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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Terrier? Stimmt, ja«, der Mann kniff zweifelnd die Augen zusammen, »das kann man vielleicht erkennen.«
    »Und sie haben gesagt, von den Urgroßeltern war einer ein Irischer Schäferhund.«
    »Sehr patriotische Hunde.«
    Jemima pfiff nach Grollo. »Muss mich ranhalten«, sagte sie zu dem Mann. »Mein Sohn Fionn kommt zu Besuch. Will ein bisschen Ordnung machen.«
    Eigentlich musste sie nicht gehen, aber sie wollte einen Grund haben, die köstlichen Worte: »Mein Sohn Fionn kommt zu Besuch«, aussprechen zu können. Tatsächlich war er ihr Pflegesohn, aber das brauchte der Mann neben ihr nun wirklich nicht zu wissen.
    »Er ist Gärtner.« Sie konnte nicht an sich halten, so stolz war sie. »Und jetzt hat er sogar seine eigene Fernsehshow. Erst mal nur sechs Wochen. Das ist der Anfang. Aber wenn sie einschlägt …« Sie hielt einen Moment inne, ja, »einschlägt«, das hatte Fionn gesagt. »Wenn sie einschlägt, bekommt er vielleicht eine Verlängerung.«
    »Sehr gut.«
    »Er lebt in Monaghan, aber während der Filmarbeiten wohnt er bei mir. Sie haben ihm ein Hotelzimmer angeboten, aber er wollte lieber bei mir wohnen.«
    »Sehr gut.« Der Mann rutschte auf der Bank hin und her.
    »Es gibt eine richtige Marktlücke – ja, man könnte sagen, eine klaffende Schlucht – für eine gute Gartensendung. Ich habe mir mal ein paar angeguckt, und sie sind unglaublich schlecht. Gestern Abend habe ich eine Sendung
gesehen, ein Monty Don hat sie moderiert, und wirklich, so viel Unsinn …«
    »Aber Monty Don ist großartig!«
    »Aber wohl kaum bedeutend, oder?«
    »Er ist Gärtner, und seine Sendungen haben mit Gärten zu tun. Wenn das nicht bedeutend ist.«
    »Mein Sohn wird noch viel mehr machen. ›Umfassende Lifestyle-Beratung für das einundzwanzigste Jahr-hundert. ‹« Sie zitierte aus der Beschreibung, die Fionn ihr geschickt hatte. »›Unser Leben wird immer schneller, und wir müssen uns wieder auf das Land besinnen. Die Schlüsselwörter sind Frisch! Organisch! Selbst angebaut! ‹«
    »Nicht verkehrt.« Der Mann erhob sich.
    »Die Sendung heißt Dein eigenes Paradies «, rief Jemima ihm nach, als er davoneilte. »Schauen Sie mal rein. Channel 8. Demnächst.«
    SECHZIG TAGE …
    Maeves Fahrt zur Arbeit war eine Show mit hohem Risikofaktor, man hätte glatt Eintritt dafür verlangen können. Inzwischen, viereinhalb Jahre, nachdem Matt ihre orangefarbene Bommelmütze zum ersten Mal durch den Verkehr hatte hüpfen sehen, fuhr sie noch waghalsiger und riskanter. Gerade sauste sie wie der Blitz durch Schluchten, die Busse und Lastwagen bildeten, wand sich in kompliziertem Zickzackmuster zwischen den Autos hindurch, überquerte Kreuzungen bei Rot, dass einem
der Atem stockte, und schlängelte sich auf wundersamen Pfaden zwischen den überraschten Fahrern, die von links und rechts auf sie zukamen, zur anderen Seite. Eine adrenalinintensive Sache und ein starker Kontrast zu dem sanften, nervenberuhigenden Läuten ihres Weckers.
    Sie arbeitete nicht mehr in einer Software-Firma, sondern in der Reservierungsabteilung von Emerald, einer kleinen Hotelkette. Die Angestellten hatten ihr Büro im Untergeschoss des Haupthotels, dem Isle. Maeve ging durch das langgestreckte Büro, nickte und lächelte und kam zu ihrem Schreibtisch, der ganz hinten stand.
    Sie schaltete ihren Computer an, griff in die Ablage und begann zu arbeiten. Um sie herum besprachen ihre Kollegen, was sie am Abend zuvor gegessen hatten, aber Maeve richtete den Blick auf den Monitor und tippte fleißig.
    Anscheinend bestand die Reservierungsabteilung, in der Maeve arbeitete, nur aus ihr. Sie allein war die Abteilung. Ihre zwanzig oder mehr Kollegen arbeiteten in anderen Abteilungen – der Lohnbuchhaltung oder dem Einkauf oder der Wareneingangsabteilung –, so dass Maeve kaum einen Grund hatte, zu einem der Schreibtische zu gehen und zu sagen: »Guck mal, diese Reservierung hier, kannst du dich um die vier Wiesel kümmern, die die Gäste haben wollen?« Ohnehin ließ sie sich selten auf Plaudereien mit ihren Kollegen ein. Sie war, um das gleich klarzustellen, immer freundlich, hielt sich aber von den anderen fern, was überraschend war. Das Gleiche traf auf ihre anspruchslose, mechanische Arbeit zu – ein gut abgerichteter Affe hätte sie tun können, und nie hätte man erwartet, dass eine Frau mit ihrem Charme
und ihren Fähigkeiten sie verrichtete. Was war wohl geschehen, seit der optimistischen Zeit ihres Traineeprogramms, als sie so große Hoffnungen

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