Der Heiratsantrag - Almost a Bride
die Dame mit Komplimenten, als er jeden einzelnen ihrer Finger auf eine Weise küsste, die Arabella für völlig überflüssig hielt. Zwar wusste jedermann, dass Lady Jersey die Geliebte des Prinzen war, doch benahmen sich die beiden so ungeniert, dass die öffentliche Meinung alles andere als ihnen gewogen war.
Der Prinz war der Letzte in einer Reihe von Eroberungen, die sich von einer Schönheit betören ließen, die so verführerisch wirkte, dass auch den eifersüchtigsten Ehefrauen nichts übrig blieb, als zu resignieren. Arabella war schon im Anfangsstadium ihrer Bekanntschaft mit der Dame zu der Meinung gelangt, dass sie deren scharfen und boshaften Witz geschätzt hätte, wenn Frances Villiers nicht so erpichtdarauf gewesen wäre, die Frauen der Männer, mit denen sie ins Bett gegangen war, in aller Öffentlichkeit in Verlegenheit zu bringen.
»Lady Arabella.« Lady Jersey umarmte sie, als wären sie Busenfreundinnen, wobei die gefärbten Federn auf ihrem großen Hut wie ein Pfauenschwanz in die Höhe standen. Aus ihren großen Augen sprach Bosheit. »Hoffentlich sind Sie wohlauf, meine Liebe. Gestern kamen Sie mir in Devonshire House etwas angegriffen vor.«
»Mir geht es wunderbar, danke«, sagte Arabella. Sie wandte sich um und begrüßte George Cavenaugh, der ihre Hand mit einer galanten Verbeugung an die Lippen führte. »Sie sehen wie immer bezaubernd aus, Lady Arabella«, sagte er mit einem betonten Zwinkern in Frances’ Richtung.
»Sie sind zu gütig, Sir«, sagte Arabella mit einem angedeuteten Knicks. Sie wandte sich wieder, ganz höfliche Gastgeberin, der Countess zu. »Darf ich Ihnen ein Glas Sherry anbieten, Madam?«
»O nein ... nein, nur ein wenig schwachen Tee, denke ich.« Die Countess schwebte zu einem Sessel neben dem Prinzen und ließ sich in einem Wirbel von Taftröcken nieder. »Der Teint, Sie wissen ja.« Sie klopfte sich mit behandschuhten Fingern auf die Wangen. »Wein erhitzt einen so sehr.«
Arabella klingelte kommentarlos einem Diener. Der Prinz hatte sein Monokel gehoben und machte nun ein großes Spektakel daraus, den Teint seiner Geliebten zu prüfen, während sie sich unter Protesten dagegen zur Wehr setzte.
»George, bedienen sie sich an den Karaffen«, lud Arabella ihn ein und deutete aufs Sideboard.
Wieder wurde die Tür geöffnet. »Lord Morpeth schickt seine Karte, Euer Gnaden.« Tidmouth streckte ihr das Silbertablett entgegen, auf dem die gravierte Karte lag.
»Meiner Treu, Madam, Sie sind aber groß in Mode«, erklärte der Prinz. »Ein stilles Tete-a-Tete mit Ihnen ist wohl ausgeschlossen.«
»Sir, ich stehe stets zu Ihren Diensten«, protestierte Ara- bella.
Der Prinz lachte jovial. »Das sagen Sie, Madam, das sagen Sie. Aber immer wenn ich komme, werden sie von Besuchen überschwemmt.« Er öffnete eine zierliche Schnupftabaksdose und bot sie Fox an, ehe er selbst eine Prise nahm. »Lassen Sie ihn eintreten, Tidmouth, lassen Sie ihn eintreten.«
Lord Morpeth trat ein, und man wandte sich der Politik zu, da nun eine ganze Reihe eingefleischter Whigs versammelt war. Arabella blickte sich befriedigt in ihrem Salon um. Sie war ihrem ehrgeizigen Ziel, sich als politische Gastgeberin mit der Duchess of Devonshire messen zu können, ein gutes Stück näher gekommen. Das Haus am Cavendish Square war als Treffpunkt fast schon so beliebt wie Devonshire House.
»Ist Jack nicht da, Lady Arabella?«, erkundigte sich George Cavenaugh und reichte sein Glas einem Diener, der mit gefüllten Karaffen vorüberging. »Ich hoffte, ihn zu sprechen.«
»Ach, ich sah ihn vor einer halben Stunde in der Mount Street«, sagte Lord Morpeth. »Er kam aus dem Haus der Worths.«
Lady Jersey ließ ein kleines Kichern hören. »Die liebe Lady Worth«, sagte sie. »Wirklich erstaunlich, wie sie mit jedem Tag schöner wird. Sie wird einfach nicht älter. Kein Wunder, dass sich die Männer vor ihrer Tür drängen.« An ihrer Teetasse nippend, lächelte sie Arabella zu.
Das Lächeln einer Hyäne, dachte Arabella wütend. Einer Hyäne, die ein Beutestück umkreist, das sie allzu bald verschlingen wird. War es schon geschmacklos genug, wenn sieihre Fänge in die Frauen ihrer Liebhaber schlug, so war es der Gipfel, wenn sie aus purer Bosheit einer Frau, deren Ehemann sie nichts anging, einen Stich versetzte.
Natürlich war die Wahrscheinlichkeit groß, dass Jack einmal mit Frances Villiers intim verbunden war.
Ein winziger Moment des Schweigens war Frances Villiers Bemerkung gefolgt, kaum
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