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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Mutter.
    »Fluch der Karibik. « Lydias Arme steckten bis zu den Ellbogen in seifigem Wasser, und ihr Gesicht war hochrot von dem heißen Dampf. Ihre Haare würden das nicht überstehen.
    »Den kenne ich schon. Ein Musical.«
    Lydia unterbrach ihr energisches Schrubben. »Ich glaube, du verwechselst das, Mum, es ist kein Musical. Es ist ein Film mit Johnny Depp.«
    »Johnny Depp. Ach, der ist süß. Zerquält. Nichts gefällt mir so gut wie ein zerquälter Mann.«
    Lydia stimmte ihr grimmig zu. Ihr fielen auch ein paar Männer ein, und wenn es nach ihr ging, je zerquälter, desto besser. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass der Topf hinüber war. Auch wenn sie noch so viel schrubbte, das Angebrannte würde sich nicht lösen. Die Reste darin waren so oft aufgewärmt worden, dass die untere Schicht sich mit dem Aluminium verbunden hatte. Sie zog den Topf am Griff aus dem Wasser, schüttelte den Schaum ab und ging zum Mülleimer.
    »Lydia, was hast du mit meinem Topf vor?«

    »Ich werfe ihn weg, Mum. Er ist hinüber.«
    »Das ist ein guter Topf.«
    »Er ist völlig am Arsch.«
    »Spricht man so mit seiner Mutter?«
    »Ha.« Lydia holte aus und streckte dabei die Zunge aus, aber ihre Mutter wehrte sie ab.
    »Geh weg von mir, du Schmutzfink.«
    Lydia ließ klappernd den nächsten Topf ins Spülbecken gleiten. Seit zwanzig Minuten schrubbte sie die Töpfe, so dass ihr die Schultern wehtaten, aber der Stapel von schmutzigem Geschirr war überhaupt nicht kleiner geworden. Es war wie die Teeparty des verrückten Hutmachers – war ein Topf oder eine Tasse benutzt, nahm ihre Mutter einfach die nächste saubere, sie wusch nie ab, und wenn sie das ganze Geschirr benutzt hatte, nahm sie einfach eins von den benutzten Stücken.
    »Wie soll ich kochen, wenn du immer meine Töpfe wegschmeißt?«
    Einen Moment lang erwog Lydia, sie alle wegzuwerfen. Keine Töpfe bedeutete kein Kochen, und das bedeutete, dass kein Stapel schmutziges, übelriechendes Geschirr auf sie wartete, wenn sie aus Dublin kam. Außerdem minderte es das Risiko, dass die Vorhänge Feuer fingen.
    … Aber es würde ihre Mutter zu sehr durcheinanderbringen, wenn all ihre Töpfe plötzlich verschwunden wären. Außerdem war Lydia entschlossen, Murdy und Ronnie, diese faulen Drecksäcke, zu zwingen, einen Teil der Verantwortung zu übernehmen.
    »Heute Abend lassen wir uns was vom Chinesen kommen, Mum. Du magst doch chinesisches Essen.«
    »Mag ich das wirklich? Und dann gehen wir tanzen?«

    »Wir haben eine DVD. Hab ich doch erzählt. Wir gucken uns einen Film an.«
    »Was für einen Film?«
    »Du weißt, welchen Film.« Bitte, du weißt es.
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Fluch der Karibik .«
    »Ach, den alten Schinken.« Ihre Mutter klang enttäuscht. »Ich mag keine Musicals.«
    Lydia schluckte. »Es ist kein Musical, du musst es verwechseln. Das ist ein guter Film, mit Johnny Depp.«
    »Johnny Depp! Den sehe ich gern. Schwermütig. Ich glaube, der kann nicht glücklich sein, selbst wenn man ihm Gewalt antäte. Du weißt, was ich meine, oder?«
    »Ja, ich weiß.«
    »Wie lange dauert das mit dem Abwasch noch?«
    Lydia ließ ihren Blick über die Schreckensszene in der Küche gleiten, die wackligen Stapel schmutziger Teller und die Töpfe mit Essensresten. »Ein bisschen dauert es noch.«
    »Ich habe Hunger«, sagte Ellen.
    »Gut, dann bestelle ich gleich unser Essen.«
    »Lassen wir uns was kommen? Oh, gut!«
    »Ich stell noch schnell eine Waschmaschine an.«
    Im Badezimmer sortierte Lydia die Wäsche und war überrascht, dass sie im Wäschekorb ein paar Stücke Männerunterwäsche fand. Bei näherer Betrachtung kam sie zu dem Schluss, dass es Ronnies Sachen sein mussten. Unglaublich … empörend, eine Frechheit! Kein Mädchen sollte je die schmutzige Unterwäsche ihres Bruders zu Gesicht bekommen! Das war einfach grundsätzlich nicht in Ordnung. Sie warf die Teile zurück in den Korb,
als wären sie radioaktiv (was bei Ronnies Lebenswandel nicht auszuschließen war).
    Vorsichtig ging sie die schmale Treppe hinunter, der Berg Wäsche in ihren Armen versperrte ihr fast vollständig die Sicht. Sie stieß die Küchentür mit dem Fuß auf, wo Ellen unverändert auf ihrem Stuhl saß. Sie blitzte Lydia an. »Das ist doch kein Leben für uns. Wenn wir an einem Samstagabend zu Hause bleiben.«
    »Es ist Dienstag.«
    Ihre Mutter sprang auf wie ein junges Mädchen und drehte sich mit ausgestreckten Armen um die eigene Achse. »Merkst du es nicht, Sally? Ach, Sally,

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