Der Heiratsantrag - Almost a Bride
der Earl, seine Reitgerte schwenkend. »Sie besuchten meine Gnädigste?« Nichts in seiner Miene verriet, dass er wusste, was sich unter seinem Dach vielleicht zugetragen hatte.
»Ja«, sagte Jack schlicht. »Ich traf Lady Worth wohlauf an.« Ihm fielen die Sprösslinge der Worth ein, und er erkundigte sich nach ihnen. Eine Frage, die er Lilly nie stellen würde. Ihre mütterlichen Neigungen zeigten sich im besten Fall sporadisch.
Der Earl hingegen war ein sehr liebevoller Vater und machte kein Hehl aus der Freude, die er an seinen Kindern hatte. Seine Miene wurde weich. »Ach, die sind quietschvergnügt. Rosig wie Äpfel und gesund wie junge Hunde. Danke der Nachfrage. Der kleine Georgie treibt seine Gouvernante zur Verzweiflung ... springlebendig, der Junge.«
»Das freut mich zu hören«, sagte Jack. Er wollte sich zum Gehen wenden, doch der Earl war noch nicht fertig.
»Wie ich hörte, kamen Sie mit Ihrer jungen Frau nach London.« Er sah ihn strahlend an. »Meinen Glückwunsch, mein Lieber. Dunstons Schwester, wenn ich nicht irre?«
»Lady Arabella, ja.« Unter der Wärme des Earl war nur Wohlwollen spüren. Der Mann war nicht annähernd so klug wie seine Frau, doch auch ihm musste aufgefallen sein, dass zwischen Dunstons Selbstmord und der Heirat seiner Halbschwester mit dem Mann, der ihn im Spiel in den Tod getrieben hatte, eine Verbindung bestand.
»Ja ... ja, den Namen hatte ich vergessen. Ich lernte sie kennen, als sie ihre Saison in London hatte ... nettes Mädchen. Sicher haben Sie es gut mit ihr getroffen, Fortescu.« Noch immer strahlend verbeugte sich der Earl und ging auf seine Haustür zu.
Seinen Stock schwingend schritt Jack davon. Ihm fiel ein, dass das gefällige Wesen des Earl womöglich auf der Hoffnung beruhte, der Liebhaber seiner Frau würde seine Rolle seltener spielen, wenn er selbst verheiratet war. Eine nicht ganz unvernünftige Idee. Und eine, die nicht grundlos war.
Zu seiner Verwunderung merkte er, dass er sein Haus am Cavendish Square erreicht hatte. So tief war er in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkt hatte, wohin seine Schritte ihn geführt hatten. Er hatte den Abend bei Brooke’s verbringen wollen, doch wie es aussah, hatte er sich geirrt.
Mit einem kleinen selbstironischen Kopfschütteln stieg er die Stufen zur Haustür hinauf, die geöffnet wurde, als er sie erreichte. »Ist Ihre Gnaden im Gewächshaus, Tidmouth?«, fragte er, als er ihm Stock, Hut und Handschuhe überließ.
»Nein, Euer Gnaden. Sie verbrachte zwei Stunden darinund kümmerte sich um ihre Blumen. Dann führte Ihre Gnaden die Hunde aus«, eröffnete ihm der Butler, der es schaffte, seine Missbilligung trotz gleichmütiger Miene zum Ausdruck zu bringen.
Jack runzelte die Stirn. »Wohin ist sie gegangen?«
»Ich glaube, Ihre Gnaden erwähnte etwas vom Hyde Park.« Tidmouth legte ehrerbietig die Lederhandschuhe des Herzogs auf ein silbernes Tablett auf dem Konsolentisch.
»Wer begleitete sie?«
»Ich glaube, Ihre Gnaden ging allein aus ... bis auf die Hunde, natürlich.« Seine Missbilligung war noch deutlicher.
»Ich verstehe. Geben Sie mir Handschuhe und Hut wieder, bitte.«
»Ja, Euer Gnaden.« Mit äußerster Würde gab Tidmouth seinem Herrn die Sachen zurück.
»Wann ist Ihre Gnaden gegangen?« Jack zog die Handschuhe an.
»Vor einer Stunde etwa, Euer Gnaden.« Tidmouth ging hin und öffnete abermals die Haustür, um den Herzog mit einer Verbeugung auf die Straße hinauszulassen.
Jack umrundete den Platz und fragte sich, welchen Weg seine Frau zum Park gewählt haben mochte. Inzwischen war es fast ganz finster, und die Wachmänner machten sich mit ihren Fackeln auf Patrouillengang. Der Park war nachts gefährliches Terrain – in gewissen Bereichen der dichter bewachsenen Teile sogar tagsüber –, und Jack war nicht sicher, ob Oscar und Boris verlässliche Beschützer waren. Trotz ihres wilden Aussehens und sehr überzeugenden Knurrens, wenn sie erregt waren, wurde er den Verdacht nicht los, dass sie darunter butterweich waren.
Aber nicht nur der Park war nachts gefährlich, überlegte er mit von Angst geschürtem Ärger. Die Straßen konnten für eine einsame und unverkennbar wohlhabende Frau zurtödlichen Gefahr werden. Was hatte sie sich dabei gedacht, sich in London so zu benehmen wie in ihrem Heimatdorf? Seine Schritte beschleunigten sich, sein Ärger steigerte sich zu echtem Zorn, als er auf den Henrietta Place einbog. Dann sah er sie in der Dämmerung – vielmehr sahen ihn
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