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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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von Indonesien verlagere … aber wohin? Vielleicht auf die Philippinen, ja, gut, die Philippinen. Aber dann brauche ich einen Hafen, der weiter nördlich liegt. Ho-Chi-Minh-Stadt hat einen Hafen. Aber die US-Sanktionen gegen Vietnam …
    Gut, versuchen wir es noch einmal.
    Wir behalten die Zulieferer in Laos und – wieso hat noch niemand daran gedacht? – verlagern die Produktion auch dorthin, verschiffen die Waren über den Mekong nach Thailand, dort werden Lagerhäuser errichtet, und die höheren Kosten dafür werden durch die niedrigen Produktionskosten in Laos aufgefangen. Aber Moment mal, gibt es nicht eine Handelsobergrenze zwischen Thailand und Laos …?
    Er hatte noch mehrere Versionen durchgespielt und sich gewünscht, er könnte sich in zwei, drei oder sogar sechs Personen aufteilen und schnell mal auf die Philippinen oder nach Vietnam oder Laos huschen, um die Lage vor Ort zu klären. Irgendwann wurde ihm klar, dass die Lösung für diese schwierige Lage auf den Philippinen lag. Er musste zurück nach Manila. Verdammt.
    Er war aufgestanden. »Wir sind fertig.«
    Pheakdei Thong hatte ihn überrascht angesehen. »Was ist passiert?«
    »Nichts. Hier bleibt alles, wie es ist.« Es war zum Verzweifeln: die ganze Arbeit – umsonst. »Könnte mir jemand einen Flug nach Manila buchen?«
    Sie waren sichtlich erfreut, dass sie ihn loswurden.
Manchmal, hatte er erschöpft gedacht, war es ein bisschen deprimierend, dass er so sehr gehasst und gefürchtet wurde. Als er ging, wurde seine Abreise gefeiert, und er nahm ein Taxi zum Hotel – wo er aufgrund seiner Erschöpfung vergessen hatte, in welchem Land er war.
    Er musste etwas essen, er konnte sich nicht erinnern, wann er die letzte Mahlzeit zu sich genommen hatte. Er brauchte gar nicht auf die Speisekarte zu gucken, um zu wissen, was darauf stand: Cäsar-Salat, Club-Sandwich, Pizza mit Pilzen.
    Aber er war so erledigt, dass er keine Lust auf die Konversation hatte, die er führen musste, wenn das Essen serviert wurde. Hatten Sie einen guten Tag, Mr. Hathaway? Darf ich Ihnen Kaffee einschenken, Mr. Hathaway? Soll ich es hier hinstellen, Mr. Hathaway?
    In solchen Hotels gab es immer Tüten mit M&Ms in der Minibar, ein Fixpunkt in einer unsicheren Welt. Da waren sie ja, seine kleinen Freunde. Vorsichtig, als wäre er von Kopf bis Fuß steif und voller blauer Flecken, ließ Conall sich auf dem Fußboden nieder und streckte sich der Länge nach aus, dann schüttete er sich eine ganze Tüte der Schokoperlen mit Zuckerguss in den Mund.
    Als das Telefon um sechs Uhr morgens klingelte, lag er immer noch auf dem Fußboden neben der Minibar, in seinem Mund ein Klumpen halb zerkauter M&Ms.

VOR DREI JAHREN
    Zwei Tage, nachdem Maeve von ihrer Hochzeitsreise zurückgekommen war, begegnete sie David auf dem Flur in der Firma. Schuldbewusst machte sie sich darauf gefasst, dass er sich mit hängendem Kopf und tieftrauriger Miene an ihr vorbeidrücken würde, so wie in den vergangenen Monaten, wann immer sie sich begegnet waren, aber zu ihrer großen Überraschung kam er mit einem freundlichen Lächeln auf sie zu.
    »Willkommen, Maeve, oder sollte ich Mrs. Geary sagen?« Damit begrüßte er sie. »War die Hochzeitsreise schön?«
    »Ehm … ja …«
    »Entschuldige, dass ich nicht zur Hochzeit gekommen bin.«
    »Nein! Bitte! Keine Entschuldigung, das war doch klar. Ich hoffe, du warst nicht sauer, dass wir dich eingeladen haben. Wir dachten, wenn wir dich nicht einladen, bist du sauer, und wenn wir dich einladen, auch.«
    »Ja, ich weiß, ich weiß.«
    »David, es tut mir aufrichtig leid«, sagte sie ernst.
    »Ist schon in Ordnung.«
    »Danke.«

    »Wofür?«
    »Dass du mir verzeihst.«
    »Das habe ich nicht gesagt.« Aber er lächelte, und eine ganze Ladung von Schuldgefühlen glitt von ihr ab und machte sie leicht und frei. In der Beziehung zwischen Maeve und David begann eine neue Phase.
    »Ich wollte dir nie wehtun, David.« Dann mit Nachdruck: »Du hast mir sehr viel bedeutet. Du bist ein guter Mensch. Es war niemals meine Absicht, dich zu verletzen.«
    »Das weiß ich.« Fast beschämt sagte er dann: »Ich habe ein Hochzeitsgeschenk für euch.«
    »Oh David …«
    »Ich will es aber nicht ins Büro bringen. Ich käme mir komisch vor …«
    »Ich verstehe! Natürlich.«
    »Vielleicht könntest du es bei mir abholen.«
    »Sicher, klar, wann würde es dir passen?«
    »Heute Abend?«
    »Sicher, warum nicht?«
    Es passte ihr sogar außerordentlich gut. Matt traf sich mit

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