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Der hellste Stern am Himmel

Der hellste Stern am Himmel

Titel: Der hellste Stern am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sagte sie zu sich, als Erinnerung für später, wenn du alt bist.
    »Sie mögen Ballett nicht, Oper nicht, Sie mögen keine Musik. Was mögen Sie denn?«
    Sie dachte nach. »Essen. Schlafen. Mit Freunden Wein trinken und die Katastrophen im Leben von Berühmtheiten besprechen.« Die Zeiten, als sie einen Mann belogen hatte, um sich interessant zu machen, waren lange vorbei.
    »Essen?«, fragte er. »Schlafen?« Sein Gesicht verriet vollkommene Bewunderung.
    Sie hatte nicht geahnt, dass sie so faszinierend war.
    »Essen besonders«, sagte sie.
    »So sehen Sie gar nicht aus.«
    Wenn er wüsste, wie sehr sie mit ihrem Appetit zu kämpfen hatte. Der war wie ein Rottweiler, der an der Leine zog und zerrte und sich ihr zu entreißen und alles in Reichweite zu vertilgen drohte.
    »Ich gehe zu einem Personal Trainer«, sagte sie.
    »Ich auch.«
    »Meine heißt Florence, sie geht mit mir bei Regen joggen und besteht darauf, dass ich auf dem Parkplatz
von Tesco Übungen mache. Ich gehe nur einmal in der Woche zu ihr, aber sie vertraut mir, dass ich an den anderen Tagen auch Sport treibe, und ich habe Schuldgefühle, wenn ich es nicht tue.«
    »Meiner heißt Igor. Wir gehen zusammen ins Fitnessstudio.«
    »Ich wollte nie jemand sein, der einen Personal Trainer hat«, vertraute sie ihm an.
    Aber sie wollte auch nicht jemand sein, der Jeans in Größe vierundvierzig brauchte, und genau das würde passieren, wenn sie nichts unternahm.
    »Haben Sie nächsten Samstag Zeit?«, fragte er.
    »Warum wollen Sie mit mir ausgehen? Ich bin bestimmt nicht Ihr Typ.«
    »Das stimmt. Aber ich …« Er schüttelte den Kopf. »Ich, eh, also, ich kann einfach nicht aufhören, an Sie zu denken.«
    Sie sah ihn forschend an. Die Sache war sehr schwierig.
    »Nur einmal«, sagte er.
    Einmal. Es sah wohl kaum so aus, als würde er um ihre Hand anhalten. Nicht, dass Katie unbedingt heiraten wollte. Ja, früher einmal, da hätte sie gern den Ring und das Kleid und die Kinder gehabt – wer konnte ihr das vorwerfen? Früher hatte es vieles gegeben, das sie sich gewünscht hatte: Konfektionsgröße sechsunddreißig zu tragen, fließend Italienisch zu sprechen, dass Brad und Jennifer wieder ein Paar wurden. Aber nichts davon war zustande gekommen, und sie hatte es überstanden.
    Selbst wenn sie hätte heiraten wollen, war klar, dass Conall nicht derjenige sein würde. Es war höchst ungewöhnlich,
dass ein Mann das Alter von zweiundvierzig Jahren erreichte (wie Conall) und nicht versehentlich geheiratet hatte. Selbst einer wie George Clooney, der jeder Verpflichtung aus dem Weg ging, hatte irgendwo in seiner Vergangenheit eine gescheiterte Ehe.
    »Was wollten Sie damals in dem Schreibwarenladen?«, fragte sie mit plötzlicher Dringlichkeit. »Sie erinnern sich, wir haben uns getroffen …«
    »Ich erinnere mich. Ich habe mir … die Sachen angeguckt.«
    »Sie meinen, Sie wollten nichts Spezielles kaufen? Sie wollten nur stöbern?«
    »Stöbern?« Er probierte das Wort aus. »Man könnte es so nennen. Man könnte sagen, … dass ich gern in Schreibwarenläden gehe.«
    Ihr Herz schlug schneller. Sie hatten eine Gemeinsamkeit. »Wie geht es Ihnen bei Drogerien? Stöbern Sie da auch manchmal?«
    »Ich mag Drogerien«, sagte er vorsichtig.
    »Ich liebe Drogerien. Sie tun so viel Gutes. Sie helfen einem, besser zu schlafen, sie beseitigen Magenverstimmungen, verkaufen Bräunungscreme.«
    »Da haben Sie Recht. Aber am besten gefallen mir doch Eisenwarenhandlungen. Und Ihnen?«
    »Ja, die sind ziemlich nützlich«, erwiderte sie ebenso vorsichtig wie er. Sie fand Eisenwarenhandlungen unerträglich. Da war es immer so kalt. Aber sie wollte guten Willen zeigen.
    »Samstag?«, fragte er, weil er merkte, dass sie nachgab.
    Was war mit den Kollegen, die er gefeuert hatte? Aber
andererseits, man hatte nur ein Leben und einen Versuch, das Glück zu finden.
    »Haben Sie Schokolade?«, fragte sie.
    Er sah sie überrascht an. »Ja.«
    »Ich meine, haben Sie welche dabei?«
    Er klopfte sich auf die Jackentasche. »Ja.«
    »Haben Sie immer Schokolade bei sich?«
    »Eh … ja.«
    Ein Mann, der immer Schokolade bei sich hatte? Damit hätte sie ihren Kampf gegen das Essen für immer verloren. Aber wie konnte sie nicht bezaubert sein – wenigstens ein bisschen – von einem Mann, der das liebte, was sie auch liebte?
    »Also gut«, sagte sie, »Samstag.«
    Er seufzte. »Ich danke Ihnen.«

    Katies Familie und ihre Freunde waren fassungslos. Jeder hatte eine Meinung.
    Ihre Freundin

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