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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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immer schwarze Klamotten. Konnte beträchtliche Mengen Kokain schniefen, ohne offensichtliche Nebenwirkungen. Ebenfalls bei Rockstars beliebt.)
    »Morehampton Green knöpft sich Firmen vor, die miese Bilanzen haben«, erklärte Danno. »Sie veräußern ihre Anlagen, feuern den größten Teil der Belegschaft und hinterlassen nichts als Furcht und Schrecken.«
    »Und wem nützt das?«, fragte Katie.
    »Sie machen alles effizienter, führen Sparmaßnahmen durch, das Übliche. Normalerweise treiben sie ihr Unwesen in Südostasien, aber für uns machen sie eine Ausnahme.«
    »Wie anständig!«
    »Und was passiert mit uns, Katie?«, fragte Tamsin.
    »Das weiß ich nicht.«
    Aufgrund einer seltsamen Fehlkonstruktion in der
Hierarchie hatte Katie keinen richtigen Chef. Offiziell unterstand sie Howard Cookman, dem Chef der europäischen PR-Abteilung, aber der hatte sein Büro in London und interessierte sich nicht für den irischen Teil des Unternehmens, was Katie normalerweise entgegenkam, da er dazu neigte, sie stundenlang mit Geschichten zu langweilen, wie er erstens Mark Knopfler, zweitens Simon Le Bon und drittens Debbie Gibson kennengelernt hatte, und das mit einem Akzent, der eine Mischung aus L. A. und East-Enders war.
    Katie hatte darauf geachtet, ihr kleines Fleckchen Autonomie zu bewahren, doch mit einem Mal bedauerte sie das. Es passte ihr gar nicht, dass sie die einzige Erwachsene war, sie wünschte sich jemanden, der mehr Macht hatte und ihr versichern konnte, dass alles gut ausgehen würde.
    Von einem zischenden Geräusch aufgerüttelt, drehten sich alle (sechs aus der PR-Abteilung, vierzehn aus dem Marketing) zu den Star Trek- ähnlichen automatischen Glastüren um. Es war Graham aus der Personalabteilung. Unter normalen Umständen verbreitete er unerschütterliches Selbstbewusstsein, doch jetzt war seine Vitalität stark eingeschränkt.
    Schweigend verteilte er ein Firmenmemo an die Anwesenden: zwei kurze Zeilen, in denen es hieß, dass Mr. Conall Hathaway »in Kürze« mit ihnen Kontakt aufnehmen würde.
    »Wer ist das?«, fragte Katie.
    »Der Mann mit der Axt, von unserem neuen Besitzer geschickt«, sagte Graham. »Er ist Morehampton Green.«
    »Was heißt das, er ist Morehampton Green?«, fragte
Danno, erbost, weil jemand anders mehr wusste als er selbst.
    »Das heißt, dass Morehampton Green praktisch ein Ein-Mann-Unternehmen ist. Wahrscheinlich hat er eine ganze Wagenladung von Rechenkünstlern dabei, aber Conall Hathaway trifft alle Entscheidungen selbst.«
    »Kontrollfreak«, sagte Danno verächtlich.
    »Warum will er mit mir sprechen?«, rief Tamsin aus.
    Graham senkte den Kopf und schwieg.
    »Um dir zu sagen, ob du deine Stelle behältst oder nicht«, war Katies Schlussfolgerung. »Stimmt doch, Graham, oder?«
    Graham nickte resigniert.
    »Conall Hathaway? Conall der Barbar würde besser passen«, sagte Danno. Danno hatte seine Freude an Spitznamen. (Für Menschen mit seiner Frequenz war das typisch.)
    Zwei Tage lang passierte nichts. Alle arbeiteten normal weiter, denn solange nichts geschah, bestand die Möglichkeit, dass auch nichts geschehen würde. Aber am Nachmittag des dritten Tages hatte Danno seinen Kollegen eine so wichtige Nachricht mitzuteilen, dass die Glastüren nicht schnell genug aufgingen und Danno mit ihnen kollidierte und sich eine hässliche Beule an der rechten Schläfe holte. »Jetzt macht schon, ihr dummen –«, rief er und stampfte mit dem Fuß auf, um den Sensor oder was auch immer zu aktivieren. Damit hatte er die Aufmerksamkeit all derjenigen, die auf der anderen Seite saßen, auf sich gezogen. Schließlich öffneten sich bebend die Türen, und Danno stürzte ins Büro, als hätte eine Maschine ihn ausgespuckt.

    »Er hat die toten Augen eines Mörders!«, erklärte Danno. »Er ist mit mir in den Aufzug eingestiegen, und ich schwöre, ich hätte mir fast in die Hose gemacht.«
    »Wer?«
    »Schasser Hathaway. Conall der Barbar. Er wird uns alle feuern!«
    »Jetzt schon?« Katie war entsetzt. »Das ist doch geradezu unanständig.«
    »Er hat ein paar Untertanen dabei, picklige junge Assistenten, die sein schmutziges Gewerbe erlernen, aber er kommt direkt zur Sache. Er macht sich gleich auf die Pirsch«, warnte Danno. »Haltet die Augen offen. Der macht Mus aus uns, bevor es Abend wird.«
    Katie sah ihn zweifelnd an. Danno glaubte an Katastrophen, er bezog seine Lebenskraft aus dem Unglück. Gelegentlich hatte sie überlegt, ob er süchtig nach Adrenalin war, dem Kokain des

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