Der hellste Stern am Himmel
der dich nur wegen deines Geldes will.«
»Fionn macht bei einer Fernsehshow mit.« Obwohl er dafür kaum Honorar bekam (Grainne Butcher war schamlos).
»Eine Medienhure.« Offenbar war Penny kürzlich auf diesen Begriff gestoßen. »Und Naomi sagt, er wohnt bei der alten Frau in eurem Haus? Aber er ist nicht ihr Sohn? Ist er der Enkel?«
»Nein, ihr Pfleges-«
»Na, da habt ihr’s«, erklärte Robert. Offensichtlich machte Fionn es sich zur Gewohnheit, reiche ältere Frauen auszunehmen.
»Und er wohnt da, ohne Miete zu zahlen?«, fragte Charlie.
»Das können wir nicht wissen –«
»Und ab und zu besorgt er es der Alten, damit sie ihm gewogen bleibt«, sagte Charlie.
»Pass nur auf, dass er nicht darauf besteht, dass du dein Testament zu seinen Gunsten änderst«, warf Ralph ein,
der bis dahin geschwiegen hatte. »Und achte darauf, ob der Tee einen bitteren Mandelgeschmack hat.« Er zwinkerte. »Arsenvergiftung.«
»Das ist nicht zum Lachen«, sagte Penny. »Er könnte Katie ausnutzen.«
»Im Grunde genommen glaubt ihr alle, dass Fionn mich meines Geldes wegen verführt hat und dass ich so alt und verletzlich bin und nach Liebe schmachte, dass ich glaube, er liebt mich, oder?«
»Verführt?«, fragte Penny bestürzt.
»Verführt.«
Das Wort hing in der Luft, und Ralph murmelte: »Das hat ihnen den Rest gegeben.«
»Mum.« Katie lächelte. »Ich schlafe mit Männern. Schon seit vielen Jahren. Und Naomi raucht zwanzig Zigaretten am Tag. Und …« Jetzt war es so weit, auf diesen Moment hatte sie gewartet. Jetzt würde sie das Geheimnis lüften, das ihr Conall vor ein paar Monaten anvertraut hatte. Und die Bombe explodieren lassen, mit der diese überaus gesittete, in sich zerstrittene Familie in tausend Stücke zerbersten würde. Würde sie es schaffen? »… und Charlie hat einen kleinen Sohn, von dem wir alle nichts wissen dürfen.«
SIEBEN TAGE
Lydia kam in ihr Zimmer und blieb abrupt stehen. Alles war verändert. Über ihrem kurzen, schmalen Bett war eine polnische Flagge drapiert, und an der Wand war mit Knetgummi ein Poster des polnischen Papstes geklebt, das normalerweise neben Jans Bett hing. Fremde Kleidung – Männerjeans und T-Shirts – hing an ihrer Kleiderstange.
»Wo sind meine Klamotten?«, rief sie.
Sie rannte in das andere Schlafzimmer. Die beiden Einzelbetten waren zusammengeschoben worden und ergaben ein Doppelbett mit nicht zusammenpassenden Bettdecken. Eine verwelkte Gerbera aus einem Strauß, den Conall ihr geschickt hatte, lag obenauf. Es sah wie eine Anklage aus. Ein schmutziger Ort.
»Was soll das?«, rief sie aufgebracht.
Jan stand plötzlich neben ihr.
»Du hast meine Veränderung gefunden?« Er klang bitter, gar nicht wie Jan sonst.
»Du hast das gemacht?«
»Ich bin nicht so dumm. Du schläfst mit Andrej.«
»Ich schlafe nicht mit Andrej.«
»Ich weiß es. Lüg nicht.«
Lydia dachte nach, schnell, schnell, und fing dann an zu reden. »Jan, hör zu, du hast dich aufgeregt.« Weil er Andrej wie einen Helden verehrte und Lydia seiner unwürdig fand. Jan wollte nicht, dass Lydia und Andrej in einem Zimmer wohnten, das wusste Lydia. Er gab nur seinen Gefühlen Ausdruck – vielleicht fühlte er sich gedemütigt, weil man ihn nicht ins Vertrauen gezogen hatte –, aber egal, für seine Gefühle hatte sie jetzt keine Zeit.
»Jan, hör mir jetzt mal zu, bitte. Es ist ganz wichtig. Ich gebe zu, es ist ein paarmal passiert, aber das waren Zufälle.«
Unmöglich konnte sie mit Andrej ein Zimmer teilen. Der Gedanke erfüllte sie mit Entsetzen jenseits jeder Beschreibung. Gefangen. Sie war gefangen. Nein, nein, nein.
»Rosie ist ein nettes Mädchen. Ein gutes Mädchen.«
»Jan, hilf mir, die Sachen wieder an ihren Platz zu bringen.« Schnell, bevor Andrej nach Hause kommt und von der Idee ganz angetan ist .
»Nein. Ich will, dass ihr Tuntentauben zusammen seid.«
»Nein, das willst du nicht. Außerdem meinst du Turteltauben.«
»Ach, wirklich?« Er zuckte trotzig die Schultern. »Ihr seid Turteltauben?«
»Sei! Sofort! Still! Schnell, jetzt, schnell, schnell! Alles wieder an seinen Platz!«
Es war ihr gelungen, Jan zum Gehorsam zu zwingen, und innerhalb einer Viertelstunde war sie wieder in ihrem
Zimmer, und alle ihre Sachen auch. Aber ihr war gar nicht wohl. Das Ganze fing an, aus dem Ruder zu laufen. Sie würde ausziehen müssen.
Nein, das geht nicht. Ich habe noch etwas mit ihr vor.
VOR DREI JAHREN
»Wo sind die anderen?«, fragte Maeve, als sie Davids
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