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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Ciocǎrlia noch nie gesehen«, sagte sie. »Ich möchte hingehen.«
    »Und ich möchte mit dir hierbleiben.«
    »Wir haben die Eintrittskarten bezahlt.« Das müsste wirken, dachte sie, er mochte keinerlei Verschwendung.
    »Ist doch nur Geld.«
    »Ja, schon …«
    »Na gut.« Er seufzte. »Du möchtest den Abend lieber mit den Leuten von der Arbeit verbringen als mit mir.«
    »David –« Aber er war schon aus dem Bett geschlüpft und ging ins Bad.

    Dann, beim Konzert – bei dem eine Romagruppe auftrat und mit Inbrunst James-Bond-Themen auf Blechblasinstrumenten spielte –, wem sollte sie begegnen, wenn nicht Matt! Er tanzte wild mit allen! Das war eine Überraschung, denn außer freitags, wenn alle auf einen Drink ausgingen, verbrachten die Teamleiter ihre Freizeit nicht mit ihren Mitarbeitern. Aber es war eine schöne Überraschung, denn Matt war sehr beliebt. Und sein Team war das beliebteste von allen. Sicher, es war Arbeit und als solche oft frustrierend und kompliziert, aber weil Matt so fröhlich und optimistisch eingestellt war, gab es auch immer was zu lachen. »Matt!«, rief Maeve und übertönte die Musik. »Ich wusste gar nicht, dass dir so etwas Spaß macht.«
    »Ich wusste das auch nicht, aber es ist verdammt toll!«
    Verdammt toll?
    »Wo ist Nat?«
    »Nicht hier. Ist nicht ihr Ding.«

    Es sprach für ihn, dass er ohne sie gekommen war, und was ihn ihr noch lieber machte, war die Tatsache, dass er … also, er war ein schlechter Tänzer. Er hampelte herum wie eine Stoffpuppe und hatte keine Angst, ausgelacht zu werden. Es war zu süß. Bei seinem Anblick wurde ihr ganz warm ums Herz, und sie dachte: Matt .

    In ihren Erinnerungen umhergehen – ich kann das, aber es ist nicht ganz sauber. Wenn ich in ihre Vergangenheit springe und das finde, was ich suche, und wieder rausspringe, bewirkt das Veränderungen. Ich verursache Wellen, Wirbel, Unruhe. Ich schlängle mich in ihre Leben, begebe mich in ihre Träume, bewege mich am Rand ihrer Gedanken. In den Tagen und Wochen danach wird jeder sagen, er habe es im Gespür gehabt, dass es dazu kommen würde. Er habe es gewusst.
    SECHZIG TAGE …
    Fionn war hundert Meilen weit weg umgeben von der steinigen, grauen Erde von County Monaghan, aber zwischen ihm und Jemima bestand eine so starke Verbindung, dass man sich nur bei ihr einklinken musste wie bei einer Seilbahn und durch den Äther sausen konnte. Und schon kam man bei ihm in einem kleinen weißen Haus auf einem felsigen Grundstück an, zwei Meilen außerhalb einer Kleinstadt, die Pokey hieß. Ein Ort von atemberaubender und unwegsamer Schönheit. Nebel zog einen Schleier um sein Haus, aber die Sonne
schien und schien mit aller Macht und versuchte den Nebel aufzulösen, so dass das Haus aussah, als trüge es einen Kranz.
    Und dann die Schwingungen, die von ihm ausgingen! Sie waren so kräftig, dass sie Farben hatten: golden der Charme, schokoladenbraun die Erdverbundenheit – und noch etwas … ein silbergrauer, quecksilbriger Strang, den man nur erkennen konnte, wenn man nicht direkt hinsah.
    Ich gestehe, dass ich ihn nicht richtig deuten konnte. Zumindest jetzt noch nicht.
    Doch so viel bekam ich raus: Seine Haare hätten ruhig mal gewaschen werden können. Wie seine Jeans. Und die Arbeitsflächen in seiner Küche. Nicht richtig schmutzig, nein, so schlimm war es nicht, nur nicht rein . Fionn, so schien es, hielt nicht viel von Hygiene. Unbewusst vermutete er, dass Reinlichkeit ein künstliches Konzept war, eine Erfindung von Procter & Gamble, um die Menschen zum Kauf von überflüssigen chemischen Produkten wie Reinigungsmitteln zu animieren. Ein paar Bazillen hier und da bringen einen nicht um, sagte er oft. (Außer denen natürlich, die einen doch umbrachten.)
    Er schlang sein Müsli in sich hinein, zog sich dabei die Socken an und schlürfte nebenher Tee aus einem Becher. Fünf nach zwei, er kam zu spät zur Arbeit. Fionn hatte mehr Kunden, als er bewältigen konnte, die meisten davon Frauen, die über das Stadtgebiet von Pokey verteilt waren wie rote Lämpchen auf einer Landkarte.
    Fionn lebte allein – ein Blick in sein Haus genügte, um das festzustellen. Die Bettwäsche war aus einer Polyester-Baumwoll-Mischung,
die Kissen waren alt und flachgelegen und die Sprungfedern in seinem Sofa erlahmt. Alles war zweckmäßig, kahl und ein bisschen traurig.
    Er schluckte den letzten Löffel Müsli runter, setzte dann die Schale an und trank den Rest der Milch aus. Zum Zeichen, dass das Frühstück

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