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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Hand über sein Glas.
    »Danke, nein.«
    »Ich glaube, ich schon«, sagte Nakamura. Er schenkte sein Glas voll und hob es zu einem Toast. Er wirkte nun graziös, entspannt, charmant, ganz echter Freund und Trinkbruder. »Ich glaube, es wäre verfrüht, jetzt schon über Gehälter zu sprechen. Aber ich bin sicher, du weißt, dass wir höchst großzügig zu sein beabsichtigen, sowohl was die direkte Gehaltsfrage angeht, als auch bezüglich der Beförderung in höhere Rangstufen für dich und deine wichtigsten Mitarbeiter.«
    Rhodes Kopf wirbelte.
    »Und nun zu Dr. Wu und seinem Zusammenhang mit unserer Unterhaltung«, sagte Nakamura.
    Richtig, Wu hatte irgend etwas damit zu tun, erinnerte sich Rhodes.
    »Wenn er seine Arbeit für das Sternenschiff-Projekt abgeschlossen hat – was unserer Schätzung nach in einigen Monaten der Fall sein wird –, könnte es sehr gut möglich sein, dass wir ihn deiner Gruppe beiordnen, sagen wir als Research-Berater. Ein älterer Berater, dir weder über- noch untergeordnet, sondern euren Arbeiten einfach zur Verfügung gestellt als ein Sammelbecken höchst fortschrittlicher technischer Fähigkeiten. Beispielsweise: Wir erfuhren aus guter Quelle, dass ein Mitglied deines Teams einen extrem kühnen, ja radikal neuen Vorschlag für eine neue Forschungsrichtung vorgebracht hat, die sich als höchst fruchtbringend erweisen könnte, die aber derzeit noch von potentiellen unüberwindbar scheinenden Hürden behindert ist. Es könnte der Fall sein, dass ein Wissenschaftler von der Bedeutung Dr. Wus, wenn er sich diesen Hindernissen sozusagen mit frischer Vision annimmt, Vorschläge anbieten könnte, die …«
    Rhodes war wie betäubt.
    Sie wussten hier also bereits über Van Vliet Bescheid? Ja, allem Anschein nach. Und hielten als Köder keinen Geringeren als Wu Fang-shui vor die Nase, um Van Vliets Vorschläge zur Vollendung zu bringen?
    Unglaublich. Nicht zu fassen.
    »Ich glaube, ich nehme den Drink nun doch, Mister Nakamura.«
    »Aber gern.« Nakamura schenkte ein, einen doppelten, eher einen dreistöckigen.
    Aus einer bislang noch nicht angezapften Tiefe seiner Seele heraus gelang es Rhodes zu sagen: »Es ist dir doch klar, dass ich außerstande bin, dir zu irgendeinem der besprochenen Punkte heute bereits eine definitive Antwort zu geben.«
    »Aber gewiss doch. Es ist ein ernster Schritt, faktisch die Umgestaltung deines ganzen Lebens. Ich weiß von den starken Bindungen, die du gegenüber Samurai Industries fühlst – oder sagen wir präziser: gegenüber den Santachiara Technologies. Du bist nicht der Mann, der bedeutende Entschlüsse rasch oder leichtfertig fasst. Das wissen wir – wir haben dich sehr genau im Auge behalten, Dr. Rhodes, was dich gewiss nicht überraschen dürfte – und wir schätzen diesen Zug an dir. Lass dir also Zeit. Überdenke alles gut. Besprich mit deinen vertrauenswürdigsten Freunden, was ich dir hier gesagt habe.«
    »Ja.«
    »Ich brauche wohl kaum zu betonen, dass bei derartigen Gesprächen höchste Diskretion angebracht ist?«
    »Kaum.«
    Nakamura erhob sich.
    »Wir bleiben in Verbindung, Dr. Rhodes.«
    »Ja. Gewiss.«
    »Es war eine äußerst erfreuliche erste Begegnung für mich, und ich hoffe, für dich ebenfalls.«
    »Ja. Sehr. Sehr.«
    Beim Abschied ehrte Nakamura ihn tatsächlich mit einer höchst formellen Verbeugung, und Rhodes gab sich große Mühe, sie nicht allzu linkisch und tölpelhaft zu erwidern.
    Ein Dritter Grad verneigt sich vor mir, dachte er. Unvorstellbar!
    Mr. Kurashiki erwartete ihn, um ihn zu seinem Wagen zurück zu geleiten. Dann saß Rhodes lange auf seinem Sitz, fühlte sich benebelt, überlegte, wohin er sich fahren lassen solle. Es war noch recht früher Nachmittag. Zurück ins Labor? Nein, nicht jetzt, nicht gleich. Nicht in dem Zustand, in dem er sich befand. Er war nahezu volltrunken, er war von der hohen Anspannung in sauren Schweiß gebadet, und er war der völligen Erschöpfung nahe. Er hätte am liebsten geweint. Eine Besprechung mit einer echten tatsächlichen Nummer Drei, das Angebot, sich ein eigenes Laboratorium aufzubauen, egal wie viel es kostete, und die umwerfendste Offerte, dass er Wu Fang-shui als Bürogehilfen gratis dazu geschenkt bekommen sollte. Er war ganz benommen.
    Er musste unbedingt mit jemandem darüber reden. Aber mit wem? Mit Isabelle? Jesus, nein! Mit Ned Svoboda? Eigentlich auch nicht.
    Paul Carpenter, ja, das war es. Der einzige Mensch im ganzen Universum, dem er völlig vertraute. Aber

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