Earl of Dunston. Doch der Ablehnung folgte die
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