Der Heiratsantrag - Almost a Bride
»Ja«, sagte er lapidar. »Noch großartiger, als ich dachte.«
»Ach, Lady Arabella«, flüsterte Becky, die stumm und aufmerksam dem Friseur zugesehen hatte. »Sind sie nicht herrlich?«
Arabella betrachtete ihr Spiegelbild. Trotz ihres schlichten Frisiermantels war sie durch die Edelsteine wie verwandelt. »Ich fühle mich wie aus Tausend und einer Nacht«, sagte sie. »Aber ich glaube nicht, dass sie mir passen, Jack. Sie sind zu ... zu ... ach, zu prächtig, etwas anderes fällt mir nicht ein. Ich bin viel zu schlicht, und auch mein Geschmack ist zu einfach für Diamanten. Vor allem, wenn sie so vollkommen sind.«
»Irrtum, meine Liebe«, sagte er in entschiedenem Ton. »Sie passen dir ausgezeichnet. Wenn du das Kleid trägst, wirst du sehen, wie Recht ich habe.«
»Ja, allerdings, Euer Gnaden«, pflichtete Christophe ihm bei und packte seine Utensilien zusammen. »Nie habe ich gesehen, dass Diamanten einer Dame besser gestanden hätten.«
»Sie schmeicheln mir«, sagte Arabella ein wenig wehmütig, als sie aufstand. Der Friseur verbeugte sich protestierend. Sie schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich danke Ihnen für die Mühe, Monsieur. Und vergessen Sie nicht jene andere Sache.«
»Nein, sicher nicht. Vielen Dank.« Er verließ unter Verbeugungen den Raum.
»Welche andere Sache?«, fragte Jack.
»Eine simple Angelegenheit zwischen einer Dame und ihrem Friseur«, entgegnete Arabella. »Sie wissen so viel von Frauen, Sir, dass Ihnen die besondere Beziehung zwischen einer Dame und ihrem Friseur nicht verborgen geblieben sein kann.«
»Ich hätte gewettet, das wäre bei dir anders«, sagte er, und tat das Thema mit einem Schulterzucken ab. Er ging an die Tür ihres Schlafzimmers und öffnete ihr. »Komm und zieh dich an. Ich möchte zu gern die ganze Wirkung sehen.« Er ging ihr von Becky gefolgt in ihr Schlafgemach nach. Dort nahm er mit dem Rücken zum Kamin Aufstellung, gönnte sich eine Prise Schnupftabak und sah mit kritischem Blick zu, als Becky mit übergroßer Sorgfalt Zoll für Zoll erst das Unterkleid und dann die Robe selbst über Arabellas juwelengeschmückte, kunstvoll arrangierte Frisur zog.
Ihr Ausschnitt war in der Tat dramatisch, und das Blitzen der Diamanten an ihrem Busen steigerte noch die Wirkung. Voller Zweifel umfasste Arabella ihre Brüste unter der dünnen Seiden- und Organzaschicht. Sie waren kaum bedeckt. Ein unbedachtes Schulterzucken und ihre Brustspitzen wären zu sehen.
»Du wirst dich daran gewöhnen«, sagte Jack, der ihre Gedanken erriet. »Ich prophezeie Ihnen einen durchschlagenden Erfolg, Madam.« Er bot ihr seinen Arm. »Wir wollen zum Dinner hinuntergehen.«
Kurz vor zehn trafen sie in Covent Garden ein. Da es ein kalter Abend war, fröstelte Arabella. Die hauchdünne Stola, die sie über ihre Oberarme drapiert hatte, bot keinen Schutz gegen den Wind, ebenso wenig die langen weißen Seidenhandschuhe oder die dünnen Seidenstrümpfe und leichten Satinslipper. Sie warf ihrem Begleiter in seinem warmenSamt einen neidischen Blick zu. Als einziger Teil seiner Anatomie war sein Gesicht den Elementen ausgesetzt.
»Drinnen wird es dir zu heiß sein, das verspreche ich dir«, sagte er und nahm ihren Arm, als sie die Treppe zum Opernhaus hinaufschritten.
Die Straßen um die Piazza waren bevölkert und sehr laut. Dirnen und Straßenhändler warben aufdringlich um Kundschaft, Gruppen zügelloser junger Männer torkelten betrunken von einer Kneipe zur anderen, vom Bordell ins Badehaus. Elegant gekleidete Opernbesucher sah man nirgends, bis auf die beiden, die eben das Gebäude betraten, und Ara- bella ahnte, dass Jack ihre Ankunft perfekt geplant hatte. Ihr Auftritt würde die Augen aller auf sich ziehen.
Sie spürte, wie sich Aufregung in ihr regte. Dies war so anders als ihr letzter Ausflug in die vornehme Welt.
Die Absätze ihrer Satinslipper klapperte auf dem Marmorboden, als sie das säulenbestandene Foyer durchschritten. Ein Lakai führte sie einen schmalen, von Türen gesäumten Gang entlang. Er blieb stehen, öffnete eine der Türen und trat beiseite. Arabella betrat die Loge und blinzelte in dem plötzlich strahlenden Licht. Luster hingen von der gewölbten Decke und warfen strahlendes Licht über Bühne und Zuschauerraum. Stimmengewirr erhob sich aus Logen und den voll besetzten Reihen darunter, da die Leute ihre Gespräche ohne Rücksicht auf die Sänger auf der Bühne oder die Musiker im Orchestergraben weiterführten.
Arabella wählte den Stuhl im
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