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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sie hätten den Abrutsch überlebt, spielten den ganzen Tag Monopoly und ernährten sich aus Dosen.)
    »Ich mache mich mal an die Arbeit.« Fionn zeigte auf den Garten vor dem Fenster. »Es ist ja alles ganz schön zugewuchert seit meinem letzten Besuch.«
    »Bleiben Sie nicht zu lange weg. Der Garten wird Sie vermissen«, sagte Jill. »Und ich auch«, fügte sie mutig hinzu.
    »Ich werde Sie auch vermissen«, sagte Fionn und zwinkerte ihr zum zweiten Mal zu. Er war ein Flirt, durch und durch ein Flirt.
    Einen atemlosen Moment lang überlegte Jill, ob Fionn …
    Nein, niemals.
    Fionn flirtete mit allen – noch auf seinem Foto flirtete er –, aber er fing nichts mit verheirateten Frauen an. Es wäre nicht recht. Und es wäre es nicht wert. Schließlich wollte er nicht, dass ein erboster Ehemann bei ihm aufkreuzte und seinen Garten demolierte. (Einmal war es tatsächlich passiert, ein reines Missverständnis. Francy Higgins’ Frau hatte sich gelegentlich mit Carmine Butcher zu einem Schäferstündchen getroffen, aber Francy war überzeugt, dass Fionn ihr Liebhaber sein musste, weil der attraktiv wie ein Filmstar war, während Carmine ein Ausbund von Hässlichkeit war. Fionn schaffte es, Francy zu beruhigen, aber erst nachdem der das Glasdach des Tomatengewächshauses zerstört und Fionns Auto mit Kartoffeln beworfen hatte. Es war kein großer Schaden entstanden, nur die Pflanzen hatten gelitten,
und das konnte Fionn nicht hinnehmen. Eine Kartoffel hatte nicht darum gebeten, eine Kartoffel zu sein, sie hatte auch nicht darum gebeten, vorzeitig aus dem Boden gerissen und gegen eine Windschutzscheibe geworfen zu werden.)
    Kein Wunder, dass es mir so schwerfällt, Fionn richtig zu deuten: Er ist ein sehr widersprüchlicher Mensch. Er will von der ganzen Welt geliebt werden – aber er ist kein Frauenheld, nicht im eigentlichen Sinne des Wortes. Er glaubt an Monogamie. Auch wenn es ihm nicht immer gelingt, sich daran zu halten.
    Immer wieder traten Frauen in Fionns Leben, die Interesse an ihm bekundeten, und wenn sie freundlich und attraktiv waren, ließ er sich darauf ein. Jedoch kam es gelegentlich vor, dass eine freundliche und attraktive Frau ihr Interesse an ihm bekundete, aber wenn man genau hinsah, stellte sich heraus, dass er schon eine Partnerin hatte. In solchen Fällen überließ er es am liebsten den Frauen, die Lage zu klären. Manchmal verlangten sie in tränenreichen Auftritten, dass er Stellung bezog und sich für eine von ihnen entschied, aber das behagte ihm nicht. Wenn er sich für eine entschied, war die andere böse auf ihn, und das konnte er nicht gut haben – dass jemand auf ihn böse war. In Wahrheit war er mit jeder Lösung glücklich, ob nun die erste Partnerin blieb oder die neue an ihre Stelle trat – wie immer es ausging, er war zufrieden damit.
    Aber manchmal setzte die siegreiche Partnerin es sich in den Kopf, dass sie und Fionn heiraten und die Polyester-Baumwoll-Bettwäsche der Junggesellenbehausung zugunsten eines Reihenhauses in Pokey aufgeben sollten,
wo die Sofas gute Sprungfedern hatten und die Häuser Zentralheizung. Nicht nur das, sondern jedes Mal hatte die Frau zudem den Wunsch, Fionn in ein umsatzstarkes Unternehmen zu verwandeln, mit richtigen Rechnungen und einem sauberen neuen Lieferwagen mit Handynummer auf den Seitenwänden. Erst dann entdeckten sie, dass Fionn nur bis zu einem gewissen Punkt umgänglich war. In dem Moment, wo etwas wirklich wichtig für ihn war, widersetzte er sich.
    SECHZIG TAGE …
    Im obersten Stockwerk der Star Street Nummer 66 ist mir aufgefallen, dass der mächtige Conall am Morgen seiner Abreise nach Helsinki nicht dazu gekommen war, Katies Spiegel aufzuhängen, der jetzt immer noch auf dem Boden steht. Das macht mich unerklärlicherweise nervös. Das gibt Ärger – ich spüre es mit Gewissheit –, wenn der Spiegel Katie, sobald sie in ihre Wohnung kommt, nicht von der Wand her anlächelt.
    Oh nein, hier ist sie schon …

    Sie warf ihre Tasche in die Ecke und streifte sich die Stiefel ab, von denen der eine auf dem Fußboden landete, während der andere gegen die Fußleiste polterte, dann ging sie ins Wohnzimmer und suchte den Spiegel.
    Zunächst – vielleicht naiv? – sah sie zur Wand, und als er dort nicht hing, wanderte ihr Blick zum Fußboden. Und da war er, so wie sie ihn verlassen hatte, er lehnte
vor dem Schrank mit, wenn das möglich ist, entschuldigender Miene für sein Herumstehen.
    Sie sah ihn lange, lange an, und ihre Lippen waren

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