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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Katie wollte sich dafür bedanken, aber MaryRose reagierte seltsam, wenn man ihr ein Geschenk machte. Sie wirkte verwirrt, als hätte sie vergessen, dass sie auch ein Mensch war und nicht nur in Verbindung mit Vivienne existierte, deshalb mussten alle Geschenke an das Kind gerichtet sein.
    Verflucht sei Conall Hathaway!
    Die letzte Woche hatte sie bestens überstanden. Also, nicht gerade bestens, das nicht. Sie hatte zu viel getrunken
und es allein nicht ausgehalten, in Gesellschaft war sie schlecht zu haben, und ihre Angst vor einer lesbischen Ferienbegleitung bestand unvermindert. Aber sie wurde von der unerschütterlichen Überzeugung getragen, dass sie nur einen Fuß vor den anderen setzen und gegen ihre Trauer angehen musste, dann würde eines Tages der Schmerz vergehen.
    Sie hatte eine volle Woche hinter sich, mit Arbeitstagen und dem Wochenende, Zeiten der Leere, mit Verlustgefühlen, die einen immer dann überfallen, wenn man am wenigstens darauf gefasst ist, und sie hatte es überstanden. In gewisser Weise hatte sie in der Woche – und sie errötete bei dem Gedanken – ein kleines Gefühl der Selbstzufriedenheit empfunden. Sie hatte sich von außen betrachtet, wie sie mit ihrem Leben weitermachte, nachdem sie eine schwierige Entscheidung getroffen hatte – eine schwierige Entscheidung, aber die richtige. Sie war sogar stolz darauf – wie peinlich ihr das jetzt war –, dass sie so gefasst und erwachsen agiert hatte. (Und verschloss die Augen vor der abendlichen Flasche Wein, die das Ganze weniger heldenhaft machte.)
    Aber jetzt war alles ein einziges Durcheinander. Als Conall gestern am frühen Morgen in ihre Wohnung gestolpert war, schien es ihr hinterher so, als hätte er einen dicken Stock mitgebracht und ein ruhiges Gewässer heftig aufgerührt, so dass der Schlamm, der schon zu Boden gesunken war, wieder an die Oberfläche stieg.
    Nachdem er sich betrunken und eingeschnappt davongemacht hatte, konnte sie nicht wieder einschlafen, und die stählerne Gewissheit der Woche davor war im Lauf des Tages immer weiter gebröckelt. Vielleicht war
ich zu streng, vielleicht hätte ich nicht auf den Ring bestehen sollen –
    Ihr Telefon zirpte, sie machte einen Satz – wegen des Schlafmangels war sie hypernervös –, und eine rosa Tankstellenanlage mit winzigen Zapfsäulen fiel klappernd zu Boden.
    Es war Naomi. »Katie, wo bist du?«
    »In einem Spielzeugladen. Ich wollte was für MaryRose kaufen, um mich zu bedanken.« Langsam las sie die Tankstellenteile vom Boden auf.
    »Kriege ich auch ein Geschenk?«
    »Haha.« Bei den Richmonds gab es keine spontanen Geschenke. Das könnte zu sehr nach Freundlichkeit aussehen. »Was ist?«
    »Will nur mal nach dir sehen. Mich versichern, dass du nicht immer noch wegen der einen Praline am Abend sauer bist. Du darfst nämlich deine eigenen Pralinen in den Lesbenurlaub mitbringen, weißt du? Oder du kommst mit mir und Ralph und den Kindern mit.«
    »Dann lieber mit der Lesbe.«
    »Na gut, wie du willst.«
    »So meine ich das nicht. Es ist nur das Los der Singles. Ich will nicht das fünfte Rad am Wagen sein, wenn andere Leute in die Ferien fahren, als würden sie mich aus Mitleid mitnehmen. Stell dir doch vor, du und Ralph, sonnengebräunt, eine Platte mit gegrilltem Fisch vor euch und eine Karaffe Sangría, und ich sitze dazwischen und zerstöre euer Ferienidyll. Wenigstens würde die Lesbe mich wollen.«
    »Conall ist nie mit dir in Urlaub gefahren.«
    Das stimmte so nicht.

    »Und ich hätte nichts dagegen, wenn du mitkämst. Ralph würde sich dann mit seinen sexuellen Annäherungen zurückhalten, wenn du dabei wärst. Überhaupt –« Plötzlich war Naomi ganz aufgeregt » – wir beide könnten im Doppelzimmer schlafen, und Ralph kriegt ein Einzelzimmer.«
    »Na toll. Dann ist das ja geklärt. Ich storniere meine Reise nach Chartres. Hortense wird ziemlich enttäuscht sein.«
    »Ach, lass sie doch.«
    »Sie hat schon einen Reiseführer, und sie ist echt knauserig.«
    »Dann soll sie doch allein fahren. Außerdem sollte sie sich Frauen wie dich aus dem Kopf schlagen, du bist hetero.«
    »Hör zu …« Katie wollte ihr unbedingt von Conalls Besuch erzählen, obwohl sie genau wusste, dass das keine gute Idee war. Aber wie sollte sie sich bremsen? »Ich muss dir was erzählen.«
    »Aha?«
    »Conall ist mitten in der Nacht bei mir aufgekreuzt.«
    »Er wollte Sex? Frechheit. Bin aber nicht überrascht. Starker Sexualtrieb. Mann, das ist ja ein Alptraum. Obwohl, ich fände

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