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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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beide seit ungefähr sieben Minuten nicht gesprochen.
    »… Ich weiß auch nicht.« Maeve rieb sich erschöpft die Wangen.
    »Sind Sie noch besorgt wegen Fionn?«
    »Ehm … nein … er hat jetzt eine Freundin. Katie. Sie wohnt im selben Haus wie wir.«
    Aber das spielte keine Rolle. Der Schaden war angerichtet. Fionns Zettel und sein unverschämtes Glotzen hatten sie in große Verwirrung gestürzt, und obwohl er das Interesse an ihr verloren hatte, wurde dadurch nichts rückgängig gemacht.
    »Das ist gut«, sagte Dr. Shrigley. »… Oder, Maeve? Hören Sie mich?«
    »Entschuldigung. Ja.«
    »Sie halten an einer guten Tat am Tag fest, oder?«
    »Ja.« Sie hatte seit Ewigkeiten keine gute Tat mehr getan.
    Wieder verfielen sie ins Schweigen.
    »Sie haben sich heute verspätet«, sagte Dr. Shrigley plötzlich. Maeve war überrascht. Normalerweise regte Dr. Shrigley kein Gespräch an. »Sie sind die letzten drei Male zu spät gekommen.«
    Maeve zuckte die Achseln.
    »Alles Verhalten ist auch Kommunikation«, sagte Dr. Shrigley. »Ihr Zuspätkommen drückt aus, dass Sie an diesem Prozess nicht mehr wirklich interessiert sind.«
    Maeve spürte, wie Erleichterung in ihr aufstieg. Es
klang, als bereite Dr. Shrigley den Weg, die Therapie zu beenden. Dann müsste sie nicht mehr herkommen und etwas vorspielen. Mit ihrem Abgang wäre das Stück beendet.
    ACHT TAGE …
    Es war etwas geschehen. Noch bevor Katie den Schlüssel ins Schloss gesteckt hatte, riss ihre Mutter die Tür auf. Sie bebte vor Zorn. »Im Herald war ein Foto von dir«, zischte sie. »Mit deinem neuen Freund. Und das am Geburtstag deines Vaters.«
    »Ach, wirklich?« Katie war ganz aufgeregt. Im Laufe ihres Berufslebens war sie enttäuschend selten in der Zeitung gewesen. Wenn man an die vielen Präsentationen dachte, zu denen sie ging, und die hochkarätigen Berühmtheiten, mit denen sie arbeitete, hätte man denken können, dass es öfter der Fall war. »War es ein gutes Foto?«
    »Nein, kein gutes. Du hast geschielt. Außerdem kommst du zu spät. Wir sitzen schon bei Tisch.«
    Katie betrat das Esszimmer. Alle waren da: Naomi und Ralph und die Kinder, Dad am Kopfende des Tisches. Sogar Charlie war gekommen.
    »Meine Güte!« Katie wich theatralisch zurück. »Wann haben wir uns das letzte Mal gesehen?« An ihrem eigenen Geburtstag. Das war ewig her.
    »Alles Gute zum Geburtstag, Dad!« Sie gab ihm ihr Geschenk. »Und? Wo ist das Foto?«

    »Es gibt nur zwei Anlässe, bei denen eine Dame in der Presse erwähnt werden sollte«, erklärte Penny. »Bei ihrer Eheschließung und bei ihrem Tod.«
    »Ist das eine echte Regel?«, fragte Katie. »Oder hast du sie gerade erfunden?« Eine von diesen Regeln, damit sich alle richtig schlecht fühlten. »Also, wo ist das Foto?«
    »Wir haben es weggeworfen«, sagte Penny.
    »Das kann nicht sein.« Plötzlich hatte sie die Nase voll. Sie würde die Zeitung im Büro bekommen, aber sie wollte das Bild jetzt sehen. »Warum denn?« Gemeine Hexe.
    Penny musterte Katie prüfend. »Geht es dir gut?«
    »Ist mir nie besser gegangen«, sagte Katie fröhlich. Es lag an Fionn, er vertrieb den Schmerz. Sie rauschte durchs Leben, so schnell, dass nichts ihr etwas anhaben und nichts ihr Hochgefühl trüben konnte, nicht die Arbeit und nicht eine verbitterte, böse Mutter. Nichts.
    »Und warum, wenn schon das ganze Land von dieser Geschichte weiß, haben wir den Mann noch nicht kennengelernt?«
    »Es ist nur vorübergehend. Zum Vergnügen.«
    »Vergnügen?« Penny hob entsetzt die Augenbrauen. »Vorübergehend?« Sie wusste nicht, was schlimmer war. »Katie, denk dran, ihr guter Ruf ist alles, was eine Frau hat.«
    »Ich will nicht streiten, aber ich habe auch eine Wohnung, ein Auto, einen Fernseher –«
    »Der ist so klein, der zählt nicht«, unterbrach Charlie sie.
    » – achtunddreißig Paar Schuhe, ein Bild von Lucy Doyle und zweihundert Euro auf der Bank.« Und Kreditschulden,
die sich auf mehrere Tausend beliefen, aber das spielte hier keine Rolle, das spielte gar keine Rolle.
    »All das zählt nicht, wenn du deinen Ruf ruinierst. Und er ist Gärtner? Ein Arbeiter? Und viel jünger als du?«
    In der Zeitung musste sein Alter gestanden haben – irgendein Alter, es war auch egal.
    »Katie, du hast einen guten Beruf! Wie viel verdient er?«
    »Einen Hungerlohn«, sagte Robert, der genau wusste, wie viel er und Penny ihrem Gärtner bezahlten. »Wenigstens war Conall Hathaway ein Mann mit einem richtigen Beruf. Und kein Traumtänzer,

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