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Der Held und die Feuergöttin

Der Held und die Feuergöttin

Titel: Der Held und die Feuergöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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der Weg hier zu Ende. Was erwartet mich dort, Oniak?«
    Er drehte ihn zu sich um und blickte in Augen, die keinem Menschen mehr gehörten. Für einen schrecklichen Moment glaubte er, von der schwarzen Glut zerfressen zu werden. Ein fast tierischer Laut entrang sich Oniaks Kehle. Oniak biß in Mythors Finger, trat nach ihm und wütete, bis Mythor blitzschnell die Hand zurückzog und die Faust gegen die Schläfe des Grünhäutigen schmetterte, bevor dieser die Mächte, die von ihm Besitz ergriffen hatten, durch Schreie warnen konnte. Vielleicht war dies auch schon auf andere Art geschehen.
    Sanft ließ Mythor den reglosen Körper zu Boden gleiten. Erschüttert blickte er das selbst jetzt noch zur Fratze verzerrte Gesicht an, in dem es zuckte und arbeitete.
    »Und ich schwor, daß du nicht sterben solltest«, flüsterte er voller Schmerz und Verbitterung. Alton wog schwer in seiner Hand. Er setzte die Klinge an Oniaks Hals und zögerte.
    Er konnte ihn nicht töten, auch wenn der Tod die einzige Erlösung für ihn sein mochte. Mythors Zorn richtete sich gegen das, was aus dem Mann, den er liebgewonnen hatte, eine Kreatur des Bösen gemacht hatte.
    Er zog die Klinge zurück und tat einen neuen Schwur, als er ganz langsam dem Licht entgegenging. Er erwartete nicht mehr, Ramoa dort zu finden. Aber was hatte sich dann noch im Berg eingenistet? Die Tukken allein hatten nicht die Macht, einen Menschen zum Besessenen zu machen. Welcher Dämon hauste im Vulkan? Und wo war Ramoa?
    Mythors Gesicht wurde zur undurchdringlichen Maske. Er spürte die Hitze nicht mehr. Sein Gang war der eines Mannes, der eine Herausforderung angenommen hatte. Seine Hände umklammerten den Knauf des Gläsernen Schwertes. Er dachte an Drudin, an die Caer-Priester und alle Formen der Besessenheit, denen er bisher begegnet war. Und deutlicher denn je spürte er, daß er in eine fremde, neue Welt geraten war. Aber konnte dies dann die Südhälfte der Welt sein, von der Vangard behauptet hatte, daß sie frei von Dämonen war?
    Der Lichtschein wurde heller, und als Mythor das Ende des Stollens vor sich sah, legte er sich flach auf den Boden und kroch weiter. Er brauchte Alton nicht mehr, um sehen zu können, und umgekehrt brauchte er nicht zu fürchten, sich durch den schwachen Lichtschein der Klinge zu verraten. Leise wie eine Katze schlich er sich an.
    Doch als er die Statue sah, glaubte er, sein Herz müsse stehenbleiben. Unfähig zu atmen, starrte er auf die riesige schwarze Gestalt mit den sechs Armen und dem schrecklichen glühenden Auge auf der Stirn.
     
     
    *
     
    Dies war nicht Ramoa, und keine Tau befand sich zwischen den Geschöpfen, die um die Statue herumstanden oder Arbeiten verrichteten, in denen Mythor keinen Sinn sehen konnte. Hier stand kein Tempel. Außer der Statue sah Mythor nur die ebenfalls sechsarmigen, kahlköpfigen und einäugigen Frauengestalten in den Felsnischen. Das Kreischen der Tukken drang schmerzend an sein Ohr, vermischt mit den gräßlichen Lauten, die die anderen Kreaturen von sich gaben - weißhäutige, bucklige Zwerge und formlose, zuckende Klumpen, die ihre Gestalt ständig veränderten.
    Nicht Ramoa, aber eine Göttin, die älter war als die Menschen. Mythor spürte es. Eine fremde Welt schien sich vor seinem geistigen Auge aufzutun, als er in den blutrot funkelnden Stein starrte. Für einige Herzschläge ließ er sich in diese Welt hineinziehen und glaubte sich in eine Zeit zurückversetzt, in der die Götter noch über die Welt wandelten - eine Welt, in der sich das Böse wie Unkraut ausbreitete. Und diese Schwarze Göttin dort war eine Botin der Finsternis, wie sie die Welt mit Dunkelheit überzogen haben mochten, lange bevor der Lichtbote auf seinem Kometentier erschien und ihr das Licht und die Reinheit zurückbrachte - bis auf jenen Streifen, der sich nun wieder ausbreitete und erneut alles Leben zu ersticken drohte.
    Mit Gewalt mußte Mythor sich von dem eigentümlichen Bann freimachen, der sich auf ihn gelegt hatte. Mit großer Willensanstrengung riß er sich los von den Visionen, die Trugbilder sein mochten, um jeden, der sich hierher vorwagte, sogleich zum wehrlosen Opfer der Mächte zu machen, die das Standbild erfüllten. Unwillkürlich mußte er an die Statue des Dämons Corchwll denken und an das, was Drundyr in Lockwergen heraufbeschworen hatte. Doch dies hier war anders, Mythor fand keine Erklärung für sein starkes Gefühl, das ihm mit fast untrügliche Sicherheit sagte, daß diese Statue aus

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