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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Tüten über Tüten mit Fruchtgummi, und sie wusste, dass sie in der Tiefkühltruhe eine berauschende Auswahl von Eis finden würde. Meistens riss sie den Deckel der Tiefkühltruhe auf und starrte begehrlich auf das Sortiment – Ben & Jerry’s Familienpackungen, vielleicht zwei oder drei verschiedene Geschmacksrichtungen, und eine üppige Auswahl von sechs oder sieben Einzelpackungen: Galaxy Swirls, Iceberger, Maltesers und Cornetto und, das Äußerste an Verführung, Double Chocolate von Green & Black’s. Familienpackungen, natürlich. Die Einzelportionen waren nichts für Conall Hathaway. Katie teilte in dem Punkt seine Meinung: Ein Eis, das nach zwei Bissen aufgegessen war – wo war da der Genuss?
    Und wenn sie das nächste Mal in seine Küche kam – vielleicht war nicht mal eine Woche vergangen –, dann war das ganze Eis verschwunden, stattdessen lagerte in der Kühltruhe eine neue, ähnlich beeindruckende Auswahl.
    Zucker – anscheinend war das Conalls Treibstoff. Er war der einzige Mann, den sie kannte, der Dessert aß. Doch dank seines männlichen Stoffwechsels forderte Zucker von ihm nicht denselben Preis wie von ihr. Seine Oberschenkel waren hart und muskulös, kein bisschen schwabbelig wie ihre eigenen. Darum beneidete sie ihn.
    Doch diesmal kam sie gar nicht bis zur Tiefkühltruhe.
Auf der hässlichen, von Kratzern verunzierten Arbeitsfläche waren mehrere Geschenke für sie ausgelegt. Eine Flasche Champagner mit einem gelben Sticker, auf dem stand: »Trink mich!«, eine Kilopackung Godiva-Pralinen mit einem gelben Sticker, auf dem stand: »Iss mich!«, ein riesiger Strauß Rosen mit einem gelben Sticker, auf dem stand: »Riech an mir!«, und eine rosa Schachtel, die hauchfeine Wäsche enthielt, mit einem gelben Sticker, auf dem stand: »Zieh mich an!«
    Sie sammelte ihre Geschenke ein und ging damit wieder ins Bett. Sie fand es schade, dass Conall nicht da war, um sie mit ihr zu genießen, und fragte sich, wie es den Finnen wohl erging und ob Conall schon viele von ihnen geschasst hatte.
    Sie erinnerte sich noch ganz gut an damals, als mit den Rationalisierungen bei Apex Ernst gemacht wurde …

    Conall hatte im Erdgeschoss angefangen und schließlich ein Fünftel aller Mitarbeiter im Verkauf gefeuert, dann arbeitete er sich langsam von Stockwerk zu Stockwerk vor. Im ersten Stock, in der Lohnbuchhaltung, wurde ein Viertel der Angestellten ins düstere Nichts geschickt. Als Nächstes kam die Rechtsabteilung im zweiten Stock dran. Unterdessen duckten sich die Angestellten von PR und Marketing ängstlich und blass und warteten auf die Axt des Schassers.
    Das Gebäude hatte eine Invasion von Leuten erlebt – Zuarbeiter, von Sony bereitgestellt –, die wo immer möglich einen Schreibtisch besetzten, Verträge studierten und Conall Hathaway mit Machbarkeitsstudien versorgten, da er die Verantwortung trug.

    »Er ist Shiva, der Zerstörer der Welten«, sagte Danno, und ausnahmsweise dachte Katie, dass er nicht übertrieb. Nicht nur Stellen wurden gestrichen, auch Verträge mit vielen der weniger erfolgreichen Künstler wurden aufgelöst, zahllose Lebensentwürfe zunichtegemacht – alles wegen der Entscheidungen eines einzelnen Mannes.
    »Was geschieht mit der Seele eines Menschen, der diese Arbeit macht?«, fragte sich Katie.
    »Seele?«, höhnte Danno. »Conall Hathaway hat keine Seele.«
    »Er hat seine Seele an den Teufel verkauft«, sagte Lila-May.
    »Ha!«, sagte Danno. »Du meinst wohl, der Teufel hat ihm seine Seele verkauft, und Conall hat sie durchrationalisiert bis zum Letzten und dann mit Gewinn weiterverkauft. Aber warum machst du dir Sorgen, Katie Richardson? Du bist die Einzige, die noch da sein wird, wenn das hier mal vorbei ist.«
    So seltsam es schien, Conall war offenbar von Katie fasziniert. Erst glaubte es keiner, dann glaubten sie es, konnten es aber nicht begreifen. Warum Katie, wenn es so viele jüngere Frauen gab, die zudem noch sexy waren?
    Aber an denen zeigte Conall keinerlei Interesse. Obwohl er alle europäischen Apex-Standorte rationalisieren sollte, verbrachte er unverhältnismäßig viel Zeit im Dubliner Büro und erschien zu unangemeldeten und beunruhigenden Streifzügen, bevor er zielbewusst auf Katie zusteuerte, ihr dumme Fragen stellte, die ebenso gut einer seiner Wasserträger hätte stellen können. Weil Katie Conall magisch anzog, wurde sie von ihren Kollegen kritisch beäugt.

    »Ich habe gerade mit meiner Freundin in Calgary telefoniert«, erzählte Lila-May,

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