Der hellste Stern am Himmel
potenziellen Klienten zum Essen. Gerade zurück aus den Flitterwochen, und gleich musste er wieder Kunden umwerben, was er so gut konnte. Unversehens meldete sich eine leise Stimme, dass es vielleicht besser wäre, wenn sie Matt nichts von der Verabredung sagte. Natürlich würde er nachträglich davon erfahren, wenn sie ein neues Hochzeitsgeschenk in die Wohnung brachte, aber warum sollte sie es ihm im Voraus sagen? Er könnte ihr raten, nicht hinzugehen und die Vergangenheit ruhen zu lassen.
Aber das war die Gelegenheit, die Sache mit David zu bereinigen und sich von ihren Schuldgefühlen zu befreien. Für Matt lagen die Dinge anders, Natalies Selbstvertrauen war so gefestigt, dass sie nichts lange erschüttern konnte, aber Maeve hatte David sehr verletzt, und das ließ sie nicht los.
ACHT TAGE
Im ersten Moment dachte Lydia, die Wohnung sei leer. Aber Andrej saß ganz still im Wohnzimmer.
»Hallo«, sagte er mit höflichem Gesichtsausdruck. »Du warst in Boyne?«
»Ja. Ich habe mir deine Tasche geliehen.«
»Ich habe gemerkt.«
Sie kniff die Augen zusammen. War das eine sarkastische Bemerkung oder eine Feststellung?
Er erwiderte ihren Blick – und wie magnetisch angezogen stürzten sie einander in die Arme. Und dann zerrten sie sich gegenseitig an Kleidern und Haaren und Haut. Sie bewegten sich, als wären sie ein einziger Körper, auf den Flur, durch die Tür seines Schlafzimmers und fielen auf sein Bett. Er glitt im nächsten Moment in sie hinein. Kein Vorspiel, keine Höflichkeiten, es war rasend und heftig, und sie wollte es rasend und heftig. Was immer sie aufeinander zutrieb, war enorm und musste mit dieser Heftigkeit ausgelebt werden.
Er war wie ein Tier. Und sie auch, wenn sie mit ihm zusammen war. Es ging nur um Instinkt und Gier.
Aber sobald es vorbei war, kehrte die Vernunft zurück. Sie war … also, sie war überrascht .
Sie hatte geglaubt, Conall Hathaway hätte sie von Andrej geheilt. Aber jetzt, da sie den Tatsachen ins Auge blickte, erkannte sie, dass sie Andrej in den letzten zwei Wochen kaum gesehen hatte, und die paar Male, da sie ihn gesehen hatte, war er mit Jan zusammen gewesen. Es war leicht, von jemandem geheilt zu sein und nicht versehentlich heftigen Sex mit ihm zu haben, wenn man nicht mit ihm zusammentraf.
»Das war das letzte Mal«, erklärte Lydia. »Endgültig das letzte Mal. Ich habe einen Freund.«
»Du möchtest Medaille? Ich habe auch Freun-« Andrej erstarrte. Sie hörten Geräusche auf dem Flur. »Jan. Er ist zu Hause.«
Andrej sprang aus dem Bett und fing an, schweißnass wie er war, sich seine Sachen überzustreifen. »Zieh dich an!«
»Zieh du dich an!« Es war ein bisschen beleidigend, dass Andrej die Sache vor Jan verbergen wollte. Schließlich taten sie nichts, was illegal war, aber je weniger Menschen es wussten, desto leichter konnte sie sich einreden, dass es nicht geschehen war. Trotzdem war es ein Wunder, dass Jan bisher nichts ahnte, selbst wenn man seine ungeheure Dummheit in Betracht zog.
Draußen sang Jan vor sich hin. Es war ein Klirren zu hören, als er etwas auf den Küchentisch stellte, dann ging er ins Bad. Als er die Tür schloss, zischte Andrej: »Geh!«
Sie rief Poppy an, die aber nicht abnahm. »Pops, ruf mich an. Ich bin doch nicht geheilt.«
Dann rief sie Sissy an, aber die nahm auch nicht ab.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als Shoane anzurufen, obwohl Shoane nicht ihre erste Wahl war, wenn es um Fragen der Moral ging. »Ich habe wieder mit Andrej geschlafen.«
»Igitt!« Sie hörte, wie Shoane sich eine Zigarette anzündete und auf ein längeres Gespräch einrichtete.
»Ende nächster Woche fährt er nach Polen in die Ferien, aber bis dahin muss ich mit ihm leben. Was mache ich, wenn es wieder passiert? Irgendwie ist Hathaway ja mein neuer Freund. Ich mag nicht zwei nebeneinander haben.« Mehrere Männer nacheinander, klasse. Ein neuer Freund zwei Tage, nachdem es mit dem alten vorbei ist, fantastisch. Aber zwei nebeneinander? Nein. Es kam ihr nicht richtig vor.
»Ach, mach dir keine Sorgen«, sagte Shoane. »Ich bin mir sicher, dass Hathaway sich Prostituierte nimmt, wenn er in Hotels absteigt.«
»Meinst du?«
»Also, vielleicht. Es wäre doch möglich. Er hat das Geld, und er ist ja in diesen Hotels für Geschäftsleute, ich meine ja nur, mach dir keine Sorgen.«
»Na gut. Vielen Dank für deine tröstlichen Worte. Sozusagen.«
ACHT TAGE …
Maeve und Dr. Shrigley saßen sich schweigend gegenüber. Sie hatten
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