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Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Der heiße Himmel um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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lächelte ernst, als bestünde diese Möglichkeit wirklich.
    »Und wenn du versuchtest, in einem der Raum-Habitate eine neue Existenz für dich aufzubauen?«, fragte er.
    »Unbedingt eine enorme Möglichkeit«, antwortete Carpenter. Der Gedanken war ihm bisher noch nicht in den Sinn gekommen. Aber ja, der Weltraum – dorthin verzogen sich doch alle, die auf der Erde an einem toten Punkt, am Ende, angelangt waren. Die Kunstwelten, die Habitate! Und warum nicht? Aber er würde natürlich irgendwie einen Weg finden müssen, um dort hin zu gelangen. Er drehte und wendete den neuen Gedanken benommen im Geist her und hin.
    Dann merkte er, dass Farkas immer noch redete.
    »Wir sind gerade aus Valparaiso Nuevo zurück. Dem Flüchtlingsparadies, weißt du. Das könnte dich vielleicht interessieren. Weißt du Bescheid darüber?«
    »Ich hab davon gehört. Die letzte von den glorreichen Bananenrepubliken, nicht? Irgendein leicht bekloppter südamerikanischer Supergeneral betreibt den Laden wie ein Privatimperium und scheffelt ein Vermögen, indem er flüchtigen Verbrechern seine Protektion verkauft.« Carpenter schüttelte den Kopf. »Aber ich bin nicht auf der Flucht. Und ich bin nur in einem Punkt schuldig befunden, wegen einer Fehlentscheidung. Und meine einzige Strafe war, dass ich meine Stellung verlor. Aber außerdem habe ich auch kein Geld, um mich dort einzukaufen.«
    »Aber nein«, sagte Farkas. »Du verstehst falsch. Ich meinte nicht, dass du dort Asyl suchen sollst. Ich meinte nur, dass sich dir dort gewisse Möglichkeiten bieten könnten.«
    »Möglichkeiten? Was für welche?«
    »Verschiedenartige.« Farkas sprach nun leiser, fast beschwörend und verführerisch. »Verstehst du, der dortige Generalissimo Don Eduardo Callaghan soll in Kürze durch einen Aufstand beseitigt werden.«
    Carpenter wich verblüfft zurück.
    »Er soll? « Das alles hörte sich allmählich ziemlich verrückt an.
    »Ja, wirklich«, sagte Farkas gelassen. »Es entspricht alles genau der Wahrheit, was ich dir sage. Eine Gruppe von sehr kompetenten Verschwörern hat den Plan gefasst, seiner langen Herrschaft ein Ende zu machen. Ich gehöre zu dieser Gruppe. Jolanda ebenfalls und auch unser Freund Mister Enron. Und einige andere. Vielleicht hättest du Lust, dich uns anzuschließen.«
    »Was du nicht sagst?« Carpenter fand das alles mehr und mehr rätselhaft.
    »Mir kommt das wie ein recht deutliches Angebot vor. Wir müssen in Los Angeles noch ein paar Einzelheiten klären mit einigen Leuten, dann fliegen wir nach Valparaiso Nuevo und übernehmen dort den Laden. Es winken enorme Gewinne beim Verkauf der Flüchtlinge an die Stellen, die an ihrer Rückkehr interessiert sind. Du würdest am Gewinn beteiligt, und damit hättest du die nötige Grundlage, eine neue Existenz im Weltraum zu beginnen. Denn offensichtlich hast du ja auf der Erde keine Zukunftschancen.«
    Wahnsinn, wirklich. Oder aber – eine Form von Sadismus. So sprachen doch keine echten Verschwörer, oder doch? Dass sie ihnen vollkommen fremde Personen so auf Anhieb ins Vertrauen zogen? Nein, bestimmt nicht. Farkas produzierte dieses Phantasiegespinst einfach nur, um sich einen kleinen grausamen Scherz zu erlauben. Oder aber, der Mann war verrückt. Carpenter bemühte sich, einen Sinn in das scheinbar absurde Gerede zu bringen, das der Augenlose so gelassen von sich gab, und er fühlte Ärger in sich aufsteigen.
    »Du erlaubst dir einen Witz mit mir, ja? Eine Art von perversem Vergnügen, ja?«
    »Aber ganz und gar nicht. Ich spreche ganz im Ernst. Dieser Umsturz ist geplant. Und du bist ehrlich aufgefordert, dich dabei zu beteiligen.«
    »Warum?«
    »Warum was? «
    »Warum wollt ihr mich dabeihaben? Gerade mich?«
    Gelassen sagte Farkas: »Nennen wir es einen spontanen Entschluss, eine Augenblicksentscheidung. Jolanda hat mir erklärt, dass du ein intelligenter Mann bist, der Pech gehabt hat. Sogar verzweifelt dran ist. Also vermutlich bereit, auch extreme Chancen ergreifen zu wollen. Und du besitzt viele Fähigkeiten und Möglichkeiten. Alles in allem, scheint mir, dass du für uns sehr nützlich sein könntest.« Die Stimme war nun zu einem schmeichelnden Schnurren geworden. »Und es würde mir ein großes Vergnügen bereiten, wenn ich einem Freund von Jolanda helfen könnte.«
    »Das ist einfach nicht glaubhaft«, sagte Carpenter. »Du kennst mich doch überhaupt nicht. Und ich begreife nicht, wieso du mir derlei anvertraust, falls da wirklich was dahintersteckt. Ich könnte

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