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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Carpenter war irgendwo auf See und bugsierte Eisberge herum. Rhodes wusste, vorläufig war er allein und ganz auf sich gestellt, und er musste kämpfen, um ein Geheimnis bei sich zu behalten, das so groß war, dass es ihm wie ein Klumpen geschmolzenen Messings in der Kehle brannte.
    »Nach Haus!«, befahl er dem Wagen.
    Er fühlte sich ganz und gar nicht wie ein Achter Grad, wie ein Abteilungschef oder wie ein international geachteter Wissenschaftler. Er fühlte sich wie ein kleiner Junge, der sich beim Schwimmen zu weit aufs Meer hinausgewagt hat und jetzt nicht mehr weiß, wie er wieder an Land zurückkommen soll.

Kapitel 18
     
    Hitchcock sagte: »Also, Capt'n, ich glaube, wir sollten die alle festsetzen, die ganze verdammte Ladung. Nakata könnte 'n paar von seinen Ersatzkrampen anlegen, und wir schleppen sie dann mit dem Eisberg zurück nach Frisco.«
    »He, Moment mal«, sagte Carpenter. »Seid ihr verrückt geworden? Ich bin doch kein Pirat.«
    »Wer sagt was von Piraterie? Es ist unsere Pflicht. Wir müssen die festnehmen und abliefern, Mann, so seh' ich das jedenfalls. Das sind Meuterer!«
    »Aber ich bin kein Polyp«, entgegnete Carpenter. »Wenn die 'ne verdammte Meuterei veranstalten wollen, schön, sollen sie. Was geht mich das an? Ich habe hier einen Job zu erledigen. Ich will diesen Eisberg nach Osten bewegen. Ohne dazu noch eine ganze Schiffsladung von Irren mitzuschleppen.«
    Hitchcock sagte nichts. Sein breites dunkles Gesicht verhärtete sich.
    Mit wachsender Verärgerung sagte Carpenter: »Hör mal, komm bloß nicht auf den Gedanken, dass ich sowas wie 'ne Zivilfestnahme vornehmen werde. Rechne nicht 'ne Sekunde lang mit sowas, Hitchcock. Es kommt nicht in Frage, und das weißt du verdammt genau.«
    Hitchcock sagte sanft: »Weißt du, sowas haben wir ziemlich ernst genommen, früher. Du verstehst, was ich meine, oder, Mann? Wir drehten damals nicht einfach den Kopf weg.«
    »Du kapierst es nicht«, sagte Carpenter, und Hitch warf ihm einen schneidenden verächtlichen Blick zu. »Nein. Jetzt hör doch mal zu, und zwar ganz genau!«, sagte Carpenter scharf. »Dieses Schiff da bringt weiter nichts als Ärger. Die Frau, die dort das Kommando hat, die wünscht ein Mann sich nicht in seiner Nähe. Wenn wir sie übernehmen wollten, müssten wir sie in Ketten legen, und das dürfte nicht ganz so einfach sein, wie du dir das vorstellst. Wir sind hier zu fünft, aber ich weiß nicht, wie viele die sind. Außerdem ist es ein Kyocera-Merck-Kahn da drüben. Und Samurai bezahlt uns nicht dafür, dass wir für die von K-M die Kastanien aus dem Feuer holen.«
    Der Vormittag war inzwischen schon weit fortgeschritten. Kovalcik hatte bereits zweimal angefragt, was Carpenter zu unternehmen gedenke. Er hatte sich beide Male verleugnen lassen. Die Sonne war inzwischen fast im Zenit angelangt, und der Himmel strahlte greller als je in glühender Hitze, mit ein paar blässlichen lavendelblauen und grünlichen Wirbeln in großer Höhe, den abgedrifteten Schwaden des Treibhausgiftmülls, der wohl aus der verseuchten Lufthochdruckzone westwärts gewandert sein musste, aus der Luftmasse, die sich konstant über der Mitte der USA festgesetzt hatte. Carpenter bildete sich sogar ein, dass er einen Hauch von Methangas in der Brise wahrnehmen könnte.
    Direkt am Schiff lag der Berg, schimmernd wie glattpolierter Marmor, und schwitzte Wasser aus, Stunde um Stunde mehr, je stärker die wachsende Hitze auf ihn einwirkte. Daheim in Frisco schrubbten sie wahrscheinlich schon die leeren Tanks vom Staub frei. Ja, höchste Zeit, dass er loszog. Kovalcik und Kohlberg würden mit ihren Problemen ohne seine Hilfe zurechtkommen müssen. Er fühlte sich nicht recht wohl dabei, aber es gab eine Menge Sachen auf der Erde, bei denen sich Carpenter nicht wohlfühlte, die er aber ebenso wenig in Ordnung zu bringen vermochte.
    »Du hast gesagt, sie hat angedroht, diese fünf Männer zu töten«, sagte Caskie. Nervös fuhr sich die kleine Funkoffizierin über ihren kahlgeschorenen Schädel. »Meint sie das ernst?«
    Carpenter zuckte die Achseln. »Höchstwahrscheinlich blufft sie. Sie wirkt ziemlich brutal, aber ich glaube nicht, dass sie soweit geht.«
    »Das seh ich anders«, sagte Rennett. »Sie will die Kerle loswerden, egal wie, und wenn's auf die härteste Art sein muss. Vielleicht war sie grad dabei, es zu machen, als wir auftauchten.«
    »Glaubst du wirklich?«
    »Sie kann sie nicht länger an Bord behalten. Sie haben fast keine Sedativa

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