Der hellste Stern am Himmel
verhinderten die, dass sich die Fersen hinten am Schuh aufscheuerten, sondern sie verliehen dem Fuß im Schuh auch besseren Halt und sorgten dafür, dass die Ferse nicht im entscheidenden Moment aus dem Schuh rutschte – wie das eine Mal vor Jahren, als sie vor Hunderten von Menschen über eine Bühne gehen musste, um einen Preis entgegenzunehmen, eine Auszeichnung als PR-Frau des Jahres. Die kleine Figur auf ihrem Kaminsims war im Lauf der Zeit fleckig geworden, aber die demütigende Erinnerung an diesen Moment war klar und lebendig wie am Anfang. Sie wollte das nicht noch einmal erleben.
Sie erledigte die vier Anrufe, die sie hatte machen wollen, bevor Danno Conall angekündigt hatte, ging dann in aller Seelenruhe auf die Toilette und schminkte sich mit allem, was sie in ihrer Tasche finden konnte. Erst
dann bestieg sie den Aufzug und fuhr nach unten. Und da saß, wie Danno gesagt hatte, Conall und drückte, gedankenversunken und mit finsterem Blick, auf die Tasten von seinem BlackBerry.
Als sie auf ihn zukam, hob er den Kopf, und seine ganze Haltung wurde weich. Er sprang auf. Sie erlaubte ihm, sie zu küssen – allerdings nicht mit einem feuchten Knutscher, denn schließlich war dies ihre Arbeitsstätte, hinzu kam, dass er weder ihren Spiegel aufgehängt noch ihre SMS beantwortet hatte –, dann löste sie sich von ihm.
»Alles Gute zum Geburtstag«, sagte er und sah sie mit leuchtenden Augen an.
»Was ist in Helsinki passiert?«
Er zuckte die Achseln und lächelte immer noch. »Du hast Geburtstag.«
»Du meinst, die Verhandlungen sind kurzfristig ins Stocken geraten, aber morgen musst du wieder hin?«
»Genau.« Er seufzte. »Ich kann vor dir nichts verbergen. Ich weiß gar nicht, warum ich das versuche. Darf ich dich zum Lunch ausführen?«
Sie überlegte. Sie dachte an den Spiegel. »Könnte sein.«
»Kannst du dir dann den Nachmittag freinehmen und ihn mit mir im Bett verbringen?«
»Ich muss zu einer Pressekonferenz.«
»Ich habe dich vermisst«, sagte er leise.
»Ich muss zu einer Pressekonferenz.« Sie biss die Zähne zusammen. Sie würde kein weiteres Wort sagen.
Er hatte übermenschliche Überredungskünste. Er musste nicht sprechen, um seinen Willen durchzusetzen,
es reichte, dass er sie mit seinen kiesgrauen Augen ansah, Augen, in denen stand, dass er unglücklich war und Katie allein sein Leben erträglich machen konnte.
Ein Beweis dafür, wie groß seine Überredungskunst war, konnte man darin sehen, dass Katie sich nach dem schrecklichen Glyndebourne-Unternehmen überhaupt wieder mit ihm verabredete. Sie war fest entschlossen, nichts weiter mit ihm zu tun zu haben, doch irgendwie brachte er sie dazu, ihm noch eine Chance zu geben. Das zweite Mal war ganz anders als der Opernabend, aber wahrscheinlich ebenso riskant, denn Conall stellte sie seiner Familie vor. Seine Neffen, Laddie und Hector, eineiige Zwillinge, feierten ihren vierzehnten Geburtstag; sie hatten den gleichen feindseligen Haarschnitt, bei dem ihnen die Haare über die Augen fielen, und das gleiche Desinteresse an Katie, als sie das kleine Wohnzimmer betrat. Erst auf Conalls Aufforderung hin knurrten sie eine Begrüßung, aber sie blieben da sitzen, wo sie waren, der eine auf dem Sofa, der andere auf dem Fußboden.
Katie war zutiefst gekränkt. Nur jemand, der wirklich nicht richtig tickte, konnte glauben, dass dieser Besuch eine gute Idee war. Aber Conalls Bruder Joe mit dem sich lichtenden rötlichen Haar war freundlich zu ihr, genau wie seine Frau Pat. Dann stürmte ein kleines Mädchen ins Zimmer und erklärte: »Das sind aber schöne Schuhe.«
»Meinst du mich?«
»Du bist doch die Einzige hier mit scharfen Schuhen, oder?«
Das war Bronagh, Conalls siebenjährige Nichte, die Conall so ähnlich sah, dass Katie lachen musste.
»Ich weiß«, sagte Joe, »man könnte denken, die Frau hat es hinter meinem Rücken mit meinem Bruder getrieben, aber sie schwört, dass es nicht der Fall war.«
Pat verdrehte die Augen. »Ich bin verrückt, aber so verrückt auch wieder nicht.« Zu spät wurde ihr bewusst, was sie da gesagt hatte.
»Danke, Pat«, sagte Conall. »Als hätte ich nicht schon Mühe genug, Katie zu überzeugen, dass ich normal bin.«
»Führ uns mal dein neues Auto vor!« Damit löste Joe einen Ansturm auf die Haustür aus. Sogar die verdrossenen Zwillinge erwachten aus ihrem Stumpfsinn bei der Vorstellung von einer Probefahrt in Onkel Conalls neuem Lexus. Sie verließen das Haus, Pat verschwand in der
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