Der Heiratsantrag - Almost a Bride
Ihr Blick wanderte aber immer wieder zur Loge der Worth und der schönen Frau, die darin saß. Was hatte sie denn erwartet? Eine hässlicheVogelscheuche? Natürlich war Jacks Geliebte ein Muster an Vollkommenheit, zumindest äußerlich. So wie er.
Während des zweiten Aktes, der ihr trotz des verspielten Zaubers der Musik und der Bemühungen der Sänger, die Aufmerksamkeit des Publikums zu fesseln, endlos vorkam, hüllte sie sich in Schweigen. Als schließlich der Vorhang fiel, erhob sie sich eilig.
Jack legte ihr die Stola um die Schultern. Sein Unmut war in seinen Bewegungen zu spüren und an seinem Mund und dem degenscharfen Flackern in seinem Blick zu sehen.
»Ich begleite dich zum Wagen«, sagte er und öffnete die Logentür. »Ich habe noch eine Verabredung bei Brooke’s.«
Wortlos gestattete sie ihm, ihren Arm in einer höflichen Geste scheinbarer Besorgtheit zu nehmen, als sie die Loge verließen und im allgemeinen Gedränge dem Foyer zustrebten. Dort wurden sie aufgehalten.
»Jack, ich bestehe drauf, dass Sie mich Ihrer Gemahlin vorstellen.« Eine Dame in mittleren Jahren mit einem riesigen breitkrempigen, mit Straußenfedern dekorierten Hut vertrat ihnen den Weg. Sie musterte Arabella mit freundlicher Neugierde.
Jack beugte sich über ihre Hand, ehe er sagte: »Ihre Gnaden, die Duchess of Devonshire, meine Liebe. Madam, meine Frau, Lady Arabella.«
Die zwei Frauen reagierten mit jenem freundlichen Nicken, das für Damen gleichen Ranges angebracht war, und die Herzogin von Devonshire sagte schon im Gehen mit einem Lächeln: »Ein neues Gesicht ist in unserer kleinen Gesellschaft immer willkommen, meine Liebe. Sie bekommen für meinen nächsten Kartenabend eine Einladung.«
Nun, das war eine Einladung, die sie bereitwillig anzunehmen gedachte. Die Gesellschaften der Herzogin waren für ihre hohen Einsätze und wilden Spiele bekannt. Es warunwahrscheinlich, dass ein Neuling es nicht schaffen würde, beträchtliche Summen an ihren Tischen zu verlieren.
»Jack, stell mich bitte deiner Frau vor.«
Jack wandte sich Lilly zu, die am Arm ihres Gatten näher kam. Sie lächelte, doch ihr Lächeln wirkte spröde. »Meine liebe Lady Worth.« Er beugte sich über ihre Hand und führte sie an die Lippen.
»Wie förmlich, Jack«, sagte Lilly und tippte mit ihrem Fächer spielerisch auf seinen Arm. »Jetzt stell mich sofort deiner Frau vor.«
Arabella gewahrte nun, dass das Stimmengewirr um sie herum ein wenig leiser wurde. Für Klatschbasen ein Leckerbissen, dachte sie. Die erste Begegnung zwischen Geliebter und Braut. Sie richtete ein Lächeln voll strahlender Wärme auf Lady Worth und streckte die Hand aus. »Eine Vorstellung erübrigt sich, Lady Worth, ich kann es kaum erwarten, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
Lillys Lächeln wankte nicht, als sie die ausgestreckte Hand mit schlaffem Griff umfasste. »Euer Gnaden«, sagte sie förmlich und ließ Arabellas Hand sofort wieder los. »Wie charmant.«
»Ich hoffe sehr, Sie besuchen mich am Cavendish Square«, fuhr Arabella mit unverändert freundlichem Lächeln fort. »Sicher werden wir viele Gemeinsamkeiten entdecken«, sagte sie mit leisem Auflachen.
»Ich freue mich schon«, brachte Lilly heraus, als sie einen Knicks andeutete und sich mit ihrem Mann entfernte.
»Hast du das gehört?«, raunte George Cavenaugh Charles Fox zu, der neben ihm stand und leicht auf seine rosa Perücke tippte, auf der ein winziger Dreispitz thronte.
»Allerdings, mein Lieber. Hätte nicht gedacht, dass Dunstons Schwester so viel Stil hat«, erwiderte der Stutzer.
»Halbschwester«, berichtigte George ihn. »Ich fürchtesehr, mein Freund, dass sie Jack sehr zu schaffen machen wird.«
»Das schadet nicht«, sagte Fox. »Mich interessiert vor allem, warum er sie überhaupt heiratete.«
»Das fragte ich mich auch schon, aber jetzt, da ich sie gesehen habe ... « George ließ den Satz in der Luft hängen.
»Sehr ungewöhnlich, wie ich zugeben muss. Aber sie ist eine Lacey. Fortescus und Laceys sind seit jeher wie Feuer und Wasser.«
»Nichts ist für die Ewgikeit festgeschrieben, mein Freund«, meinte George darauf. »Ich freue mich jedenfalls, meine Bekanntschaft mit der Dame zu vertiefen.«
»Möchte wissen, wie sie am Kartentisch ist«, äußerte Fox nachdenklich, in Gedanken wieder bei seiner Spielleidenschaft.
»Wie eine Lacey, könnte ich mir denken«, erwiderte George, schwungvoll seinen Hut ziehend, als Arabella am Arm ihres Gatten vorüberschritt.
Sie schenkte ihm
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