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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ich, noch nicht derart bedeutende Fortschritte gemacht wie eure große Firma. Wie du inzwischen zweifellos exakt deduziertest, habe ich dich heute hierher gebeten, um mit dir zu besprechen, welche Möglichkeit es gibt, dass du deine außergewöhnlichen Fähigkeiten in unsere Laboratorien überführst.« Mit einem Lächeln und einem winzigen Kopfnicken und einer winzigen Handbewegung gab Nakamura zu verstehen, dass Rhodes nicht schon jetzt etwas zu diesem ersten deutlichen Eingeständnis der ihrer Begegnung zugrunde liegenden Absichten sagen sollte. »Allerdings haben wir etliche bemerkenswerte Fortschritte auf einem völlig andersartigen Weg der Problemlösung getätigt. Ich spreche von unseren Bemühungen, von denen du möglicherweise einige Gerüchte gehört hast, ein Sternenschiff mit Überlichtgeschwindigkeit zu entwickeln, das in der Lage sein soll, menschliche Kolonisten zu geeigneten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems zu bringen.«
    Und dann hatte Nakamura vor ihm das lebensechte Abbild des Prototyps erscheinen lassen.
    Rhodes trat unwillkürlich einen Schritt zurück, als fürchtete er, das Ding könnte auf ihn herunterstürzen. Aber natürlich wusste er, dass es sich nur um ein Hologramm handelte.
    »Du hast von unserem Stardrive-Programm gehört?«, fragte Nakamura.
    »Nur ganz vage Andeutungen«, sagte Rhodes wahrheitsgemäß. »Eigentlich weiß ich weiter nichts darüber, als dass es ein derartiges Programm gibt. Bereits seit etlichen Jahren.«
    »Ja. Genau wie bei Samurai Industries. Wusstest du davon, Dr. Rhodes?«
    »Ungefähr ebenso viel und wenig. Aber wir hörten, dass Kyocera bereits viel weiter vorangekommen ist als wir.«
    »Das ist korrekt. Wir haben die Bodentests erfolgreich abgeschlossen und stehen nun kurz vor dem ersten experimentellen Flug.« Nakamuras Augen bekamen einen leuchtenden Glanz. Er händigte Rhodes nun vertrauliche Informationen aus; ein kleines Bröckchen als Köder für die später eingeforderte Gegenleistung. »Dabei stellte sich allerdings ein Problem heraus, und zwar was das menschliche Wahrnehmungsvermögen unter den Bedingungen eines Fluges mit Überlichtgeschwindigkeit betrifft. Und hier ist der Punkt, an dem sich unser Sternenschiffprogramm und dein ganz persönliches Spezialgebiet, die Gentechnik, überschneiden.«
    Das hätte Rhodes beinahe umgeworfen. Wollten sie ihn für Kyocera anwerben, damit er an ihrem interstellaren Raumfahrt-Projekt mitarbeite?
    »Das Problem besteht darin«, fuhr Nakamura geschmeidig fort, »dass die Hyperlichtgeschwindigkeit anscheinend zu etlichen unvermeidlichen Relationsverzerrungen führt. Die Insassen eines solchen Schiffs werden in einem veränderten Raum fliegen, in dem – unter anderen Problemen – die optischen Signale, die ihre Sehnerven erreichen, ihnen völlig fremdartig erscheinen werden. Unsere Augen sind bekanntlich so konstruiert, dass sie das Licht eines bestimmten Segments des Spektrums aufnehmen und die von diesem Licht geformten Muster entsprechend unseren Erwartungen der Gestalt der Dinge entziffern. Im Innern des Sternenschiffs und unter der Wirkung des Antriebsfeldes, das im wörtlichen Sinn das umgebende Kontinuum verformt, um das Schiff mit nichtrelativistischer Geschwindigkeit durch das Raum-Zeit-Gewebe zu befördern, unterliegen die Lichtwellen einer extremen Belastung. Die von den Sehnerven der an Bord befindlichen Personen werden für sie unverständliche Informationen erhalten. Die Besatzung würde effektiv blind sein.«
    Rhodes konnte sich kaum vorstellen, dass ein Achter- oder Neuner-Grad so hätte sprechen können. In den Verwaltungsrängen hielt man im allgemeinen Wissenschaft für etwas, das man beruhigt den unteren Stufen überlassen konnte. Aber Nakamura schien tatsächlich begriffen zu haben, wovon er sprach: Aber seine Ausdrucksweise, auch wenn es die gestelzte Sprache des Megamulti-Japaners war, hatte nichts stur Auswendiggelerntes.
    Rhodes überlegte, ob man ihn auffordern würde, irgend etwas bezüglich dieses ›Blindheits‹-Problems zu unternehmen. In die Richtung schien Nakamura jedenfalls zu zielen.
    Überraschenderweise fragte Nakamura: »Hast du schon einmal etwas von einem Dr. Wu Fang-shui gehört?«
    Rhodes war verblüfft. Diesen Namen hatte er seit Jahren nicht mehr gehört.
    »Eine Legende in der Geschichte der Genchirurgie«, sagte er. »Der brillanteste Vertreter in seiner Generation. Ein Wunderwirker.«
    »Ja. Wahrhaftig. Und hast du eine Ahnung, wo er jetzt ist?«
    »Er ist

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