Der hellste Stern am Himmel
geht’s?«
»Es hat einen kleinen … Zwischenfall … gegeben.«
»Was für einen?« Sag schon .
»Wenn ich sage, ein kleiner Hausbrand , würdest du mich verstehen?«
»Ein Brand? Im Haus? Ein kleiner?«
»Du hast es auf Anhieb erfasst. Ein Topf stand zu lang auf einer Gasflamme, der Vorhang hat Feuer gefangen, ist aus dem Fenster geweht. Kein großer Schaden, aber jetzt musst du die Brandflecken übermalen.« Er kicherte. »Am besten, du machst dich sofort auf den Weg, mit deinem Farbpinsel.«
»Ich bin in Dublin, Mr. Ramble.« Flan, Flan, Flan .
»Ich habe versucht, Murdy zu erreichen, oder Ronnie, aber ich komme nicht an sie ran.«
Das war ja nichts Neues. »Ich bin in Dublin«, wiederholte
Lydia. »Achtzig Kilometer, die zwischen uns liegen. Und mit Autos verstopft sind.«
»Jemand muss kommen«, sagte Flan und klang, als wäre es ihm unbehaglich.
Irkutsk, Irkutsk, Irkutsk.
So wenig sie Flan Ramble auch mochte, und sie mochte ihn überhaupt nicht, er informierte sie einfach nur.
»Ist gut, danke. Ich bin auf dem Weg.«
Keine Zeit für ihren Lunch. Sie schaltete das Taxi-Leuchtschild aus, dachte bedrückt daran, dass sie einen halben Tag kein Geld verdienen würde, und fuhr nach Hause. Beim Fahren rief sie Murdy an, der zu ihrer Überraschung ans Telefon ging.
»Ich dachte, du bist die Bank«, fuhr er sie an. »Ich stecke mitten in der Krise! Sie haben mir meinen Kredit gesperrt. Wenn ich bis heute Nachmittag nicht dreißigtausend zusammenhabe, kann ich meinen Laden dichtmachen.«
Er legte auf. Legte einfach auf! Das war nichts Ungewöhnliches, aber merkte er nicht, dass es diesmal anders war? Schlimmer. Ein Brand. Verbrannte Vorhänge. Das war ernst!
Sie wählte Ronnies Nummer, der – sie konnte es nicht fassen – die ganze Sache abtat. »Du machst aus einer Mücke einen Elefanten«, sagte er mit empörender Gelassenheit. »Mal wieder.«
»Das Haus hat gebrannt!«
»Wenn du so besorgt bist, warum bist du dann nicht da?«
Auch er legte auf. Ssskkk! Das war doch zum Verrücktwerden. Warum war sie die Einzige …? Mit zittrigen
Fingern wählte sie Raymonds Nummer, aber er hatte sein Telefon abgeschaltet. Warum war es abgeschaltet? Weil er schon Bescheid wusste. Er hatte es erfahren.
Mistkerl. Mistkerle, alle miteinander, egoistische nutzlose mistige Mistkerle . Sollen sie in Archangelsk krepieren. Sollen sie mitten im Winter ohne Handschuhe nach Murmansk geschickt werden. Oder von einem Schiff im Trockendock in Gdansk stürzen. Jetzt musste sie nach Boyne im County Meath fahren, und sie musste gleich losfahren, wenn sie dem Freitagabend-Feierabendverkehr aus Dublin zuvorkommen wollte. Zwanzig Minuten später, und die Fahrt würde drei Stunden länger dauern, drei Stunden, die sie auf der N3 verbringen würde, wo sie Abgase einatmen und nach Westen gucken müsste, in eine irre glänzende Sonne, die auf ihr Autodach brennen würde, von einem Auto ohne Klimaanlage.
Voll düsterer Entschlossenheit machte sie einen Plan. Wenn sie in Boyne ankam, würde sie zu diesem widerwärtigen Buddy Scutt gehen und erst dann wieder abziehen, wenn sie das bekommen hatte, was sie wollte und was er ihr schon vor Monaten hätte geben sollen.
Dann rief sie Gilbert an. Das Telefon klingelte lang, dann sprang der Anrufbeantworter an.
»Ich bin heute Abend nicht da. Vielleicht auch morgen nicht. Ruf mich an«, sagte sie. Aber ihr Gefühl sagte ihr, dass er das nicht tun würde. Eher würde er schmollen wie ein Kind, um sie dafür zu bestrafen, dass sie ihn versetzt hatte.
Manchmal hatte sie Zweifel wegen Gilbert.
Wie Poppy häufig sagte: »Vertraue nie einem Mann, der zwei Handys besitzt.«
Und Gilbert hatte drei.
Drei, von denen sie wusste.
In der Star Street 66 rannte sie die Treppe hoch, hastete in die Küche, um ihren Joghurt in den Kühlschrank zu stellen, aber der war voll – bis auf den letzten Quadratzentimeter – mit ordentlich aufgereihten Bierdosen, seltsames polnisches Bier, das die beiden im polnischen Supermarkt gekauft hatten. Jan fuhr übers Wochenende zu seiner Freundin, also hatte Andrej vor, mit seinen Freunden zu feiern. Es gab tatsächlich keine Lücke mehr für ihren Erdbeerjoghurt! Einen einzelnen Erdbeerjoghurt! Die meisten jungen Frauen brauchten Platz für Sojamilch, Brokkoli, Leinsamen und was nicht alles. Andrej und Jan wussten ja gar nicht, welches Glück sie mit ihr hatten.
Sie zerrte eine Bierdose aus der Plastikhalterung, setzte ihren kleinen rosa Joghurt zwischen all die
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