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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Schule gemacht, um zu sehen, wie sehr wir jemandem vertrauen konnten.«
    »Hoppla! Wir gehen weiter.«
    Auf der neunten Stufe blieb sie wieder stehen. »Wer hat wen ausgestochen? Der Generaldirektor von Jasmine Foods dich oder andersrum?«
    »Ich ihn. Und dabei waren meine beiden Hände hinter meinem Rücken gefesselt.«
    Darauf musste sie so lange und atemlos lachen, dass es eine ganze Weile weder vor noch zurück ging. »Ich kann nicht gleichzeitig gehen und lachen.«
    Endlich kamen sie auf dem Treppenabsatz an, und er machte die Tür zum Schlafzimmer auf. Katie stolperte
hinein, schaffte es bis zum Bett, ließ sich fallen und streckte ein Bein in die Luft. »Zieh mir die Stiefel aus.«
    »Nein, lass sie an.«
    »Ah? Auch gut. Wer hat wen ausgestochen –«
    Er küsste sie, und ihre Fragen verstummten. Jetzt würde sie nie erfahren, wer wen ausgestochen hatte, der Leiter des Internationalen Währungsfonds Conall oder andersrum, aber es war auch nicht mehr wichtig. Ihre Geburtstagsverwöhnung hatte angefangen.

    In ihrem Kleiderschrank in der Star Street schmiegte ich mich in einen Pump mit roten Sohlen und klinkte mich in ihre Erinnerungen ein.

    So hatte Katie Conall kennengelernt …
    Also, genau wie Matts und Maeves Geschichte hat auch diese in der Firma angefangen. Katie war Leiterin der PR-Abteilung bei Apex Entertainment Ireland. Die Firma nannte sich Apex Entertainment , weil sie der Zeit voraus und multimedial sein wollte, aber im Grunde genommen war es eine Schallplattenfirma, die irische Außenstelle einer großen internationalen Gesellschaft. Katie arbeitete seit fünf Jahren dort, ihre Aufgabe bestand darin, Rockstars willkommen zu heißen, Interviews für sie zu organisieren, hinter der Bühne zu warten, ein laminiertes Namensschild am Revers, und dann – der wichtigste Teil ihrer Arbeit, soweit sie das verstand – mit ihnen durch die Clubs zu ziehen. Das war schwieriger, als es sich anhört, denn sie musste als Einzige nüchtern bleiben und ihren Grips beisammenhaben, um für den getrunkenen Champagner zu zeichnen, dann musste sie
die Künstler in ihr Hotel bringen und am nächsten Morgen um zehn Uhr, nach vier Stunden Schlaf, wieder am Schreibtisch sitzen.
    Würde man sie bei einer Taufe kennenlernen, käme man nie auf die Idee, dass sie bei einer Schallplattenfirma arbeitete. Zugegeben, sie trug immer hohe Absätze und manchmal hautenge Jeans, aber sie schnupfte kein Koks, und ihre Oberschenkel waren dicker als ihre Knie. Trotz dieser Nachteile war Katie bei den Rockstars beliebt und hieß bei ihnen ›Auntie Katie‹, was ihr nicht viel ausmachte. Manche nannten sie auch ›Mum‹, und das machte ihr etwas aus. Kam ein Star ein zweites Mal nach Irland, begrüßte er Katie wie eine alte Freundin, und manchmal versuchte einer, wenn es spät wurde, sie und ihre Oberschenkel ins Bett zu kriegen, aber Katie wusste, dass es nur ein halbherziger Versuch war und nichts weiter als die instinktive Reaktion auf die Anwesenheit einer Frau, worauf Rockstars programmiert waren. Fast immer ließ sie sie abblitzen.
    Also gut, Katie arbeitete fleißig, nicht unbedingt glücklich, aber auch nicht unbedingt unglücklich, als ein Gerücht die Runde machte, dass der amerikanische Mutterkonzern sich von dem Europa-Geschäft von Apex trennen und an den Meistbietenden verkaufen wollte, der umgehend die gesamte Belegschaft entlassen würde. Doch dieses Gerücht ging in regelmäßigen Abständen um, deshalb beschloss Katie, ihm diesmal keine Bedeutung beizumessen. Sie hatte nicht mehr die gleiche Energie wie früher, und über die Jahre hatte sie zu viel Adrenalin und Gedanken an Katastrophen verschwendet, die dann doch nicht eingetreten waren.

    Diese aber trat ein! In einer Pressemitteilung wurde bekanntgemacht, dass Apex von Sony gekauft worden war, aber als eigenständiges Label bestehen bleiben sollte. Die dadurch entstehende Erleichterung war von kurzer Dauer, denn im nächsten Satz hieß es, dass Apex von Morehampton Green saniert werden würde.
    »Was ist das für eine Firma?«, fragte Tamsin. (Niedrigfrequenz. Nicht sehr helle. Benutzte weißen Lippenstift. Lange Beine, große Brüste, beliebt bei den Stars.)
    »Wen interessiert das?«, sagte Katie. Sie war verstört und zitterte vor Angst. Nicht, dass sie ihre Arbeit liebte, aber zu denken, dass sie ihre Stelle verlieren könnte …
    »Geier«, sagte Danno voller Verachtung. (Danno, dreiundzwanzig Jahre alt. Schrill, Hochfrequenz. Kam mit wenig Schlaf aus. Trug

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