Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)
länger stören. Aber wir müssen uns mal zu einem Drink zusammensetzen, was, Farkas? Wie lange gedenkst du denn hier oben zu bleiben?«
»Ich weiß noch nicht recht. Aber noch ein paar Tage, mindestens.«
»Also Urlaub?«
»Ja, Urlaub.«
»Ein wundervoller Ort, was? Was für ein Kontrast zur armen alten traurigen Erde.« Enron wandte sich zum Gehen. »Hör mal, gib doch Jolanda den Namen deines Hotels, ja? Ich rufe dich dann an, und wir können ein Treffen ausmachen.« Und zu Jolanda sagte er mit dem Ton eines Besitzers: »Wir sehen uns dann später, ja?«
Also sind sie doch zusammen unterwegs, dachte Farkas. Die Bildhauerin und der Agent. Das war es wert, darüber nachzudenken. Gar nichts war Zufall gewesen. Offensichtlich hatte Enron ihn gestern Abend in dem Restaurant gesehen. Und diese Begegnung heute hatte er bewusst arrangiert. Hatte die Frau nur als Werkzeug benutzt? Farkas war sich da nicht sicher. Aber sie sind zusammen unterwegs, das ja. Aber arbeiten sie auch zusammen? Und wenn ja, woran?
Enron war fort. Farkas griff wieder nach Jolandas Hand, und sie überließ sie ihm.
»Also«, sagte er. »Wie ist es mit heute Nachmittag – dass du bei mir Maß nimmst, für deine Skulptur, für dieses Porträt, das du angeblich von mir machen willst …?«
Kapitel 17
Mit zwei Fingern der Hand machte Nakamura eine knappe, aber gebieterische Geste, und das hell schimmernde Bild einer riesenhaften stahlgepanzerten flügellosen Hornisse erwachte in dem weiten kahlen Raum zum Leben, wo Rhodes und er ihr kleines Gespräch führten. Das Ding füllte beinahe den ganzen Raum aus.
»Dr. Rhodes, hier siehst du den Prototyp unseres Sternenschiffs. Ich biete dir diese Demonstration nicht, weil deine Arbeit für uns, falls du dich entschließen solltest, deine Geschicke mit uns zu verbinden, von irgendeiner Bedeutung für unser Sternenschiffprogramm wäre, sondern einfach weil mir sehr daran gelegen ist, dir das Ausmaß unserer weitgesteckten wissenschaftlichen Aktivitäten zu zeigen. Darf ich das Vergnügen haben, dir noch ein Glas Cognac anzubieten?«
»Also …«, sagte Rhodes. Doch Nakamura schenkte bereits nach.
Rhodes argwöhnte, dass er bereits ein wenig angeschickert sei. Nakamura war sehr großzügig mit seinem Cognac.
Aber es war wohl ungefährlich, dachte Rhodes, so viel zu trinken. Er hatte von Anfang an erkannt, dass er einem Mann vom dritthöchsten Rang nicht gewachsen sein würde, dass er da nicht in seinem Element war; er rechnete damit, ständig überrundet und überspielt zu werden, bei jedem Zug, und dies verlieh ihm einen gewissen Schutz. Er war bereits zu dem Entschluss gelangt, sich bei dieser ersten Besprechung auf nichts Definitives einzulassen, wie feingeschliffen die Manipulationskünste Nakamuras sein mochten. Er war ein ausreichend routinierter Trinker und wusste, dass ein bisschen guter Cognac – oder auch ein ziemliches Quantum – an diesem Entschluss nichts ändern würde; und es half ihm, die Beklommenheit zu verscheuchen, die ihn in dieser schwierigen Entscheidungssituation hier auf unvertrautem Rasen und in der Gegenwart einer so erschreckend beeindruckenden Firmengröße überkommen hatte.
Die Unterhaltung war alles in allem bisher einseitig verlaufen. Rhodes wusste, er war hier, um zuzuhören, nicht, um sich zu produzieren und Eindruck zu machen. Das alles war nicht mehr nötig, war längst geschehen, und Kyocera-Merck wusste höchstwahrscheinlich mehr über ihn als er selbst.
Anfangs hatte Nakamura ihm ein paar glatte allgemeine Fragen über sein laufendes Forschungsprogramm gestellt. Reine Höflichkeit, und Nakamura versuchte ganz eindeutig nicht, ihm irgendwelche Firmengeheimnisse zu entlocken. Rhodes berichtete ihm über die längst publizierten Genmanipulationsprogramme bei Samurai, und Nakamura hörte höflich zu, gab ihm ab und zu ein Stichwort und führte das Gespräch geschickt durch vertrautes, überschaubares Gelände.
Aber dann änderte sich der Brennpunkt und man war bei Kyocera-Merck. »Auch wir sind zutiefst beunruhigt über die Geschicke unserer Gattung auf diesem geplagten Planeten, Dr. Rhodes«, sagte Nakamura, so ernsthaft bedeutungsschwanger wie nur irgendein Oberschüler, der zu einer Protesttirade über Umweltprobleme ansetzt. »Wie eure Leute sind auch wir überzeugt, dass einige biologische Veränderungen der menschlichen Gattung nötig sein werden, um uns für die bevorstehenden Veränderungen zu rüsten; doch wir haben in dieser Richtung, glaube
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