Der Heiratsantrag - Almost a Bride
sollte er jetzt unternehmen? Er verstaute die Kassette und verließ leise die Bibliothek.
Ein Küchenjunge mit einer Schaufel voller Kohle drückte sich an die Wand, als der Herzog in die Halle hinaustrat. Jack bemerkte den Jungen kaum, so wie er auch kaum wahrnahm, dass die Sonne aufgegangen war. Die Haustür stand offen, ein Mädchen schrubbte kniend die Stufen und verspritzte großzügig Wasser aus dem Eimer neben sich. Straßengeräusche der erwachenden Stadt drangen herein.
Jack hielt einen Moment inne, einen Fuß auf der untersten Stufe der geschwungenen Treppe. Arabella hatte ihn in ein großes Dilemma gestürzt. Stellte er sie zur Rede, musste er seinen Betrug mit dem Brief eingestehen. Sagte er nichts, lief er Gefahr, in eine hinterhältige Falle zu geraten.
Er wusste nur zu gut, dass die Laceys sich auf Hinterhältigkeiten verstanden.
Er ging weiter in sein Schlafgemach. Das Fundament, auf dem seine Ehe gründete, wankte. Sie war nicht mehr die einfache, pragmatische Vernunftehe wie geplant. Seine Frau traute ihm nicht. Und jetzt konnte auch er ihr nicht mehr trauen. Sie standen sich plötzlich in zwei feindlichen Lagern gegenüber. Wie zum Teufel konnte es dazu kommen?
14
»Sieht aus, als hättest du dich geirrt, George.« Charles Fox trat zu Cavenaugh, der an der Wand des Salons stand und die Partie am runden Tisch in der Mitte des Raumes verfolgte.
»Worin?«, fragte George, ohne den Blick von den Spielern zu wenden.
»In Lady Arabella ... sie spielt so gar nicht wie eine Lacey. Ich glaube, sie zählt nicht mal die abgelegten Karten ... sie spielt völlig planlos.« Das klang missbilligend. »Dunston wusste wenigstens, was er tat, er konnte nur nicht aufhören.«
»Aus deinem Mund eine köstliche Aussage, mein Freund«, sagte George, der nur den Blick vom Tisch abwendete, um einem Diener mit einem Tablett voller Champagnergläser ein Zeichen zu geben.
Fox zuckte die Achseln und nahm die Bemerkung gutmütig auf. »Es schmerzt, ihr zuzusehen«, sagte er.
»Hm.« George richtete seinen nachdenklichen Blick wieder auf den Tisch, an dem Arabella mit nur einer Geldrolle an ihrem Platz saß. »Ich begreife nicht, warum sie gar nicht versucht, sich eine Strategie zurechtzulegen. Sie spielt wie eine blutige Anfängerin. Inzwischen müsste sie doch schon mitbekommen haben, wie man spielt, um zu gewinnen.«
»Vielleicht kann sie nicht zählen«, meinte Fox und schnitt eine Grimasse, als Arabella auf eine Karte setzte, die bereits aufgedeckt war.
»Unsinn, Mylady Arabellas Verstand ist messerscharf«, stellte George fest. »Sie ist jedem Konversationsthema gewachsen. Möchte wissen, warum Jack ihr nicht ein paar Tipps für den Spieltisch gab.«
Fox schwenkte seinen Fächer in einem trägen Versuch, die schwere, überheizte Luft in dem strahlend hellen Raum in Bewegung zu versetzen. »Was hältst du von dieser Ehe, George?« Er richtete den Blick auf seinen Freund, und nun war in den Tiefen seiner klugen Augen keine Spur mehr von dem leichtfertigen Dandy.
»Tja, ich wünschte, ich könnte es sagen. Für mich ist sie ein Rätsel. Ich kann nicht mal erkennen, ob sie einander mögen. Aber eines sage ich dir, Fox, die Dame gefällt mir.«
Charles nickte. »Nicht wie ihr Bruder. Sie hat Rückgrat. Dumm ist sie auch nicht, das steht fest. Manchmal habe ich Jack ertappt, als er sie anschaute«, sagte er sinnend. »Ich kann seinen Ausdruck nicht deuten, aber ... « Er schürzte die Lippen. »Er schien verwirrt.«
»Ich weiß, was du meinst. Sieht ihm gar nicht ähnlich. Noch nie habe ich erlebt, dass etwas nicht so lief, wie Jack es wollte.«
»Nun, ich werde auch weiter alles mit Interesse beobachten, mein Freund. Ach, warte, was macht sie jetzt?« Entsetzttrat Fox einen Schritt auf den Tisch zu, als Arabella, die ihr ganzes Geld verloren hatte, ein Smaragdarmband löste.
George hielt ihn zurück. »Nicht, Charles, das soll Jack regeln. Du würdest den Klatschmäulern der ganzen Stadt Material liefern.« Er bewegte sich in die Richtung des anschließenden Spielzimmers, in dem Jack Hasard spielte.
Jack blickte vom Würfeln auf, als George zu ihm trat. »Spielst du, George?«
»Im Moment nicht. Auf ein Wort, Jack.«
Jack legte den Würfel auf den Tisch und erhob sich, die Volants an den Manschetten ausschüttelnd. »Die Pause kommt mir gelegen ... ich bin trocken wie die Wüste«, sagte er unbekümmert, wohl wissend, dass George etwas auf dem Herzen hatte. Er ging zum Sideboard und schenkte sich ein Glas
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