Der hellste Stern am Himmel
eine große Rolle, und von Darfur hatten sie wahrscheinlich nie gehört, so dass sie nichts verstehen würden, wenn David plötzlich damit anfing.
»Es ist sowieso an der Zeit, dass ich deine Eltern kennenlerne«, sagte David. »Ich habe mit dem Gedanken gespielt …«
»Mmmm?«
»Vielleicht sollten wir zusammenziehen?« Er sah sie mit seinem eindringlichen Blick an, und sie war sprachlos.
»… Eh … du meinst, wir beide? Nur wir zwei allein?«
Für Maeve wäre es nicht das erste Mal, dass sie mit jemandem zusammenlebte. Als sie vor vier Jahren mit Harry, ihrem damaligen Freund, nach Australien gereist war, hatten sie natürlich zusammengewohnt. Doch die Gründe waren eher praktische gewesen, es hatte nicht mit einer Liebesbeziehung zu tun – sie waren zusammen aus Galway aufgebrochen, sie hatten begrenzte finanzielle Mittel, sie reisten in fremde Länder und brauchten sich gegenseitig als emotionale Unterstützung. Dazu kam, dass es nicht das wirkliche Leben war. Sie hatten Visa für zwei Jahre, und Maeve wusste, dass nach ihrer Rückkehr alles anders wäre. Die ganze Sache hatte eine eingebaute begrenzte Lebensdauer, und so war es auch:
Am Ende der zwei Jahre waren sie und Harry am Ende ihrer Beziehung angelangt. Sie waren noch Freunde – wenn sie sich sahen, was sie nicht taten –, aber nicht die Spur von Verliebtheit blieb.
Was David jetzt vorschlug, fühlte sich völlig anders an. Ernsthaft. Fast zum Fürchten.
»Und?« Er sah sie immer noch an und wartete auf ihre Antwort. Seine Pupillen hatten sich zu kleinen Punkten verengt.
»… na ja, David, ich muss erst mal darüber nachdenken.«
»Darüber nachdenken?« Er schien verwirrt, dann verletzt.
»Es ist eine große Entscheidung«, protestierte sie.
»Wohl kaum. Wir sind seit fünf Monaten zusammen.«
»Seit vier Monaten.«
»Viereinhalb.«
»David, es kommt mir einfach ein bisschen … schnell vor.«
»Schnell?«
»Ja, schnell.«
Er sah sie schweigend an. »Gut.« Er wedelte resigniert mit der Hand. »Lass dir Zeit. Und sag mir Bescheid, wenn es sich nicht mehr so … schnell anfühlt.«
NEUNUNDFÜNFZIG TAGE …
»War der Schasser da?«, brüllte Danno Katie entgegen, als sie ins Büro kam.
»Wie bitte?« Meine Güte, sie war kaum zur Tür herein.
»Ich habe gesagt: ›War der Schasser bei deinem Geburtstagsessen? ‹«, wiederholte Danno mit gespielter Geduld.
»Ja.«
»Wirklich? Scheiße!«
George saß an seinem Schreibtisch und strahlte vor Freude. »Habe ich doch gesagt! Wo sind meine zehn Euro?«
Katie sah zu, wie Danno seine Brieftasche, die aus einem seltsam anmutenden Material gemacht war – er behauptete, aus Menschenhaut –, öffnete und George einen Zehneuroschein gab.
»Ihr schließt Wetten ab?« Ob Conall kam oder absagte?
»Ich war überzeugt, er würde nicht kommen«, sagte Danno. Er zeigte auf seinen Bildschirm. Er hatte ein Diagramm von all den Malen erstellt, als Conall eine Verabredung mit Katie nicht eingehalten hatte. Erst war es durchschnittlich jede vierte Verabredung, dann jede dritte. »Anhand der Angaben, dass er die drei letzten Male hintereinander abgesagt hat und dass eure Beziehung in den letzten Zügen liegt, habe ich hochgerechnet, dass er nicht kommen würde. Das hätte jeder Mathematiker so gemacht.«
»Und ich, ich verlasse mich auf meine Intuition, ich bin ein Bauchmensch«, sagte George. »Und mein Gefühl sagt mir, dass die drei Absagen hintereinander eine Zufallshäufung waren. Außerdem war es dein Geburtstag,
da konnte er dich nicht sitzenlassen. Dazu kam, dass das Essen ja seinetwegen verschoben worden war, weil er an deinem richtigen Geburtstag nicht da ist, da konnte er nicht absagen.«
»Unlogisch argumentiert.« Danno hob belehrend den Finger. »Er hätte aus Mogadischu, oder wo immer er gerade die Leute feuert, anrufen und seine Kreditkartennummer durchgeben können. Katies Familie und Freunde hätten auch ohne ihn das Essen und den teuren Wein haben können. Den anderen wäre das vermutlich sogar lieber gewesen, oder, Katie?«
»Wahrscheinlich schon«, gab Katie zu.
»Gab es Spannungen?«, fragte George, der verständnisvoll sein wollte.
»Ja«, sagte sie. »Er ist mit Champagner bei mir aufgekreuzt.«
»Uh!«, höhnte Danno. »Das ist doch passé! Heute trinkt niemand mehr Champagner. Heute trinkt man Prosecco.«
George starrte angestrengt auf seinen Bildschirm. George trank für sein Leben gern Champagner. Wenn er alle seine Fantasien zu einer verwob, würde er seine
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