Der hellste Stern am Himmel
eindringlichen Flüstern. »Katie.«
Sie hätte das verdammte Schloss auswechseln sollen.
Er klopfte leise an ihre Schlafzimmertür. »Katie. Schläfst du? Wach auf.«
Sie hätte ihm den Schlüssel abnehmen sollen.
Das Licht ging an und blendete sie. Conall war in einem etwas unordentlichen Zustand und stand schwankend neben ihrem Bett. »Katie, ich verliere langsam den Verstand.«
»Warum?«
»Weil ich dich liebe. Entschuldige bitte.« Er meinte sein Erscheinen in ihrem Schlafzimmer um halb sechs morgens, was er mit einer vage alles umfassenden Handbewegung andeutete. »Ich hätte anrufen sollen, aber es ist so spät. Oder zu früh, je nachdem.«
»Und da hast du gedacht, es ist besser, du kommst persönlich.«
»Unbedingt!«
Er war, wie sie feststellte, ziemlich betrunken.
»Katie, ich möchte dich heiraten.« Er ließ sich auf ein Knie herab, wackelte dabei ein wenig, behielt aber das Gleichgewicht.
Sie starrte ihn an und war sich nicht sicher, ob sie tatsächlich aufgewacht oder ob sie einfach in einem von
diesen Träumen gelandet war, wo man träumt, dass man wach ist.
»Heirate mich«, sagte er flehentlich.
»Ist das ein Heiratsantrag?«
»Ja.«
Plötzlich war sie hellwach und erkannte: Dies war einer der wichtigsten Momente ihres Lebens. Sie würde Conall Hathaway heiraten, sie würde seinen Workaholismus und seine Unzuverlässigkeit akzeptieren, weil vieles an ihm fantastisch war und alles im Leben seinen Preis hat.
Ja, dachte sie und war sich sicher, sie würde die Frau von Conall Hathaway und würde mit all den glücklichen und den unglücklichen Momenten leben, die das garantiert mit sich brachte – aber nur , wenn er den Ring dabei hatte.
»Und der Ring?«, fragte sie.
Es wäre das Zeichen, dass sich in der Woche der Trennung eine Veränderung in ihm vollzogen hätte und er in Zukunft eher bereit wäre, Zugeständnisse zu machen.
Conall klopfte seine Anzugtaschen ab und wühlte in der Hosentasche, dann gestand er die unwillkommene Wahrheit. »Ich habe keinen Ring dabei …«
Na gut, das war’s dann. Die Sache war entschieden, und die Vision von einem Leben als Ehefrau von Conall Hathaway löste sich in nichts auf.
»Ich hätte einen Ring mitgebracht, aber ich hatte es so eilig herzukommen –«
»Dann ist es kein richtiger Heiratsantrag, ohne Ring«, sagte sie.
»Ich kann einen besorgen.« Schon hatte er sein Handy
in der Hand. »Trevor, Conall Hathaway hier. Habe ich dich geweckt? Bitte entschuldige mich bei deiner entzückenden Frau.« Er war eindeutig betrunken, dachte Katie, normalerweise sprach er nicht so, als wäre er einem Dickens-Roman entsprungen. »Hör zu, ich brauche einen Diamantring. Auf der Stelle. Oberste Dringlichkeit. Mach deinen Laden auf, ich lohne es dir.«
Conall legte die Hand über die Muschel und fragte Katie: »Du möchtest doch einen Diamant, oder?« Als würde er Take-away beim Chinesen bestellen.
Sie schüttelte den Kopf.
»Was dann? Smaragd? Saphir? Was du willst, du brauchst es nur zu sagen.«
Sie schüttelte abermals den Kopf. Sie würde ihm nicht erlauben, sich freizukaufen.
»Ich muss dich später anrufen, Trevor.« Conall war verwirrt. »Was willst du dann , Katie?«
»Nichts.«
»Aber …« Jetzt wusste er gar nichts mehr. Die Menschen wollten immer irgendetwas. »Ich habe mich verändert. Ich bin jetzt schon anders. Ich werde mir einen Assistenten nehmen. Morgen fange ich an, mich drum zu kümmern. Keine langen Reisen mehr. Keine dringenden Aufträge, keine Zwanzigstundentage.«
Wieder schüttelte sie den Kopf.
»Aber warum? Ich dachte, das alles wolltest du.« Er verstand sie nicht mehr. Es gab nur eine Erklärung. »Hast du einen anderen kennengelernt?«
»… Nein … ich …« Natürlich hatte sie keinen anderen kennengelernt, aber aus irgendeinem Grund ging ihr das Bild des Mannes mit den goldenen Locken von
unten nicht aus dem Sinn – und Conall, mit seinem feinen Sensorium, spürte das.
»Doch, du hast jemanden kennengelernt!«, rief er entgeistert aus.
»Das stimmt nicht.«
Aber für Conall war das genug. Wie ein verletztes Tier musste er allein sein.
Da war ja ein Taxi. Geschenk der Götter, dachte er und streckte die Hand aus. Das Taxi hielt neben ihm, und er machte die Tür auf und setzte sich auf den Beifahrersitz.
»Steigen Sie aus«, sagte der Taxifahrer. »Ich bin nicht im Dienst.«
»Fahren Sie mich nach Donnybrook. Ganz schnell.«
»Ich höre gerade auf. Mein Taxischild ist ausgestellt. Steigen Sie
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