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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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zusammengekniffen, als lutschte sie einen sauren Drops.
    Katie wurde nicht oft sauer, aber jetzt war sie sauer.
    Ich wollte keine Platinuhr, dachte sie. Daneben sahen alle anderen Geschenke lächerlich aus (ihre Mutter hatte ihr einen Brotkasten geschenkt). Auch hatte sie nicht gewollt, dass Conall das Essen für alle zehn Gäste bezahlte, denn jeder Mann in ihrer Familie fühlte sich angesichts Conalls Reichtum unzulänglich. (Sie hatte genau gehört, wie ihr Vater »reicher Pinkel« gemurmelt hatte, auch wenn er es noch so sehr leugnete.) Sie hatte nur gewollt, dass Conall sein vor siebzehn Tagen gegebenes Versprechen einlöste und einen Haken in die Wand schlug, damit sie ihren Spiegel daran aufhängen konnte. Sie hatte ihm die Stelle gezeigt, hatte sie mit einem Stift markiert, und er hatte sehr überzeugend gesagt, dass er vor seinem Flug vorbeikommen und die Sache erledigen würde. Fünf Minuten, länger würde es nicht dauern, hatte er ihr versprochen.
    So wie er das sagte, klang es ganz einfach, und sie überlegte, ob sie es selbst machen sollte, aber sie hatte keinen Bohrer, sie wollte auch keinen Bohrer haben, und bestimmt würde sie nicht mit rosa Werkzeugkasten und Glitzerdübeln und dergleichen anfangen.
    Conall hätte jemanden vorbeischicken können, einen Handwerker oder so – als sie den Spiegel gekauft hatte, hatte er ihr das angeboten –, aber sie hatte darauf bestanden: Ihr Spiegel sollte von keinem anderen als Conall selbst aufgehängt werden. Sie wollte eine Geste von
ihm, ein Stück von seiner Zeit und Energie, etwas, das mit Geld nicht zu bekommen war.
    Sie griff nach ihrem Handy und hackte eine SMS hinein.
    »Spieglein, Spieglein an der Wand. Hoppla: Spieglein, Spieglein, immer noch auf dem Fußboden.«
    Sie war sehr wütend, ja, wirklich sehr wütend. Conall ist ein egoistischer Lügner, dachte sie, Conall ist ein unzuverlässiger Mistkerl. Und diese Gedanken kamen viel schneller und heißer und mit viel mehr Farbe an die Oberfläche.
    Alle Versprechen, die Conall nicht eingehalten hatte, umschwirrten sie wie bunte fliegende Untertassen, und am meisten war sie wütend auf sich selbst. Sie hätte sich niemals auf ihn einlassen sollen. Schließlich wusste sie ja, was passieren würde …

    Nachdem Conall acht Tage bei Apex gewirkt hatte, bat er um ein Treffen mit Katie, und obwohl sie reichlich Zeit gehabt hatte, eine Absage vorzubereiten, hatte sie das nicht getan.
    Als Erstes sprach er über die Arbeit. »Ich habe eine Neuigkeit«, sagte er.
    »Sie wollen mich bei eBay verkaufen?«
    »Nein, ich habe Berichte von den Künstlern. Sie mögen Sie. Sie sagen, Sie sind sehr mütterlich. Sie können Ihre Stelle behalten.«
    »Was ist mit meinem Team?«
    »Die behalten auch ihre Stellen.«
    »Alle?«
    »Ja, alle.«

    »Mit demselben Gehalt wie bisher?«
    »Mit demselben Gehalt.«
    Sie sah ihn misstrauisch an.
    »Es gibt keinen Haken«, sagte er. »Es ist alles offiziell. Neue Arbeitsverträge werden gerade aufgesetzt und sind in einer Stunde hier. Können wir jetzt zusammen ausgehen?«
    Sie senkte den Blick und sagte nichts. Dies war der Moment, in dem ihr Eigeninteresse mit ihrer Loyalität zu den Kollegen, die entlassen worden waren, in Konflikt geriet.
    »Darf ich Sie ins Ballett einladen?«, fragte er.
    Sie riss den Kopf hoch. »Nein, bloß nicht. Ich finde Ballett so langweilig, dass es mir die Tränen in die Augen treibt, und beim Spitzentanz tun mir sofort die großen Zehen weh, aus reinem Mitgefühl mit den Tänzerinnen.«
    Ein Lächeln ging über sein Gesicht, vielleicht war es das erste Mal, dass sie ihn lächeln sah. »Ihre großen Zehen tun Ihnen weh?« Er sah sie an, als wäre sie ein seltenes, faszinierendes Wesen. »Verstehe. Wie ist es mit Oper? Würde Ihnen das gefallen?«
    »Nein, nein, nein. Oper finde ich unerträglich. Ich muss mir bei meiner Arbeit schon viel zu viel Musik anhören. Ich mag überhaupt keine Musik.«
    »Gar keine?« Er klang erstaunt. »Auch Leonard Cohen nicht?«
    »Auch Leonard Cohen nicht.«
    »Das ist aber wirklich schade. Für Sie, meine ich. Ich liebe Musik.«
    »Weil Sie ein Mann sind.«

    Da musste er lachen. Leise zwar, aber es war ein Lachen.
    »Welche Musik mögen Sie denn?«, fragte sie.
    »Oper, klar, aber jede Art von Musik. Außer Powerballaden.«
    »Ich mag am liebsten Stille.«
    »Stille?« Er schüttelte verwundert den Kopf. Sie war in der äußerst ungewöhnlichen Situation, dass jedes Wort aus ihrem Mund ihn bezauberte. Merk es dir gut,

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