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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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aus.«
    »Warum haben Sie dann gehalten?«
    »Ich habe nicht gehalten. Ich will parken.« Mit kreischenden Reifen und einer geschickten Wendung stieß die Taxifahrerin – denn es handelte sich um eine Frau – rückwärts in eine kleine Lücke. So perfekt eingeparkt, wie er es noch nie gesehen hatte. »So, jetzt ist der Wagen geparkt«, sagte sie. »Steigen Sie aus.«
    Er griff nach seiner Brieftasche. Er musste weg von diesem schrecklichen Ort, dem Ort seiner Schande. Zum zweiten Mal in fünf Minuten sagte er: »Ich lohne es Ihnen.«
    »Ich bin nicht im Dienst. Ich bin so müde, dass ich mit offenen Augen schlafe. Eigentlich dürfte ich gar nicht auf der Straße sein, ich gefährde andere …« Dann sah sie ihn aufmerksam an. »Was ist mit Ihnen?«

    »Nichts.«
    »Doch. Ihre Krawatte sitzt schief, Ihr Haar ist durcheinander.«
    »Ich brauche kein Mitleid.«
    »Sie kriegen von mir auch kein Mitleid. Stecken Sie Ihre fette Brieftasche weg. Ich fahre Sie bei laufendem Taxameter, wenn Sie mir erzählen, was passiert ist. Es tut mir immer gut, von dem Unglück anderer zu hören. Wohin?«
    »Wellington Road.«
    Sie kniff die Lippen zusammen und legte den Gang ein. »Das war ein guter Parkplatz, der beste je, und wenn ich zurückkomme, ist er weg. Hoffentlich ist Ihre Geschichte gut. Hat sie mit der sexy Lehrerin zu tun?«
    »Mit wem?«
    »Der Frau mit der großen Oberweite und den Schuhen? Ihrer Freundin? Gdansk!«
    »Meinen Sie Katie? Woher kennen Sie Katie?«
    »Ich wohne im selben Haus. In der Wohnung darunter.«
    »Wirklich? Nummer sechsundsechzig? Die Welt ist klein. Aber sie ist nicht Lehrerin.«
    »Erzieherin dann eben. Sie hat Ihnen den Laufpass gegeben, was? Warum?«
    »Weil ich zu viel arbeite.«
    »Warum? Kein Geld? Oder sparen Sie für die Zeit, wenn Ihre Mutter gaga wird und in ein Heim muss?«
    »Nein.«
    »Ihr Chef verlangt es?«
    »Ich arbeite im Wesentlichen auf eigene Rechnung.«
    »Sie arbeiten also im Wesentlichen zu viel, weil Sie gern arbeiten?«

    »… nicht gern …«
    »Weil Sie sich immer aufs Neue beweisen müssen?«
    »Vielleicht. Das sagt meine Freundin jedenfalls. Woher wissen Sie das?«
    Sie wedelte lässig mit der Hand. »Ich habe oft Fahrgäste wie Sie. Emotional verkrüppelte Arbeitstiere. Gdansk.«
    »Aber ich werde mich ändern.«
    »Wenn ich jedes Mal, wenn jemand das gesagt hat, einen Euro bekommen hätte, würde ich jetzt auch in der Wellington Road wohnen, im Haus neben Ihrem.«
    »Warum sagen Sie immer ›Gdansk‹?«
    »Weil es mir gefällt.«
    Darauf folgte ein längeres Schweigen.
    Schließlich fragte Conall: »Warum?«
    »Am Anfang ist es aufmunternd und klingt wie ›Guten Tag‹, aber am Ende kommt das ›sk‹, das ich besonders mag. ›Ssskkk‹. Wie zum Beispiel der Anfang von Skalpell. Oder Skunk. Man kann es sagen, wenn man die Leute loswerden will.« Sie wandte den Blick von der Straße ab und zischte ihn giftig an: »Sssskkkk!«
    Conall schreckte zurück.
    »Jetzt verstehen Sie«, sagte sie. »Es ist ein fantastisches Wort. Gdansk! Wenn Sie es in Ihrem Leben verwenden wollen, bitte sehr. Ich schenke es Ihnen.«
    Conall sah sie mit plötzlichem Interesse an. Was für eine lustige, bittere kleine Person …
    »Sie würden sich die Verwendung des Wortes sicherlich bezahlen lassen«, sagte sie. »Das ist wahrscheinlich der Grund, warum Menschen wie ich in Dublin 8 wohnen und Menschen wie Sie in der Wellington Road.«
    … und jetzt, da er sie genauer ansah, bemerkte er auch,
dass sie sehr hübsch war, mit blitzenden Augen und einem sinnlichen Mund, dann die dunklen Locken …
    »Aber andererseits«, fügte sie nachdenklich hinzu, »bin ich kein emotional verkrüppeltes Arbeitstier.«
    … und wie aus heiterem Himmel fiel ihm der Rat ein, den Katie ihm gegeben hatte … und Katies Ratschläge waren immer Gold wert.
    Behutsam fragte er sie: »Wie alt sind Sie?«
    »Das geht Sie gar nichts an.«
    »Das geht mich gar nichts an …« Sie gefiel ihm immer besser.
    »Sechsundzwanzig.«
    VIERZIG TAGE …
    Maeve war auf einen Schlag hellwach. Sie wusste nicht, wie spät es war, aber dem morgendlichen Licht nach zu urteilen, war es zu früh für das zarte Pling-Plong des Weckers. Was hatte sie gestört? Matt war nicht davon aufgewacht. Er schnaufte in seinem Schlummer und war eng an sie geschmiegt, sein Bauch an ihrem Rücken. Und dann spürte sie es: seine Erektion. Fest und elastisch, selbst durch die Schichten der Kleidung, die sie beide trugen. Gegen ihr Steißbein drängend

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